Zwei grundverschiedene Halbzeiten

ThSV Eisenach mit letztlich klare Niederlage in der niedersächsischen Landeshauptstadt / Focus nun auf den Abstiegshit in der nächsten Woche

Im Handball-Klassiker gegen den SC Magdeburg bot der ThSV Eisenach bis eingangs der Schluss-Viertelstunde erfolgreich Paroli (18:18, 45. Min.), unterlag am Ende noch deutlich mit 23:29. Wenige Tage später, in der Landesmetropole Niedersachsens, beim TSV Hannover-Burgdorf, lagen die Wartburgstädter nach starker erster Halbzeit hauchdünn mit 13:14 im Rückstand. Hochkarätige Chancen blieben ungenutzt. Nach Wiederanpfiff machten die „Recken“ Nägel mit Köpfen, zogen auf 21:15 (40.) und gar 26:16 (45.) davon. Am Ende stand eine 27:37-Niederlage für das Team von der Wartburg.  Die verletzungsbedingten Ausfälle von Azat Valiullin und Branimir Koloper machten sich nachteilig bemerkbar.

Der breite ausgeglichene Kader sprach über die Distanz für den TSV Hannover-Burgdorf,

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vermerkte Karsten Wöhler. Die Hoffnung auf den Klassenerhalt bekam unter der Wartburg zusätzlich einen Dämpfer, weil der direkte Mitkonkurrent HBW Balingen-Weilstetten dem großen THW Kiel mit einem 22:22 völlig unerwartet einen Zähler abknöpfte. Am Freitag, 28.04.2016 reist der ThSV Eisenach zum Abstiegsderby nach Balingen!

Unser Focus richtet sich nun auf diese Partie,

betont Karsten Wöhler. Er hofft, mit dem stärksten Aufgebot anreisen zu können.

Keine zwei Meinungen zur ersten Halbzeit
„Dass wir zur Pause nicht im Rückstand lagen, hatten wir Torhüter Malte Semisch zu verdanken“, konstatierte Benjamin Chatton, der Geschäftsführer des TSV Hannover-Burgdorf. „Beim Seitenwechsel hätten wir mit 3 bis 4 Toren führen müssen“, analysierte Karsten Wöhler, der Manager des ThSV Eisenach. „Wir ließen einfach zu viele Torchancen aus“, stellte Gennadij Chalepo, der Coach des ThSV Eisenach, ernüchtert fest. „Bei Eisenachs 6:4-Führung hätten wir deutlicher ins Hintertreffen geraten können“, bekannte Jens Bürkle, seit Sommer des Vorjahres Trainer in Hannover (zuvor bei Zweitligist JJK Rimpar Wölfe). Bei den Verantwortlichen beider Vereine gab es also keine zwei Meinungen zur ersten Spielhälfte.  Der ThSV Eisenach präsentierte sich nicht wie ein ängstlicher Abstiegskandidat, sondern ein Team mit loderndem Feuer und spieltechnischer Güte. Dusko Celica und Daniel Luther kamen zumeist für Abwehraufgaben. Der Mann der ersten 10 Minuten hieß Adrian Wöhler. Seine Sprungkraft nutzend schloss er aus dem linken Rückraum zum 2:4 ab (8.), versenkte von Linksaußen zum 4:6 (10.).  „Eine überaus engagierte Abwehrarbeit“, zollte Karsten Wöhler der Defensive Lob. Der Deckungsinnenblock mit Nicolai Hansen, Dusko Celica und Daniel Luther riegelte ab.  Nach einem „Zuckerpass“ von Keeper Svetislav Verkic scheiterte Tomas Urban an Malte Semisch, der von Beginn bei den Gastgebern den Vorzug vor Stammtorhüter Martin Ziemer bekommen hatte. Eine Ballstafette schloss Nicolai Hansen vom Kreis zum 4:7 ab (13.). Der 110-Kilo-Mann musste die Aufgaben in Angriff und Abwehr bewältigen, weil Kreismitte-Kollege Branimir Koloper nach einem Hexenschuss passen musste. Doch frühzeitig zeigte sich das Eisenach Dilemma an diesem Abend: die Chancenverwertung. Bogdan Criciotoiu scheiterte aus dem rechten Rückraum gleich doppelt. Am Ende standen aus dem rechten Rückraum 0 Treffer zu Buche. „Wenn wir eine Chance haben wollen, muss alles passen“, betonte Gennadij Chalepo. Die Last des Torwerfens aus der zweiten Reihe lastete vornehmlich auf Borut Mackovsek, der mit Einsatz und Qualität sich in diese Aufgabe stemmte (ingesamt 7 Bälle versenkte).  Bei den Gastgebern sorgten indes Runar Karason (7 Treffer) und Sven-Sören Christophersen (6) für die Rückraumtreffer. Ein Aufsetzer des in den Angriff aufgerückten Eisenacher Kapitäns Daniel Luther hatte zuviel Schmackes, landete über den Gastgeber-Kasten (19.). Personelle Wechsel beim ThSV Eisenach, Dirk Holzner und Patrick Hruscak kamen, blieb ohne Impulse. Die Recken, ohne Europameister Kai Häfner aber mit Europameister Erik Schmidt,  trafen vom 4:7 (14) zum 10:8 (24.). Die Eisenacher Abwehr mit Keeper Svetislav Verkic hielt den Laden aber noch zusammen. Im Vorwärtsgang sorgte Borut Mackovsek für den 10:10-Gleichstand (26.) und traf kurz vor der Halbzeitsirene zum Anschlusstreffer. Mit einem hauchdünnen 14:13 wurden die Seiten gewechselt.

