ThSV: Favoritenrolle vollauf gerecht geworden

Der ThSV Eisenach wurde seiner Favoritenrolle vollauf gerecht. «Nach einer nervösen Auftaktphase landeten wir einen souveränen Erfolg», lautete das Kurzfazit von Eisenachs Trainer Maik Handschke nach dem 28:18 (13:9) seiner Schützlinge über den HC Erlangen.
Über 1500 Zuschauer, darunter die ehemaligen ThSV-Spieler Stephane Joulin und Stephan Mellack sowie Deutschlands Juniorinnen-Auswahltrainer Rainer Osmann, erlebten ein «unaufgeregtes Spiel», weil die Hausherren den Gästen aus Franken klar überlegen waren. In den jungen Unparteiischen Ronny Dedens und Nicko Geckert aus Magdeburg hatte die Partie zwei unauffällige, jedoch sichere Spielleiter. Frank Bergemann, der Erlanger Coach, war sauer «Die Art und Weise, wie wir den kompakt und robust aufspielenden Eisenachern begegneten, hat mich schon negativ überrascht; schließlich stecken wir im Abstiegskampf.»
Für die Franken setzte es im neunten Auswärtsspiel die neunte Niederlage. Eisenachs Trainer Maik Handschke warb um Verständnis für manch holprige Angriffsaktion im ersten Abschnitt. «Die Mannschaft war hochgradig motiviert. Endlich wieder ein Auftritt vor den eigenen Fans. Sie wollte ihre neue Qualität unbedingt unter Beweis stellen, setzte sich selbst unter enormen Druck.» Der an einer Entzündung im Fuß laborierende Kapitän Karsten Wöhler nahm nur für den «Notfall» auf der Bank Platz. Benjamin Trautvetter ging grippegeschwächt in die Partie, was Trainer Maik Handschke zu einem zusätzlichen Deckungs- und Angriffswechsel veranlasste. «Das sorgte für zusätzliche Hektik», betonte der ThSV-Coach.
Im Angriff zeigte er freilich seine Klasse, war dankbarer «Abnehmer» vieler von Pavel Prokopec ausgelöster Ballstafetten zur Kreismitte. Spektakulär sein Rückhandtreffer im Fallen zum 10:8 (22.). Benjamin Trautvetter markierte sieben Treffer selbst, konnte in drei Fällen nur auf Kosten eines Strafwurfes am Wurf gehindert werden. «Nach dem Seitenwechsel spielten wir besonnener und platzierten unsere Würfe besser gegen den guten Erlanger Schlussmann Andreas Bayerschmidt; freilich nicht ohne noch Reserven zu haben», betonte Maik Handschke, dem erneute Abwehrschnitzer auf der Linksaußenposition im Magen lagen. «In einem Spiel auf Augenhöhe zwischen beiden Mannschafen können diese zum Knackpunkt werden.»
Ein unüberhörbarer Hinweis, wo noch intensiv zu arbeiten ist. «Jeder hat jedoch gesehen, wir sind einen Schritt nach vorn gekommen», zeigte sich Maik Handschke optimistisch. Vergessen die Schmach der deutlichen Niederlage vom September in Erlangen.

Verabschiedung Günter Oßwald als Aufsichtsratsvorsitzender
Emotionen gab es bereits vor dem Anpfiff. In ihrer nahezu 25-jährigen Geschichte erlebte die Werner-Aßmann-Halle ein Novum. Sandro Merten, viele Jahre im Stab der ehrenamtlichen Helfer des ThSV Eisenach, stellte seiner Geliebten einen Heiratsantrag. Der «positive Bescheid» wurde mit donnerndem Applaus von den Rängen aufgenommen.
Der ThSV Eisenach verabschiedete mit Günter Oßwald einen der größten Gönner des Sports in Thüringen aus seiner Funktion als Vorsitzender des Aufsichtsrates der ThSV-Marketing GmbH. Der Chef der Firma «Federn-Oßwald» gehört seit seiner Gründung zu den Sponsoren des ThSV Eisenach, sprang mehrfach als «Feuerwehrmann» ein, stellte sich in schwierigen Zeiten dieser verantwortungsvollen Aufgabe. Präsident Gerhard Sippel und Marketing-Geschäftsführer Uwe Ostmann dankten unter langem Beifall der Zuschauer Günter Oßwald für sein engagiertes Wirken an der Spitze des Aufsichtsrates der ThSV-Marketing GmbH.

