ThSV Eisenach stutzt den Potsdamer Adlern die Flügel

Wartburgstädter überqueren nach 29:24 (15:11) -Erfolg beim 1. VfL Potsdam die Schwelle zum neuen Jahr auf einem Aufstiegsplatz

Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir in dieser Saison das gemeinsame Ziel verfolgen, aufzusteigen, sagte Alexander Saul vor dem Punktspiel seines ThSV Eisenach am zweiten Weihnachtsfeiertag beim starken Aufsteiger 1. VfL Potsdam.

Diese Aussage untermauerten die Wartburgstädter mit einem 29:24 (15:11) Sieg vor 905 Zuschauern (darunter über 60 blau-weiße ThSV-Fans) in der modernen MBS-Arena in Potsdam gegen die „Filiale der Füchse Berlin“. Rückraumspieler Alexander Saul steuerte 7 Feldtreffer (bei 9 Versuchen) bei. Mit einer bärenstarken Abwehrleistung stutzten die Eisenacher den Potsdamer Adlern die Flügel. Vor Wochenfrist hatte das Team von Bob Hanning dem bis dato noch unbezwungen Tabellenführer HBW Balingen-Weilstetten in dessen Halle die erste Saisonniederlage beigebracht.

Exakt vor einem Jahr, am 26.12.2021, ließen sich die Wartburgstädter von den Rimpar Wölfen mit 26:35 abkochen. Zwei Punkte, die in der Vorsaison zum Erstliga-Aufstieg fehlten. Im letzten Spiel des Kalenderjahres 2022 und zugleich dem vorletzten der Hinrunde, das letzte vor einer kurzen Pause zum Jahreswechsel, sollte es kein Déjà-vu-Erlebnis geben. Das gab es auch nicht. Der ThSV Eisenach überschreitet die Schwelle zum neuen Kalenderjahr auf Aufstiegsplatz 2! Aus einer überragenden 5:1- Abwehr, mit Fynn Hangstein oder Marko Grgic vorgezogen, bestens im Zusammenspiel mit dem zwischen der 14. und 55. Minute das Gehäuse hütenden Torwarttrainer Stanislaw Gorobtschuk (parierte 8 Bälle, kassierte zwei Kopftreffer), starteten die ThSV-Männer ihr schnelles Umschaltspiel. Der gebundene Angriff hatte im 22-jährigen Jannis Schneibel einen exzellenten Spielmacher, der selbst 5 Treffer erzielte.

Wir haben viel mit Pressing gearbeitet, die Gastgeber damit unter Druck gesetzt, ihnen erhebliche Probleme bereitet. Wir wussten um die individuelle Qualität der Potsdamer, haben früh ihre Flügel zugestellt. Jeder hat seinen Teil zum Erfolg beigetragen, konstatierte Misha Kaufmann, der Coach des ThSV Eisenach.

Wir haben vieles richtig gemacht, doch die Gäste haben uns zu Fehlern gezwungen. Sie hatten ihr großes Plus in der Abwehr. Das tat uns weh. Gegen eine solch starke Mannschaft wie den ThSV Eisenach ist das kaum zu kompensieren. Kämpferisch haben wir alles gegeben, bis zum Schluss an uns geglaubt, bilanzierte Bob Hanning, der Coach des VfL Potsdam.

Als sein Team vom 16:22 (45.) noch einmal bis auf zwei Treffer (23:25, 55.) verkürzte, durfte es hoffen. Die Eisenacher behielten ihre Linie bei. Nach Regelwidrigkeit an Jannis Schneibel versenkte Fynn Hangstein den fälligen Siebenmeter „mit dem Glück des Tüchtigen“ gegen den eingewechselten Ex-ThSV-Schlussmann Blaz Voncina (23:26, 56.). Fynn Hangstein, bei dem die ihn in im Vorjahr auszeichnende Leichtigkeit zurück ist, netzte zum 23:27 (56.) ein, versenkte nach Regelwidrigkeit an Torben Hübke vom Strich zum 24:28 (59.). Der 10. Treffer aus 12 Versuchen, was einer Quote von über 83 Prozent entsprach. Ein Abspiel der nun resignierenden Potsdamer landete im Seitenaus, Eisenachs Ruben Sousa lochte eine Sekunde vor der Sirene zum 24:29-Endtand ein. Bob Hanning sprach von einem auch in der Höhe völlig verdienten Sieg des ThSV Eisenach.

