Wir brauchen Abwehrstabilität!

Christoph Jauernik, der Coach des ThSV Eisenach, vor dem Pflichtspielstart: Im Angriff soll ein Mix aus Disziplin und Power zum Erfolg führen

Vorbei die Zeit der Vorbereitung für den ThSV Eisenach. Zum Pflichtspielauftakt sind die Wartburgstädter  in der 1. DHB-Pokal-Hauptrunde gefordert, die im Final-Four-Modus an verschiedenen Orten in Deutschland ausgespielt wird. In Erlangen (Karl-Heinz-Hiersemann) findet am Samstag, 27. und Sonntag, 28.08.2016 das Turnier 1 Süd mit den Drittligisten SG Nussloch und Bayer Dormagen, Zweitligist ThSV Eisenach und Erstligist HC Erlangen statt. Der Sieger des Wochenendes qualifiziert sich für die 2. DHB-Pokal-Hauptrunde. Klar favorisiert im Fränkischen ist der gastgebende HC Erlangen, dem als Aufsteiger beste Chancen auf den Klassenerhalt in der DKB Handball-Bundesliga eingeräumt werden. Der HC Erlangen ist gerade noch einmal auf dem Spielermarkt aktiv geworden, hat Kreisläufer Stanko Sabljic vom HC Prvo Zagreb verpflichtet.

Seit 01.07.2016 ist der 32-jährige A-Lizenz-Inhaber Christoph Jauernik, als C-Jugendlicher ins Eisenacher Nachwuchsprojekt gekommen, zuletzt Coach der in der Jugendbundesliga spielenden A-Jugend, Trainer des Zweitbundesligateams des ThSV Eisenach.

Vor dem Pflichtspielstart sprachen wir mit Christoph Jauernik:
Sie waren drei Jahre Trainer des Jugendbundesligateams des ThSV Eisenach, übernahmen zum 01.07.2016 das Zweitbundesligateam der Männer. Was hat sich für Sie verändert?
Ich arbeite nun überwiegend mit Pr0fis, deren Hauptaugenmerk auf dem Handball liegt. Im Jugendbundesligateam mit Talenten zwischen 17 und 19 Jahren stehen Sportler, die parallel Schule und Ausbildung verfolgen. Im Männer-Bundesligateam kann ich auf ein höheres Grundniveau zurückgreifen, einiges schneller erarbeiten. Im A-Jugend-Bereich standen 5 bis 6 Trainingseinheiten, im Männerbereich jetzt während der Vorbereitung 8 bis 9 Sporteinheiten, in der Saison stehen 7 Trainingseinheiten plus 2 Videoanalysen je Woche an. Für den Zweitbundesligabereich profitiere ich von der guten Infrastruktur der Markeing GmbH, durch die Mitarbeiter deren Geschäftsstelle, die schnelle Lösungen ermöglichen. Als A-Jugend-Trainer sind vielfache organisatorische Aufgaben selbst zu bewältigen.

Was erwarten Sie für die Zweitbundesliga-Saison 2016/2017?
Was uns betrifft, unsere Leistungen zu verbessern, mit Stabilität auftreten, einen guten Start hinlegen und über die gesamte Saison so viele Spiele wie möglich für uns zu entscheiden. Alle Teams der Liga arbeiten mit ähnlichen Trainingsumfängen, haben überwiegend Spieler in ihren Reihen, die vom Handball leben. Ich rechne nicht damit, dass eine Mannschaft vorne weg marschiert, aber ebenso nicht, dass Teams abgeschlagen im Tabellenkeller rangieren. Alle im Vorfeld als Spitzenteams eingestuften Mannschaften werden Punkte lassen, Teams aus der unteren Tabellenhälfte werden kräftig punkten, weil das Feld dicht beisammen liegt.

Wie verlief die Saisonvorbereitung Ihres Teams?
Wir sind mit wenigen Verletzten durchgekommen, abgesehen von kleineren Blessuren, die wir durch Regeneration und Behandlungen in den Griff bekamen. Ich freue mich über große Fortschritte in der Spielauffassung, wie wir in der Saison agieren wollen, eingeschlossen Grundabsprachen in der Abwehr, aber auch im Gegenstoßspiel und im Positionsangriff. Fakt ist aber auch, wir sind noch lange nicht am Ende der Entwicklung. Rückschläge wird es geben, wie bei der 28:31-Niederlage beim Testspiel in Bebra gegen den TV Hüttenberg. Zu vermerken, alle Spieler arbeiten engagiert, sind bedacht, sich in allen Bereichen zu verbessern, handballtechnisch und auch athletisch.

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Hat sich eine Stammformation herauskristallisiert?
Ausgehend von unserem Abwehrschwerpunkt haben sich einige  Spieler für die zentralen Positionen im 6:0-Block als sehr wichtig herauskristallisiert. Um erfolgreich zu sein, brauchen wir Abwehrstabilität! Danach geht es um Varianten, für Kreativität im Spiel nach vorn. In den Testspielen haben wir die Außenpositionen halbzeitweise besetzt. Vielleicht handhaben wir das auch in den Punktspielen so. Da Willy Weyhrauch und Tom Seifert weiterhin auf der Verletztenliste stehen, arbeiten wir mit 14 bis 15 Spielern, die in den Testspielen alle längere Einsatzzeiten bekamen. Diese Breite brauchen wir, angesichts der Intensität der Spiele in der Liga, um Spieler optimal für den Gesamterfolg einsetzen zu können.

