ThSV mit 32:28-Sieg im Traditionsderby über den EHV Aue

In einem Duell von zwei alten Rivalen triumphierte am Samstag auf dem Eisenacher Markplatz zum Abschluss des Festzuges zum Sommergewinn (erwartungsgemäß) Frau Sunna über den Winter. Am Abend triumphierten die Handballer des ThSV Eisenach (nicht unbedingt erwartungsgemäß) im Duell mit dem alten Rivalen aus dem Erzgebirge, dem EHV Aue, um Zweitbundesligapunkte mit 32:28 (15:10). Über 1850 Zuschauer bildeten im Eisenacher Handballtempel eine stimmungsvolle Kulisse. Die Neuauflage des ewig jungen Traditionsderbys atmete Rasse und Klasse, wurde jedoch eindeutig von den Gastgebern geprägt. Diese knüpften nahtlos an ihre Leistung vom Überraschungssieg (25:22) beim Tabellen-Zweiten Bergischer HC an.
Das war nicht so zu erwarten, standen ThSV-Coach Maik Handschke im Vorfeld etliche Sorgenfalten im Gesicht. Linkshänder Girts Lilienfelds fehlte, wie übrigens auch Valdis Gutmanis beim EHV Aue, wegen Auswahlaufgaben für Lettland bei diesem Handball-Klassiker. Rückraum-As Tomas Sklenak kehrte erst am Spieltag von Einsätzen mit der Nationalmannschaft Tschechiens zurück. Mit Pavel Prokopec und Daniel Luther konnten zwei weitere Rückraumspieler verletzungsbedingt kaum trainieren. Maik Handschke zeigte sich nach dem Abpfiff dann auch merklich erleichtert.
«Meine Mannschaft hat sofort den die Auer Mannschaft auszeichnenden Kampf angenommen. In der Abwehr wurde mit Leidenschaft geackert. Unsere Abwehr bildete den Grundstein des Erfolges. Bei Ballbesitz setzten wir erfolgreich auf eine kontrollierte Offensive», freute sich der Eisenacher Trainer. Timo Meinl, der Keeper des EHV Aue, im Vorjahr noch im Kasten des ThSV Eisenach und dessen Kapitän, stemmte sich gegen die bereits zur Halbzeitpause sich abzeichnende Niederlage. Erfolglos. Fünfzehn abgewehrte Bälle hatten letztlich nur statistischen Wert. Radek Musil, quasi der Nachfolger von Timo Meinl im Eisenacher Gehäuse, harmonierte wieder bestens mit seinen Vorderleuten, verwehrte selbst 17 Bällen den Weg ins Tor. Mit Zbynek Vesely und Alexander Urban kehrten zwei weitere ehemalige Eisenacher in ihre einstige Wirkungsstätte zurück. Rechtsaußen Zbynek Vesely musste schon vor dem Anpfiff viele Hände schütteln, wirkte danach deutlich gehemmt. Kreisspieler Alexander Urban, der im Sommer vermutlich zu Zweitbundesligaaufsteiger und «Mellack-Club» Potsdam wechselt, zog die meiste Aufmerksamkeit in der 60. Minute auf sich, als er nach der dritten Zeitstrafe die rote Karte sah. «Wir haben es verpasst, konsequent und mutig zu spielen», bilanzierte Maik Nowak, der Coach des EHV Aue. Er hatte für sein Team nur fünf Technik-/Regelfehler registriert, aber auch 25 erfolglose Angriffe. Das spricht natürlich auch für die Defensivleistung der Eisenacher. Der zum «Abwehrspezialisten» umfunktionierte Philipp Emmelmann erlitt bei einer Abwehraktion einen Leistenbruch. Ein aus dem rechten Rückraum insbesondere nach dem Seitenwechsel immer wieder aus der zweiten Etage erfolgreich abziehender Marcel Schäfer (10 Treffer) war zu wenig, um den Eisenacher Sieg zu gefährden. Mit Daniel Luther und Tomas Sklenak, beide rotierten zwischen dem rechten und linken Rückraum, Pavel Prokopec und Krisztian Szep-Kis, hatten die Gastgeber deutliche Vorteile im Aufbaubereich. Mit Beharrlichkeit und Disziplin wurden die eigenen Angriffe vorgetragen und abgeschlossen. «Kontrollierte Offensive» hatte Maik Handschke wieder als Marschroute ausgegeben.