„Wir wollten den Sieg unbedingt!“

Unsere Abwehr bildete einmal mehr den Grundstein. Im ersten Abschnitt haben wir noch gute Chancen weggelassen, resümierte Eisenachs Timothy Reichmuth.

Das lag freilich auch am guten Mark Ferjan im Potsdamer Kasten, der seinen 8 in der ersten Halbzeit abgewehrten Bälle nach dem Seitenwechsel allerdings keine weiteren hinzufügen konnte, seinen Platz für Lasse Ludwig räumte, für den zwischen der 35. und 50. Minute nur eine erfolgreiche Parade notiert wurde. Der 39-jährige Oldie Blaz Voncina, von 2019 bis 2021 im Torhüterteam des ThSV Eisenach, wehrte im Schlussgang noch 3 Bälle ab.

In den zweiten 30 Minuten haben wir zumeist souverän dominiert. Es gab einen kleinen Einbruch, als wir die Hausherren bis auf zwei Treffer herankommen ließen, haben aber nichts anbrennen lassen, so Timothy Reichmuth.

Wir wollten unbedingt diese zwei Punkte, fighteten und verließen als Sieger das Parkett. Unser Team beschenkte sich und seine Fans am zweiten Weihnachtsfeiertag und schloss ein geniales Jahr 2022 erfolgreich ab. Mein Dank geht an die Mannschaft, die uns unterstützenden Sponsoren und Partner, aber ebenso an unsere Fans, erklärte ein aufgekratzter Eisenacher Manager Rene Witte.

ThSV Eisenach: Frühe rote Karte gegen Kapitän Peter Walz/ Lob für Malte Donker
Die Gäste von der Wartburg hatten nach nicht einmal 7 Minuten einen Schock zu verdauen. Nach einer überzogenen Abwehraktion sah Kapitän Peter Walz die rote Karte.

Durchaus vertretbar, meinte Rene Witte nach der Partie.

Peter Walz fehlte fortan in der Abwehr und im Angriff an der Kreismitte.

Diese frühe rote Karte tat uns natürlich weh. Malte Donker hat in der Abwehr inzwischen viel Erfahrung, übernahm die Position von Peter Walz, hat die Aufgabe sehr gut gelöst, erklärte Eisenachs Abwehrchef Philipp Meyer. Ein bis zwei Kleinigkeiten sind uns hinten durchgerutscht, merkte Philipp Meyer an, der am nächsten Tag in seine bayrische Heimat, nach München, aufbrach.

Im Angriff übernahmen Ruben Sousa und Torben Hübke die Position am Kreis.

Ich hoffe, ich konnte mich bei meinen Einsatzzeiten für weitere empfehlen, sprudelte es aus Torsten Hübke heraus.

Dessen Elternhaus steht in Berlin, der Kreisläufer-Hüne blieb gleich vor Ort. Ruben Sousa bricht zum Ende der Woche in seine portugiesische Heimat auf. Eine kurze Trainingspause zum Jahreswechsel ist beim ThSV Eisenach, aber auch beim 1. VfL Potsdam angesagt