Entscheidung ganz schnell nach Wiederanpfiff
Nach Wiederanpfiff brach es über die Thüringer herein. „Wir spielten wie aus einem Guss“, jubelte Jens Bürkle. „Binnen fünf Minuten war alles entschieden“, grollte Gennadij Chalepo. Ihre individuellen Fähigkeiten zum mannschaftlichen Erfolg vereinigend überrannte der TSV Hannover-Burgdorf die Gäste. Die Schlagwürfe der Hausherren zappelten im Eisenacher Kasten. Die Wartburgstädter, ob mit Marcel Schliedermann oder Olaf Bjarki Ragnarsson als Regisseure,  patzten unter Druck im Angriff, verkrampften. Vom Spielfluss der ersten Halbzeit war nichts mehr zu sehen. Missverständnisse häuften sich. Die Hausherren dankten auf ihre Art. „Wann gelangen uns in einer Halbzeit schon einmal 9 Konter“, fragte Jens Bürkle mit Blick auf die Statistik in die Runde der Pressekonferewnz.   Die Niedersachsen zogen auf 21:15 davon (40.). „Durch unvorbereitete Würfe fingen wir uns Konter ein“, so Karsten Wöhler. Versuche, auf eigene Faust, die sich abzeichnende Niederlage noch abzuwenden, waren ein untaugliches Mittel. Der ins ThSV-Gehäuse eingewechselte Jan-Steffen Redwitz stand immer wieder frei vor ihm auftauchenden Gastgebern gegenüber. Nach 45 Minuten zeigte die Anzeigetafel eine 10-Tore-Differenz an (26:16). Dem TSV Hannover-Burgdorf gelangen in den zweiten 30 Minuten 23 Treffer! Die Wartburgstädter waren stets um den eigenen Torerfolg bemüht. Mit Nick Heinemann auf Rechts- und Dirk Holzner auf Linksaußen, Adrian Wöhler am Kreis und Tomas Urban im rechten Rückraum wurde im Schlussabschnitt manch gelungener Spielzug mit erfolgreichem Abschluss (Adrian Wöhler!!) demonstriert. Adrian Wöhler, im Nachwuchs des ThSV Eisenach an der Kreismitte, gefiel mit seiner Unbekümmertheit und 7 Toren!  „Wir haben mit der komfortablen Führung durchgewechselt, jedem der im Kader stehenden Spieler seinen Anteil verschafft“, resümierte Jens Bürkle, der sich zudem über eine mit 3.850 Zuschauern erneut nahezu ausverkaufte Swiss-Life-Halle freute.

Statistik
TSV Hannover-Burgdorf: Semisch, Ziemer; Johannsen (3/1), Motensen (3), Patrail (5), Hykkerud (2), Lehnhoff (4/1), Szücs, Karasson (7), Schmidt (2), Olsen (5), Polex, Christophersen (5), Kastening (1)
ThSV Eisenach: Verkic, Rediwitz (ab 35.); Wöhler (7), Luther, Celica (2), Ragnarsson (1), Hruscak, Schliedermann, Hansen (3), Urban (5), Holzner (1), Mqackovsek (7), Crciotoiu, Heinemann
Siebenmeter: TSV Hannover-Burgdorf 2/2 – ThSV Eisenach 0
Zeitstrafen: TSV Hannover-Burgdorf 4 x 2 Min. – ThSV Eisenach 3 x 2 Min.
Schiedsrichter: Brodbeck/ Reich
Zuschauer: 3.850

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