Was für eine Dramatik!

Keeper Marius Noack sichert mit einer Glanzparade in den Schlusssekunden dem ThSV II einen 29:28 (13:12)-Sieg im Gipfeltreffen über Mühlhausen

Kurz nach dem Schlusspfiff eilen alle Spieler des ThSV Eisenach II zu ihrem Keeper Marius Noack, erdrücken schier den 18-Jährigen. Der Abiturient aus dem Elisabeth-Gymnasium hatte gerade dem frei vor ihm auftauchenden Mühlhäuser Konstantin Fick im großen Stil das Leder abgekauft und damit seinem Team den 29:28 (13:12)-Erfolg im Gipfeltreffen der Handball-Thüringenliga der Männer über den VfB TM Mühlhausen gesichert. Am Spieltag der Auswärtssiege der Liga scherte der ThSV Eisenach II aus, führt mit diesem Heimsieg weiterhin ungeschlagen die Tabelle an. Über 400 Zuschauer, darunter auch eine beträchtliche Anzahl aus dem Nachbarkreis, wurden von beiden Teams mit rasantem Handball verzückt. „Das war schon oberstes Liga-Niveau“, konstatierte Marco Lang, der Coach des VfB Mühlhausen.

Ein Hollywood-Film hätte wohl nicht spannender sein können, befand Arne Kühr, der gemeinsam mit seinem Bruder Nils Kühr das Sagen auf der ThSV-Bank hatte. Ein großes Kompliment an den VfB Mühlhausen, betonte Arne Kühr.

Moral und Leidenschaft über 60 Minuten, dazu das Quäntchen Glück, hätten das Pendel für seine Schützlinge ausschlagen lassen.

Die Halbzeitansprache unseres Trainers ließ bei den letzten Teamkollegen den Wecker klingeln. Ganz stark unsere Deckungs-Innenblock. Toll die Kulisse. Die steigenden Zuschauerzahlen sind ein Beleg für unsere Art des erfolgreichen Handballspielens, erklärte Markus Collatz, nach einjähriger Stippvisite beim VfB Mühlhausen im Sommer zum ThSV Eisenach zurückgekehrt.

Marco Lang hatte eine Anmerkung parat:

Für die Mitteldeutsche Oberliga fehlt beiden freilich einiges. Wir wissen das.

Zwei sich gut ergänzende Spielgestalter
„Einen Zähler hatten wir uns schon verdient“, befand der sympathische Coach des Teams aus dem Unstrut-Hanich-Kreis, das ab der 57. Minute ohne seinen torgefährlichen Rückraumspieler Markus Bergmann (3. Zeitstrafe) auskommen musste. „Nach unserer 23:21-Führung haben wir es versäumt, die big points zu machen“, resümierte er. Der ThSV Eisenach II traf vom 21:23 (47.) zum 25:23 (52.) und gab die Führung, trotz leidenschaftlichen Bemühens der Gäste, nicht mehr aus der Hand. Er hatte über die Distanz einen nicht unwichtigen Vorteil  auf der Torhüterposition. Lars Kremmer und Marius Noack parierten zusammen 17 Bälle, ihre Mühhäuser Kollegen Adrian Winkler und Christian Lutze bekamen zusammen nur 8 Bälle vor der Linie zu fassen. „ Ein großes Lob geht an unseren jungen Linksaußen Tom Kreutzer, der im ersten Abschnitt 7 Bälle einnetzte. Christian Lämmerhirt bereicherte unser Spiel mit vielen guten Entscheidungen. Philipp Emmelmann und Qendrim Alaj haben sich in der Rolle des Spielgestalters gut ergänzt“, unterstrich der spielende Eisenacher Co-Trainer Benjamin Trautvetter, der im Finish von der Siebenmeterlinie zum 28:26 verwandelte (57.).  Dessen „alter Kumpel“ Philipp Emmelmann übernahm in den letzten beiden Spielminuten Verantwortung, traf zum 29:27 (59.). Moritz Fick sorgte für den Anschlusstreffer der Gäste.  Der ThSV Eisenach II sah sich 29 Sekunden vor Ultimo in Ballbesitz, schloss zu früh und unplatziert ab. Dem VfB Mühlhausen bot sich per Gegenstoß die Riesenchance zum Ausgleichstreffer und Punktgewinn. Doch ausgerechnet ein Mühlhäuser, der vor zwei Jahren ins ThSV-Nachwuchsprojekt gestoßene Marius Noack, der sich gerade beim ThSV-Partner BMW Fahrzeugtechnik GmbH um einen Ausbildungsplatz beworben hat, vereitelte den Einschlag.