Weichenstellung vor der Halbzeitpause
Unmittelbar vor der Pause fiel schon mehr als eine Vorentscheidung, als die Hausherren durch Treffer von Karsten Wöhler, Tomas Sklenak, Daniel Luther und Martin Hoffmann vom 11:9 (24.) auf 15:10 (30.) enteilten. Die Gäste versuchten es mit einem Wechsel auf der Regieposition. Clemens Kurzweg, bei seinem letzten Gastspiel in Eisenach (beendet nach 16 Jahren im Trikot des EHV Aue seine Kariere), vermochte seinem Team jedoch keinen Pep einzuhauchen. Andreas Nositschka, auf Zwischenstopp unter der Wartburg, «hypnotisierte» zwei Auer Strafwürfe (Meinhardt, Schäfer) am Eisenacher Kasten vorbei. Die Wartburgstädter blieben klar Chef auf dem Parkett, verzückten mit gelungenen Kombinationen ihre Fans. Ein «blindes» Zuspiel von Tomas Sklenak versenkte Benjamin Trautvetter vom Kreis zum 23:17 (44.). Dann trafen der Oldie und das Küken. Krisztian Szep-Kis (36) zeigte, dass auch in alten Gesangsbüchern noch schöne Lieder stehen, zirkelte binnen fünf Minuten gleich drei Bälle ins Netz, traf auch zum 29:22 (53.). Philipp Lindner, mit gerade 18 Lenzen das Küken, verwertete ein Sklenak-Zuspiel vom Kreis zum 31:24 (55.) und drückte einen Abpraller zum 32:25 (58.) an Timo Meinl vorbei ins Netz. Die Eisenacher Fans feierten mit stehenden Ovationen bereits ihre Lieblinge. «Es spricht für unseren Charakter, das wir bis zur letzten Sekunde um ein besseres Resultat gekämpft haben», gewann Maik Nowak, der Coach des EHV Aue, den beiden Schlussminuten positive Aspekte ab. Den Erzgebirglern gelang Ergebniskosmetik zum 32:28-Endstand. Dass seine Schützlinge freilich hätten höher gewinnen können, streifte Maik Handschke nur mit einem Nebensatz. Die übergroße Freude über einen souverän erzielten Erfolg im so prestigeträchtigen Derby war bei ihm und den 1800 ThSV-Anhängern (50 Zuschauer waren aus Aue angereist und unterstützten ihre Mannschaft vorbildlich) klar dominierend. Die «Späher» auf der Tribüne, wie Uwe Jungandreas, der Coach von Concordia Delitzsch, Gastgeber für den ThSV Eisenach am nächsten Samstag, werden sich die starke Leistung des ThSV Eisenach notiert haben.

Statistik

ThSV Eisenach: Musil, Nositschka; Hoffmann (4), Trautvetter (3), Sklenak (5), A. Wöhler, Lindner (2), Luther (4), Emmelmann, Schiffner, K. Wöhler (5/3), Prokopec (6/2), Szep-Kis (3)

EHV Aue: Meinl, Skabeikis; Schäfer (10/4), Meinhardt (2), Hätterich, Roch (2), Rothenburger (3/1), Urban (1), Berthold, Kurzweg, Vesely (2), Uematsu (2), Wittig, Matschos (6)

Siebenmeter: Eisenach 7/5 – Aue 8/5

Zeitstrafen: Eisenach 5 x 2 Min.; Aue 7 x 2 Min./ Rot Urban nach 3. ZS, 60.

Anzeige