Werkstätten haben mehr Wert als man denkt

Die bundesweit erste Studie zur Sozialbilanz zeigt: Werkstätten für behinderte Menschen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und mehr als rentabel. Die Studie wird beim Unternehmerabend der Diako Thüringen vorgestellt.

Wann: Mi, 20. April 2016, 17:30 – 20:30 Uhr
Wo: Hörselbergwerkstatt Eisenach, Adam-Opel-Straße 5
 
Vorgestellt und diskutiert werden soll eine aktuelle Studie zur Sozialbilanz der Werkstätten für behinderte Menschen (Social Return on Investment). Ziel ist es, das vorherrschende Bild von Einrichtungen, die öffentliche Gelder verschlingen, nachweislich zu widerlegen. Diese Studie stellt dar, dass Werkstätten für behinderte Menschen einen wichtigen Lebensmittelpunkt für die Betroffenen bilden und darüber hinaus auch ein enormer Wirtschaftsfaktor in der Region sind. Der Social Return on Investment bedeutet, dass Sozialausgaben der öffentlichen Hand nicht als „versenkte Mittel“, sondern als Investitionen betrachtet werden. „Werkstätten und ihre Mitarbeiter führen Steuern und Sozialbeiträge ab, sie vermeiden an anderer Stelle Kosten für die öffentliche Hand und erzeugen direkte und induzierte wirtschaftliche Effekte für die Regionen“.
Das ist ein sehr aktuelles, interessantes, und vielleicht auch brisantes Thema. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Haushalte der Kommunen durch steigende Sozialausgaben zum Teil an ihren Belastungsgrenzen angekommen sind oder schon darüber.
Ein Ergebnis der Studie ist: 51 Euro von 100 Euro fließen aus der Werkstatt sofort wieder über Sozialversicherungsbeiträge und Steuern in die Gesellschaft zurück. Dazu kommt, dass Werkstattbeschäftigte stärker am sozialen Leben teilnehmen, indem sie beispielsweise Waren für Ihren Lebensunterhalt einkaufen. Von 100 Euro Transferleistungen, die die Beschäftigten erhalten, zahlen sie im Schnitt 69 Euro an die öffentlichen Kassen zurück.

Würden die Menschen nicht in der Werkstatt arbeiten, wäre das für die Gesellschaft nicht günstiger. Ein Werkstattplatz kostet im Schnitt 10.000 Euro im Jahr. Würden die Beschäftigten zu Hause bleiben, entstünden Betreuungskosten von 10.400 Euro. Hintergrund ist, dass betreuende Angehörige selbst nicht mehr arbeiten könnten und dadurch für den Staat Steuern und Beiträge aus Bruttolöhnen von rund zwei Milliarden Euro entfallen würden. Hinzu kommt das verminderte Konsumverhalten.

Nicht zu vergessen ist, dass über die Werkstätten Arbeitsplätze geschaffen und Aufträge in die Region gebracht werden. Mancher Auftrag im Raum Eisenach wäre schon längst nach Osteuropa oder in den asiatischen Raum vergeben worden, wenn es das Angebot der Diako-Werkstätten nicht gäbe. Hochgerechnet generieren Werkstätten in ganz Deutschland Einkommen in Höhe von drei Milliarden Euro. Die Angestellten kaufen Waren und beziehen Dienstleistungen in Höhe von bundesweit 2,7 Milliarden Euro.

Die Studie zeigt eindeutig, dass die Werkstätten ein deutliches Plus für die Gesellschaft sind. 100 hier investierte Euro erzeugen eine Wertschöpfung von 108 Euro. Hinzu kommt, dass die Werkstattangebote die Lebensqualität von behinderten Menschen und ihrer Angehörigen erheblich verbessern.