Tom Kreutzer – der Mann der ersten Halbzeit
Tempogegenstöße und Ballstafetten auf Linksaußen, das Erfolgsrezept der Eisenacher im ersten Abschnitt. In Abwesenheit von Kapitän Sascha Kleint glänzte der junge Tom Kreutzer. Beeindruckend seine Wurfbilanz im ersten Abschnitt: 7 Würfe, 6 Treffer! Beide Teams setzten auf einen 6:0-Abwehrverband und viel Angriffspower. Das ThSV-Trainergespann Kühr/Kühr versuchte das Angriffsspiel der Gäste mit personellen Wechseln für die Defensive zu bremsen. Pascal Küstner und Tim Vogt kamen für Abwehraufgaben. Der ThSV Eisenach II spielte im Angriff zunächst mit Tom Kreutzer auf Links- und Luca Baur auf Rechtsaußen, Christian Lämmerhirt, Philipp Emmelmann und Markus Collatz im Rückraum, Benjamin Trautvetter am Kreeis und Lars Kremmer im Tor. Der VfB Mühlhausen vertraute zunächst  Björn Harder auf Links- und Konstantin Fick auf Rechtsaußen, Markus Bergmann, Daniel Strache und Lennart Adam im Rückraum, Felix Fick am Kreis und Adrian Winkler im Tor. Schon im ersten Abschnitt, eine rasante Partie auf Augenhöhe, zur Freude der großen stimmungsvollen Kulisse. Vom 3:1 (6.) zum 3:4 (10.). Manko der Hausherren: Ihr Überzahlspiel blieb uneffektiv. Im Gegenteil. Die Gäste trafen gar in Unterzahl. Als die Hausherren in doppelter Überzahl auf dem Parkett standen, nutzten sie diese dann allerdings zum 9:6 (18.). Tom Kreutzer hatte eingelocht. Die Gäste brachten den Ex-Eisenacher Maximilian Jäschke auf Rechtsaußen. Ein deutlicher Zugewinn. Der VfB Mühlhausen blieb auf Tuchfühlung. Maximilian Jäschke traf zum Anschlusstreffer (13:12, 27.), hatte kurz darauf den Ausgleichstreffer auf der Hand, doch sein Strafwurf landete am rechten Pfosten (29.). Dann Siebenmeter für den ThSV Eisenach II. Mühlhausens Schlussmann Adrian Winkler blieb gegen Philipp Emmelmann Sieger.

Mitte der zweiten Halbzeit wackelte der ThSV Eisenach II
Zu Beginn der zweiten Halbzeit standen die Gebrüder Alaj beim ThSV Eisenach II gemeinsam auf dem Parkett. Auch Noah Streckhardt kam, fütterte Benjamin Trautvetter mit genauem Pass zum 15:14 (35.). Der Mühlhäuser Rückraum erhöhte die Torgefahr, nutzte seine Größenvorteile. Markus Bergmann und Moritz Fick zogen erfolgreich aus dem Fernwurfbereich ab. Daniel Strache organisierte das Angriffspiel. Eisenachs Philipp Emmelmann setzte seine schlitzohrigen Würfe dagegen. Aus dem 16:15 (36.) machten die Gäste ein 19:21 (45.). Da war Sand im ThSV-Getriebe. Die Eisenacher nahmen personelle Änderungen vor. Markus Collatz kehrte zurück, Noah Streckhardt rückte auf die Linksaußenposition, Marius Noack kam ins Tor. Markus Collatz brachte Zielwasser mit, traf dreifach zum 23:23 (50.), sogar vom Kreis. Der ThSV Eisenach II eroberte das Leder, Noah Streckhardt vollendete zum 24:23 (50.). Philipp Emmelmann und Benjamin Trautvetter fanden sich zum 25:23 (52.). Der ThSV Eisenach II hatte binnen 5 Minuten einen 21:23-Rückstand (47.) in eine 25:23-Führung (52.) umgewandelt. Eine torreiche und spannende Schlussphase war eingeläutet. Der  VfB Mühlhausen schnupperte praktisch bis zur letzten Sekunde an einem Punktgewinn. Am Ende tanzte der ThSV Eisenach II vor dem blau-weißen Trommlerblock, bewies Armend Alaj seine Qualitäten als „Zeremonienmeister“.

Statistik
ThSV Eisenach II: Kremmer, Noack (ab 44.); Lämmerhirt (2), Trautvetter (4/2), Emmelmann (7/2), Voigt, Urbach, A. Alaj, Kreutzer (6), Bohrt, Collatz (5), Baur (2), Streckhardt (2), Q. Alaj (1)
VfB TM Mühlhausen: Winkler, Lutze (ab 48.); Bergmann (8/3), Ginov, Jäschke (5/2), Adam (1), F. Fick (3), Strache (1), Gräbedünkel, K. Fick (2), Kellner, Harder (3), M. Fick (5)
Siebenmeter: ThSV Eisenach II 5/3  /  VfB TM Mühlhausen 6/5
Zeitstrafen: ThSV Eisenach II 3 x 2 Min.  /  VFB Mühlhausen 7 x 2 Min.(Rot für Bergmann n. 3.ZS, 57.)
Schiedsrichter: Dähne/Scholz
Zuschauer: 416

Anzeige