Zu viel Schatten beim ThSV in Münster

Die Lage ist prekär. Der ThSV Eisenach wartet seit elf Spieltagen auf einen Sieg. In der heimischen Halle gab es noch gar keinen Doppelpunktgewinn. Am Freitag unterlagen die Wartburgstädter bei der TSG Münster mit 30:37 (13:17). Mit mageren 5 Pluszählern aus 14 Begegnungen bleibt für den ThSV Eisenach nur der letzte Tabellenplatz. «Die obligatorische Durststrecke minimieren», hatte Trainer Hans-Joachim Ursinus als Losung ausgegeben. Doch es gab neben Licht erneut viel Schatten im ThSV-Spiel. «Teilweise präsentierten wir uns grottenschlecht», gestand Hans-Joachim Ursinus. Er selbst schöpfte die Palette taktischer Maßnahmen vollends aus, versuchte es mit vier (!!) Abwehrsystemen. Schien eine zu fruchten, brachten Schlafwageneinlagen einzelner Akteure den Lohn wieder zum Einstürzen. Überhaupt, die Zahl der individuellen sowie Technik- und Regelfehlern gab erneut Anlass zum Haareraufen. «Unsere Videoanalyse im Vorfeld hatte gezeigt, die Fehlerquote bei Eisenach ist sehr hoch. Das kam uns natürlich entgegen», bekannte Hans-Josef Embs, der Trainer der TSG Münster. Für dessen Anmerkung, der ThSV Eisenach sei stärker wie sein aktueller Tabellenplatz, blieb den Eisenachern nur ein müdes Lächeln übrig. In der Breite reicht das derzeitige Leistungsvermögen nicht, um erfolgreich zu bestehen. «Ohne personelle Alternativen kommen wir nicht aus dieser komplizierten Situation heraus», stellte Hans-Joachim Ursinus zur Pressekonferenz klar. An kämpferischem Einsatz fehlte es in Münster keineswegs. Der war vorbildlich! Zu leicht ausrechenbar ist das Eisenacher Angriffsspiel, zu viele Schwachstellen in der Abwehr. In Münster spielte der ThSV Eisenach wieder einmal nahezu ohne linken Rückraum. Kilian Kraft vermochte nicht an seinen Auftritt der zweiten Halbzeit gegen Obernburg anzuknüpfen. Till Riehn befindet sich in einem Leistungstief. Die Aktionen von Tomas Sklenak sind rasch durchschaubar. Die gegnerischen Abwehrreihen verdichten die Räume, wenn er in Richtung gegnerischen Kasten marschieren will. In Münster wurde zudem eine Reihe regelwidriger Aktionen gegen Tomas Sklenak nicht geahndet. Die Unparteiischen Kaiser/Schmitz (Linkenheim/Eggenstein) setzten mehrfach zweierlei Maßstäbe an. Wahrscheinlich auch das Los eines Tabellenletzten! Ebenso das Wurfpech. Allein während der ersten 30 Minuten klatschten 5 Bälle ans Holz. Das Glück fehlt dann eben auch. Glück erarbeitet man sich über den Erfolg. Dem läuft der ThSV Eisenach bisher hinterher. Zu wenig Leistungsträger können es nicht richten. Mit einem einzigen gefährlichen Rückraumwerfer (Kisztian Szep-Kis) ist in der 2. Bundesliga kein Blumentopf zu gewinnen. Keeper und Kapitän Timo Meinl vermag das «Höllenfeuer» in der Abwehr vor ihm nicht zu löschen. Zwanzig Bälle entschärfte er in Münster, 37 landeten im Netz. Auf Rechtsaußen trabt Zbynek Vesely seit Wochen ohne Dampf. Berufsbedingt steht Marcel Liebetrau am Kreis nur eingeschränkt zum Trainings- und Wettkampfbetrieb zur Verfügung. Stephan Mellack rackerte in Münster am Kreis vorbildlich, war die positive Überraschung an diesem Tag, markierte 4 Treffer. Selbst einem Klasse-Mann wie Andrej Kastelic unterliefen ungewohnte Aussetzer. In der Summe einfach zu wenig Substanz in den ThSV-Reihen, um in Münster zu punkten. In Ex-Nationalspieler Steffen Weber, obwohl verletzungsbedingt gehandicapt, hatten die Hausherren den überragenden Spieler der Partie in ihren Reihen. «Er war die spielentscheidende Persönlichkeit», zollte TSG-Trainer Hans-Josef Embs seinem Regisseur ein Extralob. Der 34-jährige brillierte als exzellenter Dirigent, steuerte aber auch selbst, wenn es die Situation erforderte, mit all seiner Routine das gegnerische Gehäuse an. In hektischen Phasen behielt er kühlen Kopf, hielt sein Team auf Kurs.
Beim ThSV Eisenach brennt indes bereits der Baum. «Wir sind gefordert. Nur wir Spieler. Wir müssen die Karre aus dem Dreck ziehen. Das kann kein Vorstand, keine Marketing GmbH, die sich alle Mühe geben», stellte Stephan Mellack zur Weihnachtsfeier der Mannschaft unmissverständlich fest. Das Derby am Vorweihnachtsabend (23.12.06) gegen den EHV Aue wird ein erstes Abstiegs-Endspiel. Weitere Folgen. Am 30.12.06 in Gensungen.

STATISTIK
TSG Münster: Bansa, Rebstock; Weber (5), Rejab (4), M.Mauch, Wenig (6), Gölzenleuchter, Kaplan, Zapototschny (1), Th. Mauch, Stallmann (4), Bohnert (3), Pausch (6), Feliho (8/3)

ThSV Eisenach: Meinl, Nositschka (bei 1 Strafwurf); Hoffmann (2), Kraft (1), Sklenak (3), Wöhler (3), Weiß, Riehn (1), Emmelmann (2), Mellack (4), Baumgarten, Vesely (1), Kastelic (7/5), Szep-Kis (6)

Zeitstrafen: Münster 9 x 2 Min. (Rot gegen Stallmann nach grobem Foulspiel, 58. Min.); Eisenach 9 x 2 Min. (Rot gegen Sklenak nach grobem Foulspiel, 58. Min.)

Siebenmeter: Münster 5/5; Eisenach 5/5

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