Fernbushaltestellen in Thüringen mit Luft nach oben

Der Fernbusmarkt entwickelt sich rasant und hat sich auch in Thüringen als Alternative etabliert. Auf der Messe Reisen+Caravan in Erfurt stellt die Verbraucherzentrale ab heute, u.a. die Ergebnisse einer Stichprobe zu den Haltestellen in Thüringen vor.

Regelmäßig melden die Busunternehmen neue Verbindungen an, fusionieren mit Konkurrenten oder ziehen sich aus dem sehr dynamischen Markt zurück. Für Verbraucher ist der Wettbewerb, der parallel zur Schiene entstanden ist, durchaus vorteilhaft. Günstige nationale und internationale Verbindungen sowie attraktive Angebote (u.a. kostenloser Internetzugang) während der Fahrt, führen dazu, dass einen großer Anteil der Reisenden von der Bahn auf die Straße umgestiegen ist.

Zurzeit sind die größten Anbieter in Thüringen Postbus, MeinFernbus Flixbus und BerlinLinienBus, die zusammen über 2000 Haltestellen anfahren. Insgesamt bedienen die Unternehmen aktuell 15 Haltepunkte in Thüringen.

Doch wie sieht es mit den Punkten Erreichbarkeit, Service, Information und Sicherheit aus? In einer Stichprobe in zehn Städten (Eisenach, Erfurt, Gera, Gotha, Ilmenau, Jena, Nordhausen, Schleiz, Weimar, Zella-Mehlis), hat sich die Verbraucherzentrale Thüringen die Fernbushaltestellen genauer angesehen und auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 4 (mangelhaft) bewertet.

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Die wichtigsten Ergebnisse der Stichprobe
Erfurter Flughafen, Jena Zentrum (Paradiesbahnhof) sowie Nordhausen haben insgesamt am besten abgeschnitten. Die Haltestellen konnten vor allen Dingen in den Kategorien Erreichbarkeit und Information punkten. Auf den hinteren Plätzen finden sich Eisenach, Schleiz und Ilmenau. Hier zeigt sich viel Verbesserungspotential im Service, bspw. bei Aufenthaltsmöglichkeiten für Reisende oder Kennzeichnung der Haltestellen.

Ein Hauptkritikpunkt ist die Information über Ausfälle und Verspätungen vor Ort. Ohne internetfähiges Mobiltelefon ist man in solchen Situation aufgeschmissen,

sagt Dirk Weinsheimer, Jurist der Verbraucherzentrale Thüringen. Eine Rentnerin, die in Eisenach zusteigen wollte, hatte z.B. keinerlei Information darüber, ob der Bus nur verspätet oder gänzlich annulliert war. Zudem wusste sie nicht, ob sie noch eine Fahrkarte beim Fahrer bekommen konnte.

Weiterhin gibt es kaum Ansprechpartner vor Ort, fast keine elektronischen Anzeigen und oftmals keine wettergeschützten Aufenthaltsmöglichkeiten. Auch ein Umstieg zwischen den Fernbuslinien ist nicht einfach, da in einigen Städten (z.B. Gera, Erfurt, Jena) zwei Haltepunkte angefahren werden. Für die Verbraucher ist es dann mühsam, einen Anschluss zu erreichen. Ebenso können es Sehbehinderte unter Umständen schwieriger haben manche Haltestellen zu finden, da sie etwas außerhalb der Bahnhöfe liegen.

Doch es gibt auch positive Punkte. So sind nahezu alle Haltestellen zentral gelegen oder zumindest gut an andere bzw. öffentliche Verkehrsmittel angebunden. Es gab auch überall einen Fahrplanaushang mit Informationen zu weiteren Verbindungen von der jeweiligen Haltestelle. Neun von zwölf Stationen waren zudem auch in den Abendstunden gut beleuchtet und erkennbar.

Fazit: Aus Sicht der Verbraucherzentrale ist es notwendig, dass sich Fernbusanbieter und Kommunen an einen Tisch setzen. Gerade was die Ausschilderung der Haltestellen, Aufenthalts- oder Informationsmöglichkeiten vor Ort für Verbraucher angeht, ist viel Verbesserungspotential vorhanden. Gerade im Hinblick für Reisende außerhalb der Hauptnutzergruppe zwischen 18 und 39 Jahren (über 65 Prozent), wären weitere Maßnahmen sinnvoll, um die Verbraucherfreundlichkeit zu verbessern.

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