ThSV: Tür zur Sensation war geöffnet

Die Tür zum Finale der deutschen Meisterschaft war geöffnet. Die männliche Jugend A des ThSV Eisenach zelebrierte in der traditionsreichen Magdeburger Hermann-Gieseler-Halle Handball vom Feinsten! Im Halbfinalrückspiel um die deutsche Meisterschaft hieß es nach 28 Minuten 9:18 (!!), zur Halbzeit 11:18. Der gastgebende SC Magdeburg, amtierender deutscher Meister, wusste nicht, wie ihm geschah. Die ThSV-Talente um den überragenden Kapitän und Regisseur Christoph Jauernik zogen ein verwirrendes Kombinationsspiel auf. Die SCM-Stars schauten verdutzt hinterdrein. Doch im zweiten Spielabschnitt warfen die Elbestädter ihre individuelle Klasse in die Waagschale, holten Treffer um Treffer auf. Mit einem letztendlich schmeichelhaften 32:32 (11:18) schaffte der SC Magdeburg den Einzug ins Finale, denn das Hinspiel in der Hörselberghalle in Wutha-Farnroda hatten sie hauchdünn und glücklich mit 33:32 für sich entschieden. «In der Endabrechnung gaben letztendlich nur Nuancen den Ausschlag. Vor zwei Jahren bezogen wir gegen den gleichen Kontrahenten noch deftige Klatschen. Die Arbeit in unserem Jugendprojekt ist ersichtlich. Magdeburg ist diesbezüglich dennoch ein gehöriges Stück weiter. Mit mehr Trainingseinheiten, auch in den Trainingsprozess des Bundesligateams eingebunden, hatten sie zweifellos athletische Vorteile. Spielerisch war der ThSV Eisenach klar im Vorteil», resümierte ThSV-Coach Stefan Albrecht. Er stand Andreas Schwabe in Magdeburg zur Seite.

