Till Bitterlich begeht 40. Wiegenfest

Einstiger Eisenacher Abwehrstratege engagiert sich nun ehrenamtlich im Vereinsvorstand  des ThSV Eisenach
Der langjährige Erstbundesliga-Handballer Till Bitterlich vom ThSV Eisenach begeht heute sein 40. Wiegenfest. Der ThSV Eisenach gratuliert ganz herzlich, dankt zugleich für dessen Engagement als Spieler und inzwischen ehrenamtlich im Vereinsvorstand.

Till Bitterlich hat die meisten Erstbundesligaeinsätze für den ThSV Eisenach auf seiner Vita stehen. Der abwehrstarke Kreisspieler, Teilnehmer an den Junioren WM 1995 in Argentinien und 1997 in der Türkei,  kam 1998 vom HSV Suhl zum ThSV Eisenach, der sich gerade anschickte unter Trainer Rainer Osmann in sein zweites Erstbundesligajahr zu gehen. Zum Ende der Saison 2003/2004 endeten für den Traditionsverein von der Wartburg 7 Jahre im Oberhaus. Till Bitterlich wechselte zur HR Ortenau, trug während des Engagements auch einige Jahre die Kapitänsbinde.

Im Mai 2009 endete die Bundesligazeit der HR Ortenau. Nach dem Heimspiel gegen die SG BBM Bietigheim gingen in der Willstätter Hanauerlandhalle die Bundesliga-Lichter aus. Ein Jahr nach der hoffnungsvollen Gründung mit der Unterstützung der Stammvereine TV Willstätt, TuS Schutterwald, HC Hedos Elgersweier, HGW Hofweier und TuS Altenheim verschwand die Ortenau von der Bundesligalandkarte.

Karsten Wöhler, inzwischen Manager des in der 2. Handballbundesliga spielenden ThSV Eisenach, holte seinen Freund Till Bitterlich im Sommer 2009 zurück nach Eisenach. Hier schuf sich Till Bitterlich auch sein berufliches Standbein.

Parallel zu meiner Sportlerlaufbahn habe ich in Offenburg ein Studium in der Fachrichtung Medien und Informationswesen abgeschlossen, das sehr interdisziplinär ausgerichtet war und damit sehr  genau auf meine Aufgabe bei der Firma B-S-S in Eisenach passte, erläutert Till Bitterlich.

Leistungs-Handball und intensives Berufsleben unter einen Hut zu bringen, dazu auch die Familie nicht zu vernachlässigen, wurde immer schwerer. Im September 2011 bat Till Bitterlich um die vorzeitige Auflösung seines Vertrages beim ThSV Eisenach.

Erhöhte berufliche Belastung und Leistungshandball sind von ihm nicht mehr zu vereinbaren. Wir werden der Bitte entsprechen und bedanken uns für sein Engagement, so Karsten Wöhler seinerzeit. Till Bitterlich war stets zur Stelle, wenn wir ihn brauchten, betonte Karsten Wöhler, der gemeinsam mit Till Bitterlich einige Jahre das Trikot des ThSV Eisenach in der 1. Bundesliga trug.

Seinen reichen Erfahrungsschatz im Handball bringt Till Bitterlich inzwischen ehrenamtlich im Vereinsvorstand des ThSV Eisenach ein, in dem er die zweite Wahlperiode das Amt des sportlichen Leiters begleitet.

Die Sportlerlaufbahn des Till Bitterlich im Zeitraffer
Im Gymnasium in Dresden wurde der Sachse aus dem Schulsport heraus als Talent gesichtet. Der damals 14-Jährige brachte die biometrischen Voraussetzungen mit zum Rudern, zum Tennisspielen und zum Handball.

Ich habe Handball gespielt und es hat mir Spaß gemacht.

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So kam die Einladung in das Internat der Sportschule Brüderstraße in Leipzig. Das liegt 130 Kilometer westlich von Dresden oder 90 Minuten mit dem Zug entfernt.

