Abschluss der Restaurierung des
Landgrafenzimmers im Palas der Wartburg

Im Rahmen des Projektes «Bestandserhaltende Maßnahmen an den Fresko-Malereien Moritz von Schwinds im Palas der Wartburg» kann nun der erste von drei vom bedeutenden Spätromantiker 1854/55 ausgemalten Räumen – das Landgrafenzimmer – vollständig restauriert der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden.

Das Projekt startete 2009 und wird vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sowie von der Wartburg-Stiftung Eisenach finanziert.

Um die Gesamtsituation – hier insbesondere die klimatischen Verhältnisse im Palas – dauerhaft zu verbessern, wurde im Vorfeld ein thermisch-aktiver Boden im Raum eingebaut. Diese Fußbodentemperierung, die in den Sommermonaten auch kühlen kann, erzielt in Verbindung mit einem künftigen Lüftungssystem auch eine Verbesserung des Klimas für die Besucher.

Anstatt des ursprünglich nicht abriebfesten, die Fresken belastenden Gipsestrichfußbodens kam es zur Verlegung von Bodenplatten aus hochwertigem Solnhofer Kalkstein.

Primäres Ziel war die Sicherung der Malerei durch konservatorische Maßnahmen. Auf der Grundlage umfangreicher Befunduntersuchungen zur Raumfassung und -ausstattung und in Auswertung von Akten- und Fotodokumenten durch die Eisenacher Restauratorin Gydha Metzner wurde eine Restaurierungskonzeption erstellt, deren Ziel war, den Raum als Gesamtkunstwerk des 19. Jahrhunderts wiederherzustellen.

Dieses ursprüngliche Raumkonzept war vor allem in den 1950er Jahren teilweise beseitigt bzw. verfälscht und in der Restaurierungsphase 1978-1983 partiell wieder korrigiert worden.

Die Fresken selbst wurden gereinigt, teilweise gefestigt und retuschiert. Gerade die am meisten geschädigten Bildszenen der Malereien der Westwand sind nun wieder besser ablesbar.

Die Bilder werden wieder durch die verloren gegangenen bildkünstlerischen Schmuckleisten mit einem Würfelfries eingerahmt.

Der Putz unterhalb der Fresken musste aufgrund darin enthaltener schädigender Salze, die den künftigen Bestand wieder gefährden würden, erneuert werden.

Anzeige

Die dekorative Bemalung der Wände, die im Laufe der Jahrzehnte mehrmals verändert und verfälscht wurde, ist nun entsprechend dem ursprünglichen Aussehen neu entstanden.

An den Dekorationsmalereien in den Fensterlaibungen und dem Ornamentfeld an der Südwand wurden Korrekturen vorgenommen; nur das ikonografisch wichtige Wappenbild zwischen den Fenstern ist eine Rekonstruktion.

Ein wesentliches Raumelement, die Steinarchitektur um das nördliche Portal und den Kamin, konnte mit noch vorhandenen eingelagerten Originalbeständen und rekonstruierten Elementen wieder errichtet und somit das harmonische Gleichgewicht in diesem Raumbereich wiederhergestellt werden. Die Gold- und Farbfassungen von Teilen der Decke, der Bauplastik von Kapitell und Basis der Mittelsäule entsprechen nun ebenfalls wieder der Raumgestaltung des 19. Jahrhunderts.

Um den erreichten Stand der restaurierten Wandmalereien im Landgrafenzimmer solange wie möglich halten zu können, sind neben den verbesserten Umfeldbedingungen eine ständige Kontrolle (Monitoring) der Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsparameter mittels Sensoren notwendig, die durch die Fa. MOCult (Stuttgart) realisiert wird. Mobile Be- und Entfeuchtungsgeräte werden jedoch auch in Zukunft im Palas der Wartburg erforderlich sein.

Die Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten im Landgrafenzimmer wurden unter der Fachplanung von Dipl.-Rest. Jürgen Scholz (Breitungen), durch eine Arbeitsgemeinschaft der drei Restauratoren Gydha Metzner (Eisenach), Katharina Heiling (Wedemark), Hans Michael Hangleiter (Otzberg) und mit Unterstützung durch die wartburgeigene Restauratorin Denise Motschmann realisiert.

Für die steinkonservatorischen Arbeiten zeichnete die Fa. Morgenweck (Marksuhl) unter fachplanerischer Leitung von Dipl.-Rest. Stephan Scheidemann (Friedrichroda) verantwortlich.

Die Planung der klimatechnischen Verbesserung stand unter Leitung von INNIUS GTD (Dresden) und wurde von den Firmen HBG Graul GmbH (Gumpelstadt) und Sauter Cumulus GmbH (Dresden) ausgeführt.

Die Erneuerung des Wandputzes übernahm die Fa. Gold´n art, Christian Seiler (Eisenberg).

Alle Maßnahmen zur Bestandsicherung der Schwind-Fresken wurden und werden vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sowie von einem fachmännischen Konsultantenteam begleitet, dem Jürgen Pursche (München), Prof. Nicole Riedl (Hildesheim) und Prof. Harald Garrecht (Stuttgart) angehören.

Für den Zeitraum von sieben Jahren stehen seit 2009 jährlich 180000 € für die bestandserhaltenden Maßnahmen an den Freskomalereien zur Verfügung, wobei die kontinuierliche Zuwendung nicht gesichert ist und in diesem Jahr von Seiten des Bundes nicht bewilligt wurde. Die Wartburg-Stiftung hofft trotz dadurch verursachter terminlicher Verschiebungen, die Fertigstellung aller drei Räume bis zum Reformationsjubiläum 2017 realisieren zu können.

Anzeige
Anzeige