Vom 8:6 zum 11:15
Den Ausfall ihres Kapitäns bei eigener 3:2-Führung mussten die Eisenacher erst einmal verdauen. Die Hausherren trafen durch Dustin Kraus zum 5:3 (11.), behielten zunächst das Sagen. Emil Hansson netzte zum 7:5 ein (14.). Eisenachs Trainer Misha Kaufmann setzte auf Mehrfachwechsel, sowohl zwischen Abwehr und Angriff als auch positionsbezogen. Für Abwehraufgaben kamen beispielsweise Marko Grgic, Timothy Reichmuth und Philipp Meyer. Mit der Einwechslung von Stanislaw Gorobtschuk stabilisierte sich die Abwehr. Im Angriff brillierte Jannis Schneibel mit ballverlagernden Pässen, wie beim Zuspiel zu Ivan Snajder, der dieses von Linksaußen zum 8:8-Ausgleich verwertete (18.). Moritz Sauter nutzte eine Lücke im Eisenacher Abwehrblock zum 9:9 (20.). Der letztmalige Gleichstand! Malte Donker stibitzte sich das Leder, passte zu Fynn Hangstein der zum 9:10 einlochte (21.). Timothy Reichmuth und Fynn Hangstein legten zum 9:12 nach (23.). Die Thüringer hatten in Brandenburg Oberwasser, gaben die Führung nicht mehr aus der Hand. Der von der Potsdamer Abwehr nicht zu stellende Alexander Saul traf zum 10:14 (26.) und 11:15- Halbzeitstand.

Schnelles Umschaltspiel nach Ballbesitz
Mit dem spürbar festen Willen, eine Heimniederlage abzuwenden, kehrten die Gastgeber aus der Kabine zurück. Der im ersten Abschnitt verletzt ausgeschiedene Nils Lichtlein war für die Gastgeber wieder dabei, traf zum 14:17 (36.). Mehr ließen die Gäste nicht zu! Die Abwehr im Verbund mit Stanislaw Gorobtschuk stand kompakt. Alexander Saul markierte in Unterzahl das 14:20 (42.). Bob Hanning rief sein Team mittels grüner Karte zusammen. Mit dem einen oder anderen Spielzug zur Kreismitte hatte der 1. VfL Potsdam Erfolg. Beim 19:23 durch Emil Hansson bestand für Eisenachs Coach Misha Kaufmann Redebedarf (50.). Willy Weyhrauch und Malte Donker lochten zum 19:25 ein (51.). Willy Weyhrauch und Jannis Schneibel scheiterten an Blaz Voncina im Potsdamer Kasten. Ein Ball landete im Seitenaus. Emil Hansson verkürzte zum 23:25 (55.).

Ich hätte sehen wollen, wenn uns der Anschlusstreffer gelingt, orakelte Bob Hanning nach der Partie.

Diesen ließen die Thüringer aber nicht zu! Der ins ThSV-Tor zurückgekehrte Johannes Jepsen parierte beim Stand von 23:27 (57.). Bob Hanning griff noch einmal zur grünen Karte. Max Beneke traf zum 24:27 (58.). Die Eisenacher waren aber längst auf der Überholspur….

Statistik
1.VfL Potsdam: Ferjan (1.-35./ 8 Paraden), Ludwig (35.- 50./ 1 Parade), Voncina (ab 50./ 3 Paraden); Hansson (4), Flathe, Simic (3), Beneke (2), Lichtlein (2), Thiele (1), Nowak, Grüner (5/3), Akakpo (1), Fuhrmann, Günther, Sauter (3), Kraus (3)
ThSV Eisenach: Jepsen (1-14. u. ab 55./ 3 Paraden), Gorobtschuk (8 Paraden); Reichmuth (1), Hübke, Hangstein (10/3), Ulshöfer, Walz, Grgic, Tokic, Sousa (1), Meyer, Donker (2), Schneibel (5), Snajder (2), Weyhrauch (1), Saul (7)
Siebenmeter: 1. VfL Potsdam 3/3 – ThSV Eisenach 3/3
Zeitstrafen: 1. VfL Potsdam 6 x 2 Min. – ThSV Eisenach 4 x 2 Min., Rot Walz (7.)
Schiedsrichter: Thöne/ Zupanovic
Zuschauer: 905

Th. Levknecht

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