Ehrung der März-Gefallenen in der Eisenacher Weststadt

Vier Frauen verloren ihre Männer, 13 Kinder ihre Väter

Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes, SPD, Linke, der Stadt Eisenach und Bürger der Wartburgstadt gedachten am Freitag, 18. März 2022 an der Gedenkstätte in der Eisenacher Frankfurter Straße der vor 102 Jahren an dieser Stelle vom Kapp-Putsch getöteten fünf Eisenacher Arbeiter, legten Blumengebinde nieder. Hier kamen August Gustav Schmidt, Emil August Volkert, Friedrich Voigt, Heinrich Adolf Niemeier und Karl Emil Menger ums Leben. Familienväter, 26, 29, 31, 32 und 36 Jahre jung. Vier Frauen verloren ihre Männer, 13 Kinder ihre Väter! Die Opfer waren Zivilisten. Unbewaffnete Bewohner der Eisenacher Weststadt. Wohnhaft am Wolfgang und in der Frankfurter Straße. Selbst böswillige Untersuchungen konnten den toten Eisenachern keine politischen Zugehörigkeiten nachweisen!

Was war geschehen an jenen Tagen?

Kaiserliches Militär, Monarchisten, Nationalisten und die Vertreter des deutschen Großkapitals, also die Eltern des Kaiserreiches, das Europa in den Abgrund des ersten Weltkrieges gestürzt hatte, wollten die junge deutsche Republik nach wenigen Monaten wieder mit Gewalt beseitigen.

Das Volk und nicht die Arbeiterschaft rief den Generalstreik aus.

Rief auf zum zivilen Ungehorsam gegen die Brutalität von Kriegswaffen und für den Erhalt der Republik und der ersten deutschen Demokratie.

So stellte sich zu Anfang der Frankfurter Straße, an dieser Kreuzung zur Katharinenstraße, eine unbewaffnete Volksmenge der bewaffneten Eskorte aus Polizei und Militär in den Weg. Mit Handgranaten und Gewehrschüssen bahnte sich dieser Trupp den Weg durch die Eisenacher Bevölkerung. Man fühlte sich bedroht vom unbewaffneten Volk! Man tat nur seine Pflicht, obwohl sie durch Eid und durch keine Regierung dazu ermächtigt waren, nur durch das selbstherrliche Monopol ihrer Waffengewalt. Dass diese Täter für ihre Morde nie vor Gericht standen, wirft ein Bild auf den labilen politischen Zustand dieser ersten deutschen Republik.

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