Jahrestag des Verbrechens am Erfurter Gutenberg-Gymnasium

Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel hat die Thüringer Bevölkerung dazu aufgerufen, am Jahrestag des Verbrechens am Erfurter Gutenberg-Gymnasium der Opfer zu gedenken und sich auf die Vorsätze zu besinnen, die nach dem 26.04.2002 zum Ausdruck gebracht worden seien. »Wir haben uns vorgenommen, die Würde des Menschen mehr zu achten, stärker gegen die Verherrlichung von Gewalt vorzugehen und mehr Mut zur Erziehung zu entwickeln”, sagte Vogel. Diese Vorsätze dürften nicht in Vergessenheit geraten, auch wenn inzwischen andere Themen in den Vordergrund gerückt seien.

Die Politik habe im Laufe des vergangenen Jahres alles in ihrer Macht Stehende getan, um Konsequenzen aus dem Verbrechen zu ziehen. Mehr als ein Dutzend novellierter Bundes- und Landesgesetze seien dafür Beleg.

»Wir haben im Vermittlungsausschuss erreicht, dass das Waffenrecht in wichtigen Punkten geändert worden ist. Ohne unseren Widerspruch läge die Altersgrenze für Schützen heute bei 10 statt bei 12 Jahren und das Mindestalter für den Waffenbesitz bei 18 statt bei 21 Jahren. Wir hätten uns eine Anhebung auf 25 Jahre gewünscht, aber dieser Wunsch fand leider keine Mehrheit”, sagte Vogel.

Auch das neue Thüringer Schulgesetz sei durch den 26.04.2002 mit geprägt. »Jeder Gymnasiast erwirbt nach der 10. Klasse künftig einen Abschluss, der mit dem Realschulabschluss vergleichbar ist. Niemand steht mehr mit leeren Händen da, falls er das Abitur nicht besteht.” Außerdem müssten die Schulen jetzt auch die Eltern volljähriger Schüler über Probleme informieren. »Dass Eltern ahnungslos bleiben, wenn ihre Kinder Schulprobleme haben, ist nicht mehr möglich”, sagte Vogel.

Die Politik, so der Ministerpräsident weiter, könne allerdings nur Rahmenbedingungen verbessern. »Der Staat darf den Menschen nicht sagen, nach welchen ethischen Maßstäben sie leben sollen. Aber er kann – beispielsweise in der Schule – für die Achtung der Menschenwürde und die Ächtung von Gewalt eintreten. Er kann jedoch den Eltern nicht ihre Erziehungsaufgabe abnehmen.”

Bei alledem dürfe man nicht übersehen, dass sich ein solches Verbrechen trotz aller Vorsorge anderswo in der Welt wiederholen könne. Vogel: »So schrecklich dieser Gedanke sein mag: Es wird leider immer Menschen geben, die anderen Menschen nach dem Leben trachten. Dass sich Einzelne auf grausame Weise verirren, wird sich niemals ganz verhindern lassen.”

Zu Recht habe Bundespräsident Johannes Rau am 3. Mai 2002 gesagt: »Wir müssen einander achten, und wir müssen aufeinander achten.”