ThSV: Sportliche und wirtschaftliche Neuorientierung

Der Traum vom sofortigen Wiederaufstieg ist passe. Selbst der 28:26-Coup über Tabellenführer Melsungen ist nur eine schöne Momentaufnahme. Mit 12:12 Punkten nehmen die Wartburgstädter einen Mittelfeldplatz in der 2. Handballbundesliga ein. Der ThSV Eisenach sieht der Realität ins Auge. Die sportliche Entwicklung der jüngsten Vergangenheit erfordert ein neues Konzept. Dieses stellten die Verantwortlichen am Montagabend zur turnusmäßigen Mitgliederversammlung und am Dienstagvormittag während einer Pressekonferenz vor.

Es sei zunächst auf drei Jahre ausgelegt und beinhaltet die Sicherung des Leistungshandballs in der zweithöchsten Spielklasse. «Wir wollen uns zunächst fest in der 2. Liga etablieren, um dann im dritten Jahr im Kampf um einen Spitzenplatz eingreifen zu können», umreißt Gerhard Sippel, der amtierende ThSV-Präsident, die Zielstellung. Ureigenste Eisenacher Tugenden, wie Kampfbereitschaft und Identifikation mit dem Umfeld, sollten wieder zum Tragen kommen. «Hieran hat es in den letzten Jahren gefehlt», bekannte Gerhard Sippel.
Dabei sei dem Nachwuchs eine hohe Priorität zugeordnet. Versäumnisse der Vergangenheit dürften keine Fortsetzung finden. Um drei bis viere routinierte Spieler sollten sich in der nächsten Saison, so das Konzept, Talente aus der eigenen so erfolgreichen Nachwuchsabteilung und andere junge deutsche Spieler scharen. Diese sollen langfristig vertraglich gebunden werden, um einen festen Stamm zu haben Thomas Dröge, der sportliche Berater des ThSV Eisenach, hat hierzu die Planung entworfen. Jugend-Europameister Stefan Kneer nehme dabei eine wichtige Rolle ein und sei, wie Thomas Dröge betonte, «unverkäuflich».
Andere aus dem aktuellen Zweitligakader würde die ThSV-Chefetage bei lukrativen Anfragen anderer Vereine auch kurzfristig keine Fesseln an die Beine legen. Am Gefragtesten scheint da momentan Torhüter Dragan Jerkovic zu sein. Ihm lägen mehrere Angebote vor.
Um die laufende Saison wirtschaftlich mit einer schwarzen Null abschließen zu können, wie Marketing-Geschäftsführerin Barbara Schwabenthal plant, müsse ganz einfach gespart werden. Momentan sei die Lage kritisch, so Barbara Schwabenthal. Fehlende leistungsbezogene Sponsorenzuwendungen und die geringen Zuschauerzahlen hätten ein erhebliches Loch in der Finanzplanung hinterlassen.
Die Verantwortlichen des ThSV Eisenach hoffen, ihr sportliches Aushängeschild knüpft in der nahen Zukunft an die Leistung vom Überraschungssieg über Melsungen an, damit mehr Zuschauer kommen, gleichzeitig mehr Sponsorengelder fließen.
In der kommenden Spielzeit solle sich der Zweitbundesligaetat ohnehin um etwa 30 Prozent reduzieren.
Hauptsponsor TEAG trage das neue Konzept mit, wie Günter Stein, Mitarbeiter Marketing und Kommunikation, mitteilte. «Wir tragen dieses Konzept über einen längeren Zeitraum mit, auch weil jungen deutschen Sportlern hohe Priorität zugemessen wird. Die TEAG fördert ja bereits den Nachwuchs in anderen Sportarten, wie beim Radteam, Eisschnelllauf und Rodeln. Wir hoffen das Fortsetzen des TEAG-Engagements beim ThSV Eisenach ist eine Initialzündung, damit andere Unternehmen diesem Beispiel folgen“, unterstreicht Günter Stein, der für die TEAG ständig mit dem ThSV Eisenach in Kontakt steht.

Wer dieses sportliche Konzept auf dem Trainerstuhl umsetzt, ließ Gerhard Sippel offen. Er machte aber seine Vorliebe deutlich, die Funktionen Trainer und Spieler wieder zu trennen. In der laufenden Saison werde der Verein Spielertrainer Runar Sigtryggsson den Rücken stärken, der positive Entwicklungen ausgelöst habe. Der 32-jährige Norweger sei ein möglicher Kandidat auf das Traineramt in der neuen Spielzeit. Andere Kandidaten würden dieses Konzept ebenso zur Kenntnis erhalten.
Trotz aller notwendiger Sparzwänge, die 1. Bundesliga hat Handball-Eisenach dennoch nicht aus dem Auge verloren. In drei Jahren wolle man wieder an die Tür erste Liga klopfen.

Auf der Mitgliederversammlung des ThSV am Montag wurde das Konzept angedeutet. Überrascht war Sippel jedoch darüber, dass keiner der Mitglieder dazu Stellung bezog. «Es ist unser Verein», betonte Sippel. Der ThSV habe gegenwärtig 304 Mitglieder, 20 weniger als vor einem Jahr.
Zu Versammlung sprach auch Eisenachs Oberbürgermeister Gerhard Schneider: «Der ThSV ist das Aushängeschild für Eisenach». Gleizeitig dankte er für die aktive Nachwuchsarbeit. Viel Kraft und Geld seien notwenig, um die Aufgaben zu erfüllen. Ein Dank ging auch an das Ehrenamt im Verein.
Das Jugendprojekt, mit dem neuen Internat an der Rennbahn, werde weitergeführt. Am Wochenende gab es bundesweite Sichtungen in Eisenach. Jetztmüsse man nochmit drei, vier Kandidaten Gespräche führen. Ziel sei es die A und B-Jugend in der Regionalliga zu etablieren.

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