Perfektion muss keine Illusion sein

Seit Anbeginn gilt das Showbusiness wohl als eines der härtesten Geschäfte der Welt. Nur in wenigen Gesellschaften liegen Glück und Trauer, Auf- und Abstieg, Liebe und Hass so nah beieinander wie in der Unterhaltungsindustrie.

Diese Erfahrung musste auch Doris Wally Treitz machen. 1942 in Ostpreußen geboren, besuchte sie nach der Geburt ihres Sohnes Alexander eine Hamburger Schauspielschule und startete dann eine Weltkarriere. Unter dem Namen Alexandra wurde sie berühmt, trat in ganz Europa auf und bereicherte den deutschen Chanson und Schöager wie nur Wenige. Doch es waren nicht nur die schönen Seiten, die das kurze Leben der Alexandra bewegten. Krankheiten, kaputte Lieben und der enorme Arbeitsdruck belasteten sie sehr. Im Alter von gerade einmal 27 Jahren verstarb das Universaltalent bei einem Autounfall plötzlich und von ihrem Umfeld unerwartet.

Es ist eine tragisch-komische Geschichte, das Leben der Alexandra. Und damit eine Geschichte, die durchaus erzählt werden kann und soll. Ähnlich dachte sich dies wohl auch Lars Wernecke, der bereits 2001 das Stück „Illusionen – Alexandras Leben“ schrieb und damit den Grundstein für eine ganz besondere Produktion des Eisenacher Landestheaters legte. Denn am gestrigen Samstagabend feierte eben jenes Werk im Schauspielhaus der Wartburgstadt seine Premiere und wurde dort mit großer Euphorie gefeiert.

Doch Kenner des Eisenacher Schauspiels verwundert der große Erfolg des biographischen Stückes kaum. Denn es sind vor allem die musikalischen und schauspielerischen Leistungen der beiden einzigen Darsteller (Jannike Schubert als Alexandra und Pianist Franz Fischer), die mehr als überzeugen. Mit einer an Perfektion grenzenden Authentizität mimt Eisenachs Vorzeigeschauspielerin, Jannike Schubert, die unsichere, verliebte und illusorische Alexandra. Immer dabei Franz Fischer, der mit großem musikalischen Feingefühl die Männer an der Seite der Chansonette und begleitet ihren Gesagt auf Klavier, Gitarre oder Balalaika.

Aber es waren nicht nur die schauspielerischen und musikalischen Leistungen, die am Samstagabend für einen zwölfminütigen Applaus mit stehenden Ovationen sorgten. Denn auch Regisseurin Marie Helene Anschütz, Gattin des Eisenacher Intendanten Boris C. Motzki, trug ihren Anteil zum großen Erfolg des Stückes bei.

Für Theaterliebhaber, Schlagerfans aber auch alle anderen ist das Werk am Eisenacher Theater vollkommen empfehlenswert. Kurzweilig und imposant vergehen die rund zwei Stunden mit einer Pause und zeigen ganz klar, dass Perfektion keine Illusion sein muss.

 

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