ThSV nimmt eindrucksvoll Revanche und erteilt eine Lehrstunde

«Der Sieg war auch in der Höhe verdient. Eisenach ist beherzt in die Zweikämpfe gegangen und hat diese gewonnen. Exzellent die Vorwärtsbewegung, exzellent das Stoßen in die Tiefe, eine hohe Abschlusseffektivität. Gegen eine aggressive Deckung hätten wir beweglich spielen müssen, doch das misslang. Der ThSV Eisenach erteilte uns eine Lehrstunde», gestand Jochen Zürn, der Coach der SG Bietigheim.
Benjamin Trautvetter, der Kapitän des ThSV Eisenach, strahlte. An seinem 27. Geburtstag mit den Teamkollegen einen 17-Tore-Sieg feiern, das «rundete» den Ehrentag bestens ab. Der ThSV Eisenach nahm zugleich Revanche für die hauchdünne Hinspielniederlage.
Die Wartburgstädter mussten im November 2011 ohne ihre zu Auswahlaufgaben weilenden Nationalspieler Tomas Sklenak und Girts Lilienfelds bei der SG Bietigheim antreten, weil diese eine bereits im Sommer herangetragene Bitte auf Spielverlegung nicht entsprochen hatte. Der Groll darüber war unter der Wartburg noch nicht verflogen.

Die SG Bietigheim war nach 12:2 Punkten in Folge, zuletzt einem 31:24-Erfolg über Tabellenführer GWD Minden, auf einer Erfolgswelle schwimmend mit viel Hoffnungen gen Thüringen gereist, auch wenn Patrick Rentschler und Fabian Bohnert verletzt fehlten. Ihre Asse wie Torhüter Milos Hacko, Regisseur Nico Kibat und Torjäger Robin Haller waren freilich dabei. Die Hoffnungen auf «einen guten Abschluss des Monates März erfüllten sich allerdings nicht», so Trainer Jochen Zürn.

Der ThSV Eisenach beherrschte in beeindruckender Manier die Gäste von Beginn und feierte einen Start-Ziel-Sieg. Die Bietigheimer bissen sich an der aggressiven Deckungsarbeit der Thüringer die Zähne aus, die zudem auf einen Torhüter Radek Musil (parierte zwanzig Bälle, darunter drei Siebenmeter) in Hochform bauen konnte. Zweikampfstark und temposcharf brillierten die Eisenacher bei eigenem Ballbesitz. Egal welche Deckungsvariante die Gäste aus der Taktikkiste holten, die Eisenacher zeigten ihnen nur die Hacken. Der ThSV Eisenach zog vom 12:8 (23.) auf 16:8 zur Halbzeitpause davon, dominierte das Geschehen sehr zur Freude der über 1200 Zuschauern auch nach dem Seitenwechsel mit hoher Konzentration.

Einen Tempogegenstoß über Daniel Luther und Nick Heinemann schloss Alexander Schiffner zum 21:11 (38.) ab. Da rollte erstmals die Laola-Welle über die Traversen der Werner-Aßmann-Halle. Der von den Gästen nicht zu stellende vor Spielfreude sprühende Regisseur Tomas Sklenak erhöhte auf 28:13 (46.). Milos Hacko, der erfahrene Schlussmann der Gäste, im ersten Abschnitt mit vielen guten Paraden eine frühe Vorentscheidung hinauszögernd, räumte resignierend seine «Arbeitstelle». Die SG Bietigheim, zuletzt gar vom Aufstieg in die 1. Bundesliga träumend, wurde regelrecht demontiert, schlitterte einem Debakel entgegen. Eisenachs Branimir Koloper, zumeist für Abwehraufgaben eingewechselt, zeigte nun auch seine Offensivqualitäten, hob das Leder überlegt zum 32:18 ins Netz (53.). Der Torhunger der Wartburgstädter war nicht gestillt. Die SG Bietigheim sehnte die Schlusssirene herbei. Girts Lilienfelds, Adrian Wöhler und Daniel Luther (nach einer Freiwurfablage in der letzten Sekunde) erhöhten auf 36:19 Da feierte die vollauf begeisterte Kulisse die Schützlinge von Adalsteinn Eyjolfsson bereits mit standing ovations. «Wir haben die Niederlage in Bad Schwartau gründlich besprochen. Die Mannschaft hat die richtige Reaktion gezeigt. In der Abwehr hat einer für den anderen gerackert, die Laufwege der Gäste konsequent zugestellt. Wir hatten riesigen Respekt vor der SG Bietigheim, diese dann aber ganz klar beherrscht. Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, an großer Dank an unsere tollen Fans, die uns wieder lautstark unterstützt haben», erklärte ein freudestrahlender Eisenacher Trainer Adalsteinn Eyjolfsson.

