Landespreis für vorbildliches Engagement für Menschen
mit Behinderungen an die Opel Eisenach GmbH

Die Thüringer Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit, Heike Taubert (SPD), hat in Erfurt den Landespreis für vorbildliches Engagement für Menschen mit Behinderungen sowie für die Einführung eines herausragenden betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) vergeben. Geehrt wurden als privater Arbeitgeber die Opel Eisenach GmbH, das Landratsamt Gotha als öffentlicher Arbeitgeber und die Elast- und Plastverarbeitung Thüringen aus Waltershausen als nicht beschäftigungspflichtiger Arbeitgeber. Die Auszeichnung ist mit einer Prämie von je 10000 Euro aus Mitteln der Ausgleichsabgabe verbunden.

Sozialministerin Heike Taubert sagte anlässlich der Verleihung: «Die Ergebnisse und vielfältigen Aktivitäten der Bewerber um den Landespreis machen deutlich, dass betriebliche Gesundheitsförderung und Eingliederungsmanagement wesentlich zur Motivation der Mitarbeiter und zu einer positiven Einstellung zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen beitragen. Schließlich unterscheiden sich chronische Erkrankungen und Behinderungen nur durch eine amtliche Feststellung. Wenn es uns gelingt, die vielseitigen Erfahrungen auch in andere Betriebe zu tragen, sind wir ein gutes Stück auf dem Weg zu einer inklusiven Arbeitswelt im Sinne der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention vorangekommen. Die Preisträger sind deshalb Schrittmacher und Vorbilder.»

Wolfgang Rentsch, der Stellvertretende Werksleiter der Opel Eisenach GmbH, sagte: «Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung und Anerkennung unseres betrieblichen Eingliederungsmanagements und unseres Engagements für Menschen mit Behinderungen. Dass wir auf dem richtigen Weg damit sind, beweist nicht zuletzt die hohe Anzahl der Mitarbeiter mit einem Grad der Behinderung, die wir in unserem Unternehmen beschäftigen. Mit einem Anteil von 9,4 Prozent ist Opel Eisenach damit führend in der deutschen Automobilindustrie. Durch die aktive Arbeit unseres Integrationsteams konnten 2012 weitere 14 Arbeitsplätze für Mitarbeiter mit einer anderen Form der Gesundheit geschaffen werden. Mit dem konsequenten Eingliederungsmanagement ist es uns bislang gelungen, alle gesundheitlich eingeschränkten Mitarbeiter in unserem Unternehmen weiter zu beschäftigen.»

Andrea Schulz, Leiterin des Personalamtes des Landratsamtes Gotha, sagte: «Viele denken, dass es im öffentlichen Dienst sehr viel leichter als in freien Wirtschaft ist, Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen zu finden. Aber auch die Verwaltungen sind gefordert, sich für Menschen mit Behinderungen mehr zu engagieren. Wir sind stolz auf den verliehenen Preis, denn er würdigt unser Engagement im Landratsamt Gotha und die Leistung aller Beschäftigten, ob mit oder ohne Behinderung.»

Hartmut Schwerdt, Geschäftsführer der Elast- und Plastverarbeitung Thüringen aus Waltershausen, sagte: «Menschen mit Behinderungen sind hervorragende Mitarbeiter. Sie sind zuverlässig, treu und leistungsbereit. Sie identifizieren sich mit dem Unternehmen. Ich bin stolz auf meine Mitarbeiter und auf den Landespreis. Er ist ein Höhepunkt meines Arbeitslebens.»

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Opel Eisenach GmbH als privater Arbeitgeber – Im Unternehmen gibt es bereits seit 2002 eine Integrationsvereinbarung, in der Regelungen zum BEM wie auch zur Eingliederung von behinderten Menschen festgelegt sind. Es gibt vorbildliche Strukturen für einen planvollen Umgang mit dem BEM. Dazu gehören ein sogenanntes Integrations-Team, das die entsprechenden Partner wie Werksarzt, Sozialarbeiter, Krankenkasse etc. bei Bedarf einbezieht sowie umfangreiche Angebote der Gesundheitsfürsorge. Zur Erleichterung des Wiedereinstiegs in den Arbeitsprozess werden Rückkehrgespräche durchgeführt. Besonders bewährt hat sich die Einrichtung eines Integrationsbereiches, in dem Einsatzmöglichkeiten für Mitarbeiter erprobt werden, die ihre bisherige Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben können. Dies hat zu einem enormen Rückgang der Ausfallzeiten wegen Erkrankung geführt. Erwähnenswert ist auch das Engagement für die Ausbildung von schwerbehinderten Jugendlichen, die Gegenstand einer Kooperationsvereinbarung mit dem Behindertenbeauftragten des Freistaats Thüringen ist. Derzeit absolviert ein gehörloser Azubi seine Ausbildung zusammen mit nichtbehinderten Jugendlichen.