Verfolgt Christoph Jauernik eine bestimmte Spielphilosophie?
Keine, die sich großartig von anderen unterscheidet. Auf Abwehrstabilität als Grundstein setzen wohl alle, um über Gegenstöße die sogenannten einfachen Tore zu erzielen. Über die schnelle Mitte wird versucht, Abwehr- und Angriffswechsel beim jeweiligen Kontrahenten zu erschweren. Unser Ziel ist es, auch wenn Wechsel im Angriff oder Abwehr möglich sind, dass die gesamte Mannschaft keine Probleme im Rückzugsverhalten hat, alle in der Lage sind, auf ihren Positionen zu verteidigen. Im Positionsangriff will ich meiner Mannschaft vermitteln, diszipliniert aufspielen, um dann im richtigen Zeitpunkt auf Power und Aggressivität umzuschalten. Ein guter Mix einschließlich des konsequenten Abschlusses, ist vorgesehen.

Um die Frage nach dem Saisonziel kommen wir  nicht herum…
Wir haben eine gute Mannschaft beisammen. Ich bin fest davon überzeugt, sie wird ihr Leistungspotential abrufen, um viele Spiele siegreich zu beenden. An einem konkreten Tabellenplatz möchte ich unser Ziel nicht festmachen. Ich sehe die eine oder andere Mannschaft aufgrund ihrer Eingespieltheit besser. Wir werden jede Partie mit 100 % angehen, um im oberen Tabellendrittel einzulaufen.

Wir haben sich die Neuzugänge integriert?
Durch ihre offene Art und Weise haben sie ganz schnell Anschluss gefunden, wurden bestens aufgenommen. Wir haben eine sehr offene Truppe! Welche Qualität in den Neuzugängen steckt, haben wir beim 28:23-Erfolg über den HSC Coburg gesehen. Ich erinnere an die Torjägerqualitäten von Matthias Gerlich, aber auch als guter Abwehrspieler auf der Halbposition oder im Innenblock. Marcel Niemeyer ist dabei, sich weiter zu entwickeln, basierend auf seinen sehr guten Voraussetzungen. Willy Weyhrauch laboriert leider en einer langwierigen Verletzung. Bei Stanislaw Gorobtschuk ist unverkennbar, wie froh er ist, wieder in Eisenach zu sein. Er ist sehr ehrgeizig im Training, geht voran. Er kann für uns eine Verstärkung sein. Duje Miljak ist fit von der SG Westwien gekommen. Er arbeitet auch ganz intensiv im athletischen Bereich. Im Innenblock unserer Abwehr ist er ein wichtiger Spieler, um Stabilität zu erreichen. Er gibt seine Erfahrungen auch an andere Spieler weiter. Im Angriff kann er uns mit einfachen Toren aus dem rechten Rückraum helfen, aber auch als Mann, der Lösungen sucht, die Mitspieler in Szene setzt. Im Positionsangriff kann er gute Entscheidungen zum Mannschaftserfolg einbringen. Torhüter Sebastian Brand, im C-Jugend-Alter beim ThSV Eisenach, dann bei den Füchsen Berlin, nun zurückgekehrt, hat sich gut eingelebt. Als Youngster ist er nicht der Lautsprecher im Team. Er versucht, ruhig und sachlich seine Aufgaben zu erfüllen, hält sich an Absprachen, hat sein Potential gezeigt. Er steht unseren beiden erfahrenen Torhüter nur wenig nach, kann seinen Weg machen.

Ihre Meinung zum veränderten Regelwerk…
Wir beschäftigen uns natürlich auch mit den Veränderungen im Regelwerk, das auch neue Aufgaben für Zeitnehmer und Sekretär bedeutet! Die blaue Karte ist ein optisches Signal, auch für die Zuschauer. Bei einem rotwürdigen Foul in den letzten 30 Sekunden wird neben der roten Karte auch auf Siebenmeter entschieden. Die gravierendste Änderung, 7 gegen 6 Feldspieler. Darauf müssen wir uns einstellen, in der Abwehr und im Angriff.  In den Testspielen haben wir daran gearbeitet. Die Teams in der 2. Liga werden sicherlich auch auf dieses Mittel zurückgreifen. Dass ein nach einer Behandlungspause aus Verletzungsgründen ausgewechselter Spieler erst nach drei Angriffen wieder zurück kann, diese Regelung gab es ja schon ähnlich in der Jugendbundesliga, allerdings nur mit der Beschränkung von einem Angriff.  Vielleicht wird diese Maßnahme noch einmal überdacht. Ich habe nicht das Gefühl, dass das Handballspiel unter Schauspielerei leidet; in anderen Sportarten sieht das anders aus. Wir müssen diese Regelung akzeptieren. Das heißt natürlich, adäquate Ersatzmöglichkeiten, personelle Alternativen zu haben, wenn solch eine Zwangspause eintritt. Auch die neue Regel beim Zeitspiel, wo jetzt 6 Pässe zugelassen sind, sehe ich als Konkretisierung. Das ist alles für Handball-Neulinge oder jene Zuschauer, die sich nicht intensiv mit den Handball-Regeln beschäftigen, nicht unbedingt von Vorteil. Da wird es sicherlich Irritationen geben. Wir werden über unser Vereins-Journal und über unsere Homepage versuchen, „Aufklärungsarbeit“ zu leisten. Aber auch alle anderen sich mit Handball beschäftigenden Medien sind gefragt.

Foto: Der 32-jährige A-Lizenz-Inhaber Christoph Jauernik ist der neue Zweitbundesliga-Coach des ThSV Eisenach.

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