Nadelbäume sind gesünder als Laubbäume

«Die Waldschadenserhebung 2001 weist in Thüringen 28 % der Waldfläche als deutlich geschädigt (Schadstufen 2 – 4), 44 % als schwach geschädigt (Schadstufe 1) und 28 % ohne Schadmerkmale (Schadstufe 0) aus. Dieses Inventurergebnis ergibt in etwa das gleiche Bild wie im Jahr 2000.» Das erklärte der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Dr. Volker Sklenar, heute anlässlich der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2001.

Wie auch im Jahr zuvor wurde die Waldzustandserhebung wieder als Vollstichprobe im 4 x 4 km-Raster durchgeführt. Dabei wurden 8232 Probebäume auf 343 systematisch über die Waldfläche Thüringens verteilten Aufnahmepunkten begutachtet.

Die mittlere Kronenverlichtung ist von 20,2 % im Jahr 2000 auf nun 20,7 % angestiegen. Damit entspricht das Schadniveau etwa dem Stand von 1999. Bei den vier Hauptbaumarten ergibt sich folgende Rangfolge:

Fichte: 17,9 % (2000: 17,5 %)
Kiefer: 22,1 % (2000: 21,7 %)
Buche: 24,1 % (2000: 23,7 %)
Eiche: 26,6 % (2000: 25,3 %)

«Damit bestätigt sich der allgemeine Trend, dass in Mitteleuropa Laubbäume stärker geschädigt sind als Nadelbäume», so der Minister.

Die Fichte ist mit rund 48 % Anteil an der Waldfläche die häufigste Baumart in Thüringen. Die deutlichen Schäden haben nicht zugenommen. Lediglich der Anteil schwach geschädigter Fichten ist auf Kosten ungeschädigter Fichten unwesentlich angestiegen. Damit bleibt die Fichte in Thüringen die Baumart mit den geringsten sichtbaren Schäden.

Der Waldflächenanteil der Kiefer in Thüringen beträgt rund 20 %. Sie ist damit die zweitwichtigste Baumart in Thüringen. Im Vorjahresvergleich haben die deutlichen Schäden um 1 % zugenommen. 23 % der Kiefern sind normal benadelt. Von den vier Hauptbaumarten weist die Kiefer nach der Fichte die geringsten Schäden auf.
Die Buche ist mit einem Waldflächenanteil von 18 % die am stärksten vertretene Laubbaumart in Thüringen. Hinsichtlich der Schadstufenanteile bei Buche macht sich die geringfügige Verschlechterung in einer Zunahme des Flächenanteils schwach geschädigter Buchen bemerkbar. Die deutlichen Schäden sind dagegen leicht zurückgegangen.

Der Waldflächenanteil der Eiche beträgt in Thüringen rund 5 %. Sie weist damit den geringsten Anteil der vier Hauptbaumarten in Thüringen auf. Die Kronenansprache 2001 erbrachte für die Eiche ein etwas schlechteres Ergebnis als im letzten Jahr. Trotz Zunahme der mittleren Kronenverlichtung um 1,3 % sind die Flächenanteile der einzelnen Schadstufen unverändert geblieben. Die Eiche bleibt in Thüringen die am stärksten geschädigte Baumart.

Anzeige

«Deutlich tritt der Unterschied zwischen Laub- und Nadelbäumen sowohl bei den Anteilen normal benadelter/belaubter Bäume als auch bei den deutlichen Schäden hervor. Die Laubbäume sind in Thüringen deutlich stärker geschädigt als die Nadelbäume», sagte Dr. Sklenar. Insgesamt stehen einem Anteil von 16 % gesunden Laubbäumen 34 % gesunde Nadelbäume gegenüber.

Aber auch das Alter hat Einfluss auf die Kronenverlichtung. Über alle Baumarten ist der Flächenanteil der deutlichen Schäden bei den über 60-jährigen Bäumen mehr als dreimal so hoch im Vergleich mit den unter 60-jährigen.

Bei der regionalen Differenzierung wird deutlich, dass die nördlichen, westlichen und mittleren Landesteile eine deutlich höhere Schädigung aufweisen als das Thüringer Gebirge und die östlichen Landesteile. «Wir sind der Sache nachgegangen und führen das unterschiedliche Schadniveau auf die jeweilige Baumartenzusammensetzung und Altersgliederung der Regionen zurück», so der Minister. So beträgt der Laubbaumanteil der untersuchten Stichprobe im Nordthüringischen Trias-Hügelland 83 %, während er im Thüringer Gebirge nur bei 15 % und im Vogtland gar nur bei 12 % liegt. Ähnlich unterschiedlich ist die Alterszusammensetzung. Beträgt der Anteil über 120 jähriger Bäume im Nordthüringischen Trias-Hügelland 52 %, so ist diese Altersgruppe im Thüringer Gebirge nur mit 5 % und im Vogtland nur mit 4 % vertreten.

Auch die Witterung hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Kronenzustand der Waldbäume. Bei den Niederschlägen ist nicht allein die Höhe, sondern vielmehr die Verteilung im Jahresverlauf von entscheidender Bedeutung. Das Jahr 2000 ist, wie bereits die Jahre zuvor, als überdurchschnittlich warm einzuschätzen. Es war das wärmste Jahr des letzten Jahrhunderts überhaupt In diesem Jahr setzt sich dieser Trend überdurchschnittlich hoher Temperaturen fort, wenn auch in etwas abgeschwächter Form.

Das Niederschlagsgeschehen 2000 war nach einer guten Wasserversorgung im Winter durch ein ausgesprochenes Niederschlagsdefizit in den Monaten April bis Juni geprägt. In Ostthüringen war darüber hinaus auch der Winter 2000/2001 sehr trocken.

Hinsichtlich der Insektenschäden ist von einem Einfluss auf den eingeschätzten Kronenzustand in diesem Jahr kaum auszugehen. Das Befallsgeschehen beim «Buchdrucker» zeigt sich weiterhin als sehr entspannt. «Grüner Eichenwickler» und «Kleiner Frostspanner» haben nur geringe Fraßschäden verursacht.

Maßgeblich beteiligt am Ursachenkomplex der «Neuartigen Waldschäden» sind die Luftschadstoffe. Das bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehende Schwefeldioxid schädigt vor allem die Spaltöffnungen der Blätter und Nadeln und beeinträchtigt die Fotosynthese und andere physiologische Prozesse. In Thüringen hat sich die Belastung der Waldbestände durch Schwefelverbindungen in den letzten Jahren stark vermindert.

Stickstoff wirkt als Luftschadstoff in Form von Stickstoffoxiden direkt auf die Pflanzen ein und wird mit dem Niederschlag in Form von Ammonium und Nitrat in die Waldökosysteme eingetragen. Hohe Stickstoffeinträge, die von der Pflanze nicht mehr aufgenommen werden können, führen früher oder später zu massiven Nährstoffungleichgewichten im Ökosystem. Dies erhöht wiederum die Anfälligkeit der Bäume gegenüber anderen Stressfaktoren, begünstigt den Prozess der Bodenversauerung und lässt Veränderungen hinsichtlich des Bodenzustandes und der Artenzusammensetzung erwarten.

«Diese Analyse zeigt, dass wir in unseren Anstrengungen zur Verbesserung des Waldzustandes nicht nachlassen dürfen. Im waldbaulichen Bereich wird der Freistaat Thüringen auch in Zukunft durch eine naturnahe Waldbewirtschaftung und durch die Bereitstellung von Fördergeldern die Basis für die Verbesserung des Waldzustandes schaffen», so der Minister abschließend.

Anzeige
Anzeige