Aufträge für Manfred Stolpe

«Wissen die Eisenacher, speziell die Opelaner, dass ohne die SPD und ohne Frank-Walter Steinmeier Opel schon längst in der Insolvenz wären, wie vom CDU-Wirtschaftsminister Karl Theodor von Guttenberg favorisiert», fragte Manfred Stolpe, von 1990 bis 2002 Ministerpräsident in Brandenburg und später Verkehrsminister, zu Beginn seiner Stippvisite bei der Eisenacher SPD.
Grund des Aufenthaltes des inzwischen 72-jährigen früheren Konsistorialpräsidenten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg in der Wartburgstadt war ein Treffen der Hainstein-Gesellschaft, in der er aktiv mitwirkte.
Der Sozialdemokrat nutzte die Gelegenheit, um die Gründungsstätte der deutschen Sozialdemokratie, den «Goldenen Löwen» in Eisenach zu besuchen, mit den SPD-Mitgliedern vor Ort in einen lebhaften Meinungsaustausch zu treten.
«Die Bundes-SPD muss sich zu ihren Gründungsstätten bekennen», forderte Eisenachs SPD-Vorsitzender Torsten Tikwe. Die August-Bebel-Gesellschaft, ausschließlich ehrenamtlich geführt, ist als Träger der Gedenkstätte gerade dabei, das Gebäude für eine neue Ausstellung herzurichten. Umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten (veraltete Elektrik austauschen, Fußböden erneuern, Brandmeldeanlagen einbauen) sind in vollem Gange.
Das Haus finanziert sich aus den Mieteinnahmen und Spenden, kann mit stetig steigenden Besucherzahlen aufwarten, die als Multiplikatoren beste Werbeträger sind. Sehnsüchtig wird auf die neue Ausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung gewartet. Doch derzeit fehlen 10000 €.

Manfred Stolpe nahm es als Auftrag mit, sich sowohl bei der Bundes-SPD als auch bei der Friedrich-Ebert-Stiftung für den «Goldenen Löwen» in Eisenach einzusetzen. «Die SPD muss sich ihrer Wurzeln, ihrer Grundwerte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität gerade jetzt erinnern», betonte Manfred Stolpe. Der Schatz der Sozialdemokratie in Eisenach bedürfe der Unterstützung, erklärte Manfred Stolpe nach einem Rundgang durch das Haus unter Leitung von Karin Richardt, ehrenamtlicher Geschäftsführerin der August-Bebel-Gesellschaft.
Dr. Wolfgang Schenk machte dem Gast mit wichtigen historischen Details vertraut. Am 8. August dieses Jahres wird in Eisenach mit einer Festveranstaltung 140 Jahre Sozialdemokratie, an den Parteitag 1869 im «Goldenen Löwen» erinnert. Manfred Stolpe notierte sich den Termin.
Obwohl nicht mehr im politischen Tagesgeschäft verantwortlich tätig, Manfred Stolpe interessierte natürlich auch das aktuelle Geschehen in Eisenach, wenige Tage nach der Kommunalwahl. Eisenach sei eine Industriestadt, weise heute 6500 Industriearbeitsplätze vor, doch erst der aktuelle Oberbürgermeister Matthias Doht sei der erste gewählte Sozialdemokrat an der Rathausspitze, informierten die Eisenacher SPD-Mitglieder. Seit 1990 sei die CDU stärkste Partei im Stadtrat, habe zuletzt Verluste verbuchen müssen. Die SPD habe nahezu zwei Prozent zugelegt, doch leider die Anzahl ihrer Sitze im Stadtrat nicht erhöhen können. Eisenach als Stadt der Reformation, geprägt in ihrer Geschichte von freiheitlicher demokratischer bürgerlicher Entwicklung bis hin zur Arbeiterbewegung, als «Stadt der Vielfalt» ausgezeichnet, werde durch den Einzug von Neonazis in den Stadtrat im Ansehen geschädigt. Verkleidet als «Biedermänner» seien ihnen einige Eisenacher auf den Leim gegangen.
Zur Bevölkerungsentwicklung konnte Matthias Doht berichten, dass Eisenach mehr Zuzug wie Wegzug aufweise, doch noch läge die Sterberate höher wie die Geburtenrate. Das Villenviertel in der Südstadt solle als Ruhesitz für Pensionäre belebt werden.

Das Luther-Jubiläum 2017 könne nicht ohne Eisenach als ein zentraler Ort stattfinden, waren sich Manfred Stolpe und die Eisenacher Sozialdemokraten einig. «Die Wartburgstadt muss beim Luther-Jubiläum eine entscheidende Rolle spielen», so der einhellige Tenor verbunden mit der Bitte, Manfred Stolpe möge sich auch dafür einsetzen; als zweiter Auftrag aus Eisenach. Auch diesen schrieb er sich in sein Buch.

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