ThSV und Trainer Hans-Joachim Ursinus gehen getrennte Wege

Handball-Zweitbundesligist ThSV Eisenach und sein Trainer Hans-Joachim Ursinus haben sich mit sofortiger Wirkung getrennt. Der Traditionsverein rangiert mit 7:13 Punkten im Tabellenkeller, acht Ränge hinter der angepeilten Saisonzielstellung.
Verantwortungsträger des ThSV Eisenach verhandelten bis in den Dienstagabend mit einem potentiellen Nachfolger. Über eine Zusage und ob dieser bereits am Samstag, 15.11.08 beim Heimspiel des ThSV Eisenach gegen die HR Ortenau auf der Bank sitzen wird, darüber war noch keine Einigung zu vermelden.

Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, als das Eisenacher Handballschiff in stürmischen Gewässern zu kentern drohte, nach einem Heimdebakel gegen Concordia Delitzsch, übernahm Hans-Joachim Ursinus beim Traditionsverein von der Wartburg den Kommandostab von Zdenek Vanek. Bereits vom September 1974 bis zum April 1992 amtierte Hans-Joachim Ursinus als verantwortlicher Trainer der ersten Männermannschaft Handball der BSG Motor Eisenach in der höchsten Spielklasse der damaligen DDR, mit der politischen Wende beim gerade neu gegründeten ThSV Eisenach, mit dem er die Qualifikation für die zweigleisige 1. Handballbundesliga geschafft hatte. In prekärer Situation im November 2006, der ThSV Eisenach hatte gerade einmal drei Pluszähler auf der Habenseite, folgte sein Comeback.

Unter seiner Leitung schaffte der ThSV Eisenach mit 29:39 Punkten auf Tabellenplatz 12 den Klassenerhalt in Deutschlands zweithöchster Spielklasse. Nach der Spielzeit 07/08 landeten die Wartburgstädter mit 31:37 Zählern auf Tabellenplatz 11. Für die Saison 08/09 wurde ein ausgesprochen ehrgeiziges Ziel mit Platz 6 ausgegeben, obwohl acht Abgängen (u.a. Timo Meinl, Till Riehn, Stephan Mellack) mit Torhüter Radek Musil (von Erstbundesligist MT Melsungen) nur ein echter Neuzugang gegenüberstand. Mit Girts Lilienfeld, einem 25-jährigen Nationalspieler Lettlands, wurde kurz nach dem (verpatzten) Saisonauftakt ein Linkshänder für die vakante Position im rechten Rückraum verpflichtet. Die Stammformation sollte gehobenen Zweitligaansprüchen genügen: Der erstligaerfahrene Kapitän Karsten Wöhler auf Links- und Martin Hoffmann auf Rechtsaußen, Pavel Prokopec (im Januar von Erstligist Füchse Berlin gekommen) im linken und Girts Lilienfelds im rechten Rückraum, Tomas Sklenak und Christoph Jauernik im Wechsel auf der Regieposition, der torgefährliche Benjamin Trautvetter am Kreis und der routinierte Radek Musil im Tor. Aus dem zweiten Glied verzeichnete Adrian Wöhler als «Joker» den größten Leistungssprung. Bei Philipp Emmelmann und Daniel Luther blieben der erhoffte Leistungszuwachs (bisher) aus. Oldie Krisztian Szep-Kis (36), im Sommer für das Zweitligateam reaktiviert, aufgrund beruflicher Belastungen nur eingeschränkt beim Training, konnte (erwartungsgemäß) nicht mehr als der große Impulsgeber auftreten. Der junge Nils Weidner (18) deutete insbesondere seine Abwehrqualitäten an. Doch ausgerechnet mit dem Pfund der vergangenen zwei Jahre unter Hans-Joachim Ursinus, der Heimstärke, konnten die Eisenacher in dieser Saison bisher nicht wuchern. Gleich die Auftaktpartie in der heimischen Werner-Aßmann-Halle brachte eine ernüchternde 26:31-Niederlage gegen die TSG Münster. Gegen Friesenheim reichte es nur zu einem Remis. Gegen Aufsteiger Leichlingen gelang der erwartete Doppelpunktgewinn. Im Duell mit dem Bergischen HC wurde durch zwei rote Karten im Schlussdrittel die Siegerstraße verlassen. Eine famose Leistung bot der ThSV Eisenach ausgerechnet gegen Angstgegner Concordia Delitzsch. Über 1550 Zuschauer bejubelten zu Beginn einer englischen Woche einen grandiosen 38:28-Sieg. Es folgten – durch Verletzungen von Lilienfelds, Trautvetter und Luther gehandicapt – zwei Niederlagen beim Traditionsderby in Aue, trotz famoser Abwehrschlacht (22:23), und bei der SG Wallau (31:37).
Im Gegensatz zum Vorjahr zeigten sich die Eisenacher auch auswärts überwiegend auf Augenhöhe mit den Hausherren. Zu Punkten reichte es allerdings nur in Groß-Bieberau. Heftig umstrittene ein zur Niederlage in Bietigheim führender Strafwurf in allerletzter Sekunde.
Die Bilanz mit 7:13 Punkten und Tabellenplatz 10 nach zehn Spieltagen führte zur Alarmstimmung bei den Führungsgremien.
Das Vordingen bis ins Achtelfinale des DHB-Pokals, durch Auswärtssiege bei den Ligakonkurrenten Bittenfeld und Obernburg sowie einem Heimerfolg über die HSG Gensungen/Felsberg, konnte das nicht kaschieren. Wenige Monate vor seinem 64. Geburtstag endete die zweite Amtszeit von Hans-Joachim Ursinus als Trainer in Eisenach.
Sichtlich bewegt, mit Tränen in den Augen, verabschiedete sich der Trainer-Haudegen von seinen bisherigen Schützlingen. «Ich hoffe, die Jungs kriegen die Kurve nach oben», so Hans-Joachim Ursinus, der zwischen seinem 29. und 63. Lebensjahr mit Handball-Eisenach verknüpft war. «Schöne Seiten und Verhärtungen», blickt der scheidende Coach zurück.

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