Nach nervösem Start das Zepter klar übernommen
Die Eisenacher standen zu Beginn offensichtlich zu sehr unter Feuer, brachten nicht die nötige Beharrlichkeit auf, um die offensive Abwehr der Gäste mit Bastian Krämer auf vorgeschobener Position, auszuspielen (4:4, 8. Min.). Daniel Luther und Philipp Emmelmann lösten frühzeitig Girts Lilienfelds und Benjamin Trauvetter für Abwehraufgaben ab. Die Gäste versuchten mangelnde Torgefahr aus dem Fernwurfbereich über Spielzüge zum Kreis zu kompensieren. Eisenachs Rückraumspieler Tomas Sklenak explodierte immer wieder in Richtung Erlanger Kasten, ließ sich nicht stellen. Der Treffer zum 7:5 (12.) war bereits der 4. Torerfolg des Tschechen. Landsmann Pavel Prokopec übernahm nun fest die Zügel des Eisenacher Spieles, traf selbst vom Punkt zum 9:5 (15.). Doch beim Torwurf haperte es noch (Hoffmann, Lilienfelds, Prokopec). Nach dem 9:8 (19.) hatten die Gäste durch den Ex-Eisenacher Christoph Auer sogar den Ausgleich auf der Hand, doch dessen Ball landete am Holz. Das Signal für den ThSV Eisenach, den eigenen Kombinationswirbel mit mehr Schärfe, mehr Bewegung mit und ohne Ball, zu betreiben. Torhüter Radek Musil bügelte indes noch manchen Aussetzer im Abwehrverband aus, ließ sich bis zur Pause nur noch einmal bezwingen. «In Überzahl kassierten wir zwei Tore», schüttelte Erlangens Coach Frank Bergemann den Kopf über die Vorpausenminuten zum 13:9 Halbzeitstand. Er hatte längst Christoph Auer auf die Bank beordert. «An einstiger Wirkungsstätte hatte er sich soviel vorgenommen, doch wirkte nicht kraftvoll genug. Es hätte keinen Sinn gehabt, ihm auf dem Parkett zu belassen», begründete Frank Bergemann seinen Schritt.

Souverän die Franken beherrscht
Der Aufsteiger war mit seinem Handball-Latein am Ende. «In Zweikämpfen waren wir zu langsam. Gegen die offensiv agierende 6:0-Abwehr resignierten wir frühzeitig», befand Erlangens Trainer. «Benjamin Trauvetter vermochten wir nicht mehr abzuschirmen.» Martin Hoffmann, mit zahlreichen Ballgewinnen in der Abwehr, lochte bereits 20 Sekunden nach Wiederanpfiff zum 14:9 ein. Zu hausbacken die Gäste, die von einem kleinen aber unüberhörbaren Anhang bis zum Ende unterstützt wurden. Tomas Sklenak bediente den auf Linksaußen für Adrian Wöhler eingewechselten Alexander Schiffner, der zum 19:11 traf (41.). Benjamin Trautvetter war mal wieder nur regelwidrig zu stoppen. Pavel Prokopec ließ dem ins Erlanger Gehäuse gekommenen Bernhard Zapf beim Strafwurf zum 20:11 (42.) keine Chance. Zwar misslang ein Kempa-Versuch, doch einige Glanzlichter hatten die Eisenacher noch parat, wie das Zuspiel von Girts Lilienfelds auf Benjamin Trautvetter zum 22:14 (50.). Daniel Luther ließ seine Wurfkraft per Doppelpack zum 25:16 (53.) aufblitzen. Nach einer Ballstafette zu Benjamin Trautvetter und dem 26:16 (54.) startete die Laola-Welle durch das Rund der Werner-Aßmann-Halle. Mit dem jungen Hannes Münch für Tobias Wannemacher auf der Regieposition gingen die Gäste in die Schlussminuten, in denen Daniel Stumpf (insgesamt 7 Treffer) die sich bietenden Torchancen für ein Aufbessern der insgesamt kargen Trefferausbeute des Aufsteigers nutzte. Pavel Prokopec zeichnete sich per Strafwurf für den Endstand verantwortlich.

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ThSV Eisenach jetzt spielfrei und dann erneut Heimrecht
Am nächsten Wochenende ist der ThSV Eisenach spielfrei, empfängt dann am Samstag, 21.02.09 mit der TSG Groß-Bieberau die Überraschungsmannschaft der Saison. Tickets sind ab Wochenmitte im Vorverkauf in Eisenach und Waltershausen erhältlich. Reservierungen möglich unter Tel. 03691/82800 oder 72360.

Statistik
ThSV Eisenach: Musil, Nositschka; Hoffmann (3), Trautvetter (7), Sklenak (6), A. Wöhler (2), Luther (2), Emmelmann, Schiffner (1), K. Wöhler, Lilienfelds (3), Prokopec (4/4), Szep-Kis

HC Erlangen: Bayerschmidt, Zapf (ab 53.); Müller, Schwandner, G. Münch, H. Münch, Krämer (1), Wannemacher (2), Nienhaus (5), Auer (2), Schmidtke (1), Stumpf (7/3), Luther

Siebenmeter: Eisenach 5/4; Erlangen 4/3

Zeitstrafen: Eisenach 4 x 2 Min.; Erlangen: 3 x 2 Min.

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