Für die Entscheidung habe ich mir erst einmal eine Nacht Zeit genommen, erinnert sich Bitterlich und sieht sich noch heute bestätigt. Ich habe die Entscheidung nie bereut.

Die Sportlerkarriere begann eines Morgens um 7.30 Uhr mit Training und endete am Abend mit Training. Dazwischen war Schule. Judokas, Ringer, Tänzer, Leichtathleten bereiteten sich auf eine Sportkarriere vor. Der Spross einer Lehrerfamilie genoss „die gewonnene Freiheit“ trotz des kontrollierten Lebens im Internat. Freitags zog er gen Osten mit einem Rucksack voller verschwitzter Wäsche und der Gewissheit, die Normalität des Elternhauses neu zu erleben. Nicht nur weil ihm dort alle Wäsche gewaschen wurde.

Es war eine Zeit des Umbruchs. Zwei Straßenbahn-Haltestellen vom Internat entfernt war der Leipziger Innenstadtring, auf dem die Montagsdemonstrationen Anfang Oktober 1989 für weltweites Aufsehen sorgten, sich zu einer Massenbewegung entwickelten.

Wir hatten Ausgangssperre, erinnert sich Till Bitterlich, es war eine ganz einmalige Zeit. Bist du auf die Straße gekommen, hast du gemerkt, da rumort was. Es war für uns weitaus spannender als bedrohlich. Erst im Nachhinein begriff ich, was ich miterlebte.

Neue Wege nach dem Mauerfall
„Es gab viel mehr Wege für mich“, beurteilt Till Bitterlich jene Veränderung nach dem Mauerfall, schildert Reisen in zahlreiche Länder. Einer der Wege führte in die Ortenau. Nach dem Abstieg des ThSV Eisenach aus der Bundesliga saß der Abwehrspezialist wieder einmal auf gepackten Koffern ohne ein Reiseziel. Armin Emrich, damals sportlicher Berater in Willstätt, fragte an und warf im Gespräch noch eine Frage auf: „Kennen wir uns nicht von den Junioren?“ Dem früheren Junioren-Nationalspieler Till Bitterlich hatte einst der Trainer etwas ins Stammbuch geschrieben. Was? „Das weiß ich beim besten Willen nicht mehr. Ich müsste auf dem Dachboden nach dem Trainingsbuch stöbern.“ Das war vor fünf Jahren. Erneut stabilisierte Till Bitterlich sich und seine sportliche Leistung mit einer Berufsausbildung. An der Fachhochschule in Offenburg studierte er Medien- und Informationswesen.

Wichtige Erkenntnisse reiften bereits im Internat
In der Zeit im Internat in Leipzig reiften zwei Dinge, die sein Leben prägen sollten. Die Erkenntnis,

du brauchst noch etwas anderes als den Sport

und die Beziehung zu seiner Frau, Heike, die er im Juni in Offenburg heiratete. Trauzeuge, sein Freund Karsten Wöhler. Leipzig brachte auch die erste Konfrontation mit der harten Wirklichkeit eines Mannes, der mit dem Sport sein Geld verdient. Der SC Leipzig war abgestiegen. Das leistungssportliche Profil der Hochschule lief aus, der letzte Jahrgang der klassischen DDR-Leistungsförderung musste flügge werden – früher als geplant. „Ich wusste nicht, was mache ich als Nächstes.“ Sportlich ging es beim HSV Suhl in Thüringen weiter. Es folgten die Stationen ThSV Eisenach, HR Ortenau und ThSV Eisenach. Am Fuße der Wartburg hat die Familie Bitterlich mit ihrem Nachwuchs ihr festes Zuhause gefunden.

Foto: Till Bitterlich (hinten), hier nach der jüngsten Vorstandswahl, engagiert sich ehrenamtlich als Sportlicher Leiter des Vereins; (V.l.) Knut Schauer, Thomas Levknecht, Gero Schäfer, Jörn Riedenklau, Till Bitterlich, Dorothee Schwertfeger, Enrico Bock, Rüdiger Stein.

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