Trotz Arbeit sind in Eisenach über 800 Menschen auf Hartz IV angewiesen

In Eisenach waren Mitte 2016 828 Menschen trotz Arbeit auf Hartz IV angewiesen. Ein Teil derer, die das eigene Einkommen mit Hartz-IV-Leistungen aufstocken müssen, arbeitet in geringfügiger Beschäftigung. So haben 245 Aufstockende einen Minijob, allerdings arbeiten auch 126 Personen in Vollzeit, weitere 304 Personen in sozialversicherungspflichtiger Teilzeit.

Es ist nicht akzeptabel, dass so viele Menschen in Eisenach trotz guter wirtschaftlicher Lage immer noch nicht von ihrer Arbeit nicht leben können, erklärt Jürgen Putzke, Vorsitzender des DGB Eisenach/Wartburgkreis.

Ein besonderes Problem seien die Minijobs, da diese keine Brücke in reguläre Beschäftigung, sondern ein Armutsrisiko sein und besonders für viele Frauen, die ihre Kinder betreuten oder Familienmitglieder pflegten, zur Sackgasse würden. Denn Minijobs böten weder eine Perspektive auf Qualifizierung und Aufstieg im Beruf noch könnten ausreichend Rentenansprüche erworben werden.

Das Jobcenter Eisenach muss mehr für Beschäftigte, die ergänzend Hartz-IV beziehen, tun, fordert Putzke. Wer sich in einer beruflichen Einbahnstraße befindet, braucht mehr Unterstützung statt Druck und Sanktionen.

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Vor allem müssten den Betroffenen sinnvolle Angebote zur beruflichen Qualifizierung gemacht werden.

Wissenschaftliche Studien bestätigen regelmäßig, dass viele Menschen in Minijobs oder kleiner Teilzeit gerne mehr arbeiten würden.

Da die soziale Absicherung in Minijobs mangelhaft sei, habe der DGB ein Reformkonzept Minijob erarbeitet, wonach jede Arbeit ab der erste Stunde sozialversicherungspflichtig werden solle. Das würde auch einen Anreiz bieten, Minijobs in reguläre Beschäftigung umzuwandeln. Zwar ist bundesweit die Zahl der Aufstockenden in den letzten zwölf Monaten geringfügig um rund 50.000 gesunken, ist aber mit fast 1,2 Millionen Betroffenen immer noch sehr hoch. Zum Jahresbeginn 2015 wurden 100.000 Minijobs in sozialversicherte Beschäftigung umgewandelt.

Das ist eine positive Wirkung des Mindestlohns. Er wirkt, ist aber nur ein Baustein, Armut trotz Arbeit zu überwinden. Auch das Jobcenter Eisenach ist in der Pflicht, sich mehr um die Aufstockenden zu kümmern, denn Arbeit muss vor Armut schützen, so Jürgen Putzke.

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