Landratsamt Gotha als öffentlicher Arbeitgeber – Auch im Landratsamt Gotha gibt es vorbildliche Strukturen für einen planvollen Umgang mit dem BEM, regelmäßige Auswertung und Erfolgskontrolle sowie eine intensive Zusammenarbeit mit externen Partnern wie Integrationsamt, Krankenkassen, Rentenversicherung, Berufsgenossenschaft, Agentur für Arbeit oder Integrationsfachdienst. Im Rahmen der Gesundheitsfürsorge gibt es Gesundheitstage, etwa einen Aktionstag «Gesunde Lebensweise» mit Angeboten zu Themen wie Burnout, Vorstellung alternativer Heilmethoden, Massagen oder Ergotherapie, aber auch Fortbildungsangebote zur Stressbewältigung oder Seminare für ältere Mitarbeiter (Beschäftigte 50+). Als vorbildlich herauszustellen ist, dass neue Arbeitsbereiche und Aufgabenfelder für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen erschlossen werden. In den beiden letzten Jahren wurden sechs schwerbehinderte Menschen und zwei Gleichgestellte neu eingestellt. Zwei schwerbehinderte Azubis wurden nach Abschluss der Ausbildung in unbefristete Arbeitsverhältnisse übernommen, ein schwerbehinderter Azubi wird derzeit ausgebildet.

Elast- und Plastverarbeitung Thüringen aus Waltershausen als nicht beschäftigungspflichtiger Arbeitgeber – In dem kleinen Betrieb mit insgesamt 12 Mitarbeitern werden sieben schwerbehinderte Menschen beschäftigt. Das ist eine Beschäftigungsquote von 54 Prozent. Die Elast- und Plastverarbeitung Thüringen zeigt, dass ein betriebliches Eingliederungsmanagement möglich und sinnvoll ist, auch wenn ein sogenanntes BEM-Team nicht gegründet werden kann. So gibt es einen Integrationsbeauftragten, Langzeiterkrankungen der Mitarbeiter konnten maßgeblich reduziert werden durch rechtzeitige Kontaktaufnahme mit dem Mitarbeiter, intensive Zusammenarbeit mit externen Partnern wie Kranken- oder Rentenversicherungsträger, Berufsgenossenschaft, Agentur für Arbeit und Integrationsamt/Integrationsfachdienst. Dass sich die Firmenleitung um gesundheitliche Probleme, Probleme am Arbeitsplatz, aber auch um Probleme in der Familie kümmert und erfolgreich nach Lösungen sucht, trägt maßgeblich zur Motivation der Mitarbeiter bei. Die Einstellung von vier schwerbehinderten Menschen in den beiden letzten Jahren macht auch hier deutlich, dass schwerbehinderte Menschen auf geeigneten Arbeitsplätzen durchaus «ihren Mann stehen».

Der Landespreis für vorbildliches Engagement für Menschen mit Behinderungen sowie für die Einführung eines herausragenden betrieblichen Eingliederungsmanagements

Die Bewerbung für den Landespreis war bis zum 30. Juni 2012 beim Thüringer Landesverwaltungsamt – Integrationsamt – möglich. Es haben sich insgesamt acht Betriebe/Dienststellen beworben (zwei private, drei öffentliche und drei nicht beschäftigungspflichtige Arbeitgeber). Ein Antrag wurde wegen aktueller betrieblicher Umstrukturierung zurückgezogen. Das Integrationsamt hat sich im Rahmen eines Betriebsbesuches über die Aktivitäten und Dokumentation der Betriebe zum betrieblichen Eingliederungsmanagement und bei der Beschäftigung schwerbehinderter Menschen überzeugt und eine Auswertung nach einem Punktesystem vorgenommen. Der Beratende Ausschuss beim Integrationsamt Thüringen hat in seiner Sitzung am 21. November 2012 über die Vergabe des Landespreises beraten und die Preisträger bestimmt.

Bei der Ausgleichsabgabe handelt es sich um finanzielle Mittel, die diejenigen Betriebe oder Behörden mit mehr als 20 Beschäftigten abführen müssen, wenn sie nicht eine bestimmte Anzahl schwerbehinderter Menschen beschäftigen. Die Höhe der Ausgleichsabgabe liegt je nach Erfüllung der Beschäftigungspflicht bei 105, 180 oder 260 Euro pro nicht besetztem Pflichtplatz und Monat. Die Ausgleichsabgabe darf nur für besondere Leistungen zur Förderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben einschließlich begleitender Hilfe im Arbeitsleben verwendet werden. Sie wird durch das Integrationsamt verwaltet.

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