ThSV unterliegt knapp beim EHV Aue

Das Traditionsderby zwischen dem EHV Aue und dem ThSV Eisenach lockte mit 1300 Zuschauern, darunter eine blau-weiße Hundertschaft aus Eisenach, die größte Saisonkulisse in die Erzgebirgshalle in Aue-Lößnitz. Die stimmgewaltigen Fans beider Lager kamen bei 70 Treffern in einer ausgesprochen fair geführten Partie voll auf ihre Kosten. Am Ende bejubelten die Gastgeber nach einem Torefestival einen knappen 36:34 (18:17) -Erfolg.
Die Wartburgstädter verteilten allerdings viele Geschenke, verhalfen den Hausherren erst in die Erfolgsspur. «Durch riskante Zuspiele haben wir die Gastgeber erst aufgebaut», bekannte ein niedergeschlagener Eisenacher Coach Zdenek Vanek. Sein Kollege Wolfgang Pötsch, Ex-DDR-Nationaltorhüter des ASK Vorwärts Frankfurt/Oder, lobte die famose Willensleistung aller seiner eingesetzten Spieler. «Ein toller Kampfgeist», kam er regelrecht ins Schwärmen. In Richtung Gäste formulierte er, «wer so deutlich wie Eisenach führt, muss mit dem Personal freilich mehr machen.»
EHV-Geschäftsführer Rüdiger Jurke, beim 10-Tore-Sieg der Eisenacher in der Vorsaison an gleicher Stelle zutiefst betrübt, war sichtlich aufgekratzt. Mit diesem Doppelpunktgewinn kletterte sein Team auf Tabellenplatz 6. Mit dem TV Hüttenberg wartet zudem am nächsten Sonntag eine lösbare Heimaufgabe. Die Eisenacher rutschten auf Rang 10 ab, haben am Mittwoch im Heimspiel gegen die SG Bietigheim/Metterzimmern (Anwurf 20 Uhr) freilich die Chance, sich wieder nach vorne zu schieben.
Am 2. Advent zündete nämlich nicht der legendäre Steiger im Erzgebirge ein Licht an, die Thüringer brannten ein prächtiges Angriffsfeuerwerk ab. Keeper Karsten Lehmann machte hinten dicht, meisterte in der ersten Halbzeit 13 Bälle und nach vorn ging die Post ab. Mit Philipp Emmelmann für den verletzten Markus Dau am Kreis kombinierten die Eisenacher tempostark und präzise. Zu schnell für den EHV Aue. Andrej Kastelic versenkte die fälligen Strafwürfe zum 0:4 (5.Min.). Die Auer Sonderbewachung gegen Rückraumspieler Krisztian Szep-Kis durch Eric Meinhardt vermochte nicht den von Stefan Mellack initiierten Angriffsschwung der Eisenacher zu stoppen. Die linke Angriffsseite mit Kastelic und Kneer erhöhte gar auf 3:8 (10.). Eine Kneer-Fackel zappelte zum 4:9 (12.) im Netz. Doch es folgte abrupt ein Riss im ThSV-Spiel. Der blendende Start, ein 5-Tore-Polster, wurde durch riskante Anspiele verspielt. Ja, die Eisenacher weckten erst die Hausherren samt ihres Anhanges. Binnen vier Minuten war der EHV Aue mit dem ehemaligen Eisenacher Alexander Urban am Kreis wieder auf Tuchfühlung (9:10). Die Eisenacher brachten sich selbst um ihre Früchte. Als der bis dato treffsichere Andrej Kastelic nur den Innenpfosten traf, markierte im Gegenzug der pfeilschnelle Linksaußen Georg Rothenburger die 14:13-Führung für seine Farben. Nach Foul an Kastelic brachte Zbynek Vesely nicht das Leder vom Punkt am Auer Schlussmann Carsten Klaus vorbei (24.). Dem eingewechselten Till Riehn und auch Stefan Kneer unterliefen derbe Patzer. Alexander Urban erhöhte für Aue auf 15:13.
«Wir wollten in der zweiten Halbzeit das Leder diszipliniert durch die eigenen Reihen zum am besten postierten Mitspieler laufen lassen», hatte Zdenek Vanek als Marschroute für die zweiten 30 Minuten ausgegeben. Umgesetzt wurde es freilich nicht. Und, «die Abwehr war viel zu passiv», ärgerte sich der einstige Abwehrspezialist Vanek. Karsten Lehmann und der phasenweise eingewechselte 18-jährige Andreas Nositschka bekamen keinen Ball vor der Linie mehr zu fassen. Die direkt hinter dem ThSV-Gehäuse postierten ThSV-Fans rauften sich die Haare. Der Druck der eigenen Fans auf die ThSV-Schlussleute war gewaltig! Die Abwehrschwäche kompensierten die Eisenacher zunächst mit ihren Offensivqualitäten. Stefan Kneer explodierte regelrecht, übernahm Verantwortung. Manchmal zu viel! Die Auer 25:22-Führung (39.) egalisierte er im Duett mit Stefan Mellack zum 26:26-Ausgleich (43.). Doch dann jagte Stefan Kneer einen Siebenmeter ans Holz. Weshalb Eisenach vom bewährten Andrej Kastelic abrückte, blieb eine offene Frage. Spannung und Dramatik pur waren angesagt. Tomas Sklenak übernahm die Regieposition bei den Wartburgstädtern. Stefan Kneer lässt die Gäste auf einen Punktgewinn hoffen. Er traf zum 30:30-Ausgleich und schmetterte den Ball Sekunden später zum 30:31 (54.) ins Netz. Beim EHV Aue schwang sich Michal Tonar zum überragenden Akteur auf. Den 36-jährigen Oldie bekamen die Eisenacher einfach nicht in den Griff. Er traf schier nach Belieben zum 34:32 (57.) und nach dem Anschlusstreffer von Krisztian Szep-Kis zum 35:33 (58.). Der Tscheche (insgesamt 11 Tore) behielt auch nach dem neuerlichen Eisenacher Anschlusstreffer (Kneer) die Ruhe, bewies vom Punkt Nervenstärke zum 36:34 (59.). Auf der Gegenseite ließ Stefan Kneer von gleicher Stelle den Ball ans Gebälk krachen. Die Partie war entschieden. Aue jubelte ausgelassen.

Statistik
ThSV Eisenach: Lehmann, Nostischka; Kneer (10/1), Sklenak (2), Weiß, Riehn, Emmelmann (3), Mellack (4), Baumgarten, Vesely (4), Kastelic (9/5), Szep-Kis (2)

Treffer für Aue: Tonar 11/3, Hätterich (6), Meinhardt (6), Rothenburger (6), Serafimovics (4), Urban (3)

Zeitstrafen: Aue 4 x 2 Min. – Eisenach 3 x 2 Min.
Siebenmeter: Aue 5/4 – Eisenach 10/6
Schiedsrichter: Harms/Mahlich (Magdeburg/Stendal)

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