Verschnaufpause für die Wartburgstädter
Der ThSV Eisenach kletterte mit diesem 36:19-Kantersieg und nunmehr 31:27 Punkten auf Tabellenplatz 7, verabschiedete sich nach sieben Spielen binnen 25 Tage in eine kleine Punktspielpause. Erst am Mittwoch, 11.04.2012 greift der ThSV Eisenach mit einem Auswärtsspiel beim DHC Rheinland wieder in den Punktspielbetrieb ein. Das nächste Heimspiel unter der Wartburg steigt erst am Samstag, 14.04.2012, wenn der TV Bittenfeld zu Gast ist (Anwurf 19.30 Uhr).

Kompakt in der Abwehr und mit Power im Angriff
Beide Teams setzten zunächst auf ihre 38-jährigen Torhüter-Routiniers: Milos Hacko (Bietigheim) und Radek Musil (Eisenach). Beide stellten im ersten Abschnitt ihre nach wie vor vorhandene Klasse unter Beweis, wobei der Eisenacher mit mehr Unterstützung durch seine Vorderleute, mehr Bälle parierte. Sehr oft war bei ihm Endstation. Vor ihm errichteten Duje Miljak, Daniel Luther und Branimir Koloper ein wahres Abwehrbollwerk. Mit spektakulärem Rückhandtreffer traf Benjamin Trautvetter zum 3:1 (5.). Bei Ballbesitz starteten die Eisenacher mit Vehemenz in Richtung Gästekasten. Daniel Luther hart attackiert vollendete zum 4:2 (5.), musste kurz auf der Bank behandelt werden. Nach Regelwidrigkeit an «Geburtstagskind» Benjamin Trautvetter verwandelte Nick Heinemann den fälligen Strafwurf zum 6:2 (10.). In der Anfangsphase fanden die Würfe von Bietigheims Philipp Schulz noch das Ziel. Alexander Schiffner löste beim ThSV Eisenach Adrian Wöhler auf Linksaußen ab und wartete mit einer beherzten Leistung auf. Daniel Luther und Eryk Kaluzinski besetzten wechselweise den linken Rückraum. Bietigheims Keeper Milos Hacko zögerte eine Vorentscheidung hinaus, doch nach dem 12:8 (23. war auch er machtlos, fühlte sich wohl eher wie in einer «Schießbude». Der zur Kreismitte mogelnde Eryk Kaluzinski netzte zum 14:8 ein (27.). ThSV-Schlussmann Radek Musil kaufte dem frei vor ihm auftauchenden Tim Coors das Leder ab (29.). In Unterzahl zog Girts Lilienfelds zum 16:8-Halbzeitstand ab.

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Auch mit Nico Kibat auf der Regieposition vermochten die Gäste die Hausherren nach dem Seitenwechsel nicht in Verlegenheit zu bringen. Fruchtlos, die Manndeckung gegen Eisenachs Regisseur Tomas Sklenak. Als homogene verschworene Einheit stoppten die Eisenacher den Spielfluss der Bietigheimer, zündeten vielmehr zugleich ein Angriffsfeuerwerk Zunehmend resignierend wirkten die Gäste, sichtlich beeindruckt von der Präsenz und dem Kombinationsspiel der Hausherren. Radek Musil blieb gegen Pierre Freudl Sieger (36.). Tomas Sklenak startete den Turbo und markierte das 20:11 (37.). Der ThSV-Motor lief auf Hochtouren. Per Heber vollendete Nick Heinemann über den gerade eingewechselten Pascal Welz im SG-Kasten (41.). Die SG Bietigheim, die in der 44. Minute ihre erste (von zwei) Zeitstrafen kassierte (die Referees Gerhard/Küsters verhängten fünf gegen die Thüringer), wurde nun regelrecht überrollt. Tomas Sklenak eroberte sich in der Abwehr das Leder, gewann das anschließende Laufduell und schloss platziert zum 27:13 (46.) ab. Wenig später legte er für Duje Miljak auf, der zum 29:16 einnetzte (50.). Tomas Sklenak war von den Gästen in keinster Weise zu bremsen. Beifallsumrauscht räumte Radek Musil das ThSV-Gehäuse (53.), wusste sich hernach der junge Stanislaw Gorobtschuk ebenfalls auszuzeichnen, leitete den von Branimir Koloper vollendeten Tempogegenstoß zum 33:18 (53.) ein. Auch Tomas Sklenak nahm auf der Eisenacher Bank Platz. Roel Adams füllte in den Schlussminuten die Rolle des Spielgestalters aus.

Statistik

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk (ab 53.) Trautvetter (2), Sklenak (7), Wöhler (2), Luther (4), Kaluzinski (3), Adams, Schiffner (4), Miljak (2), Heinemann (5/2), Lilienfelds (3), Koloper (4)

SG Bietigheim: Hacko, Welz (ab 41.); Haller (1), Kibat (3), Knierim (4/3), Heuberger (1), Schäfer, Coors, Blodig (1), Hinz, Freudl (1), Zieker (3), Schulz (5)

Siebenmeter: ThSV Eisenach: 2/2; SG Bietigheim 6/3

Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 5 x 2 Min./ SG Bietigheim 2 x 2 Min.