Die Zuschauer auf den grün und weiß gestrichenen Holzbänken der Hermann-Giesler-Halle rieben sich verwundert die Augen. Nach einer kurzen Abtastphase (4:4, 8.Min.) übernahmen die Underdogs aus der Wartburgstadt das Kommando. In der Stammformation mit Philipp Seitle (Linksaußen), Mark Tetzlaff (Rückraum links), Christoph Jauernik (Rückraum Mitte), Stefan Prudil (Rückraum rechts), Nick Heinemann (Rechtsaußen), Benjamin Trautvetter (Kreis) und Christian Henkens (Tor) spielten sie die Gastgeber schwindlig. Benjamin Trautvetter verrichtete vor der Deckung agierend Schwerstarbeit, zeigte sich im Angriff äußerst effektiv. Schneller und präziser Kombinationshandball riss Lücke auf Lücke in die Magdeburger Abwehr. Anspiele zum Kreis wirkten wie Nadelstiche. Torgefahr von allen Positionen stürzte die Gastgeber von einer Verlegenheit in die andere. Zwei kraftvolle Aktionen von Stefan Prudil sorgten für das 5:8 (14.). Ballgewinn für Eisenach. Christoph Jauernik bediente überlegt den besser postierten Benjamin Trautvetter, der zum 5:9 (15.) traf. Das Magdeburger Trainergespann Jahns/Licu versuchte während einer Auszeit die Reihen zu ordnen. Vergebens! Eisenachs brillante Art des Handballspielens begegnete Magdeburg mit technischen Fehlern und katastrophalen Wurfleistungen. Mit seiner ersten Ballberührung lochte der eingewechselte Stefan Kneer zum 5:10 (16.) ein, legte zum 5:12 (18.) nach. Der große SC Magdeburg wirkte völlig konsterniert. Der auf Linksaußen aufgebotene Philipp Seitle überwand den SCM-Schlussmann zum 7:14 (25.), legte mit Auge zu Benjamin Trautvetter ab, der das 7:15 markierte und schloss einen der sich häufenden Tempogegenstöße zum 7:16 (26.) ab. Der krasse Außenseiter führte beim haushohen Favoriten mit 9 (!!) Toren Differenz. Technisch gekonnt legte Stefan Kneer per Rückhandanspiel zu Benjamin Trautvetter ab, der zum 8:17 einlochte. Die Hausherren sehnten förmlich den Pausenpfiff herbei. Der mitgereisten Eisenacher Anhängerschar war trotz des 7-Tore-Vorsprunges klar, dass Magdeburg nun alles auf eine Karte setzten würde, um doch noch ins Finale einzuziehen. Zunächst blieben die Eisenacher ihrer Linie treu. Nach tollem Solo traf Christoph Jauernik zum 12:20 (33.). Benjamin Trautvetter tankte sich zum 15:22 (38.) durch. Doch zunehmend zog Hektik in die ThSV-Reihen ein. Die Magdeburger Auswahl-Asse Christoph Theuerkauf und Yves Grafenhorst hatten zunehmend mit Soloaktionen Erfolg. Der Vorsprung schmolz dahin. Nick Heinemann fand im eingewechselten SCM-Keeper Rolf Krüger seinen Meister (40.). Der zum Zweitligisten Dessau wechselnde Rechtsaußen konnte nicht die erhofften Akzente setzen. Aber auch «Stellvertreter» Nils Timme blieb im Duell mit Yves Grafenhorst nur zweiter Sieger. Noch hatten die ThSV-Youngster die richtige Antwort parat. (19.24, 43.). Die Abwehr steht aber nicht mehr so kompakt. Magdeburg hat nun ein Plus auf der Torhüterposition. Die ThSV-Torhüter Christian Henkens und Stefan Harseim bekommen keine Hand mehr an den Ball. Leidenschaftlich fighten beide Teams. Nachdem Philipp Seitle scheiterte, verkürzt Magdeburgs Yves Grafenhorst im Gegenzug auf 22:25 (46.). Ein Knaller von Stefan Kneer verschaffte den Eisenachern wieder etwas Luft (24:28, 50.Min.). Die Unparteiischen Michalzik/Rupp sorgen durch zweierlei Maßstäbe bei der Zeitspielauslegung für Verunsicherung in den Eisenacher Reihen, zeigen sich großzügig bei Siebenmeterentscheidungen für Magdeburg. Nick Heinemann und Christoph Jauernik leisteten sich technische Schnitzer. Magdeburg schafft den Anschlusstreffer zum 27:28 (54.). Dramatik pur ist angesagt. Beide Vertretungen mobilisieren die letzten Kräfte. Noch halten Stefan Kneer (27:29, 54.) und Mark Tetzlaff (28:30, 55.) die Eisenacher auf Endspielkurs. Die Sensation ist greifbar nahe. Doch Magdeburg ist in der entscheidenden Phase ein Tick abgebrühter, bestraft Eisenacher Fehler resolut. Christoph Theuerkauf und Yves Grafenhorst bewahren mit ihrer individuellen Klasse den SC Magdeburg vor dem Aus. Sie gleichen zum 30:30 (57.) aus, gehen gar mit 31:30 (58.) in Führung.
Packende Schlusssekunden: Zwei Kneer-Raketen zum 32:32 lassen Hoffnung auf eine Verlängerung aufkommen, zumal der ThSV Eisenach 43 Sekunden vor der Sirene nach einem Magdeburger Fehlwurf in Ballbesitz kommt. Mit allerlei «Mätzchen», ohne dass die Zeit angehalten wird, rettet sich der SC Magdeburg über die Zeit…: Niedergeschlagenheit, Betroffenheit, Tränen im Lager des ThSV Eisenach. Alfred Gislasson, Trainer der Magdeburger Erstbundesligahandballer, spendet mit aufmunterndem Schulterklopfen den ThSV-Youngstern Trost. Er zollt zugleich dem tollen Eisenacher Auftritt aufrichtigen Respekt und Anerkennung. Haarscharf verpasste die männliche Jugend A des ThSV Eisenach eine Riesensensation. Im vorweggenommenen Endspiel, wie die zahlreich vertretene Trainergilde das Aufeinandertreffen zwischen dem SC Magdeburg und dem ThSV Eisenach einstufte, dokumentierten die Eisenacher Talente, welch Leistungspotential in ihnen steckt. Das lässt auch, wird die kontinuierliche Entwicklung fortgesetzt, für das Eisenacher Bundesligateam hoffen……!

ThSV Eisenach: Henkens (1.-48.), Harseim (48.-60.); Heinemann (2), Jauernik (4/1), Tetzlaff (3), Prudil (4), Seitle (5/1), Trautvetter (6), Timme (2), Kneer (6)

Zeitstrafen: Magdeburg 3 x 2 Min.; Eisenach 6 x 2 Min.

Siebenmeter: Magdeburg 6/6; Eisenach 2/2
Zuschauer: 200 in der Herrmann-Gieseler-Halle Magdeburg

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