Englisch lernen mal anders

Das „White Horse Theater“ zu Besuch am Elisabeth-Gymnasium
von Evelyn Stadel

Lautes Gekreische, aufgeregte Gesichter, Kinder, die sich durch die Eingangstür der Turnhalle pressen und Lehrer, die die Schüler an ihre Plätze verweisen. Es herrscht ein tüdeliges Durcheinander am Morgen des 14. Dezember 2022 am Elisabeth-Gymnasium in Eisenach, denn es ist wieder so weit: Das „White Horse Theater“ besucht nach langer Corona-Pause wieder die deutschen Schulen.

Das Theater wurde von Peter Griffith – einem britischen Schauspieler, Schriftsteller, Regisseur, Musiker und Lehrer – im Jahre 1978 im englischen Somerset gegründet. Durch Griffiths Erfahrungen als Lehrer, setzte er den Schwerpunkt der Organisation auf pädagogisches Theater. Erstmals wurde die Gruppe im Jahre 1980 in die Bundesrepublik eingeladen. Es stellte sich schon nach kurzer Zeit heraus, dass auch an deutschen Schulen ein großes Interesse an dem englischsprachigen Tourneetheater bestand. Seither ist das White Horse Theaters – auch hierzulande- ein immer öfter gesehener Gast.
Heute besteht das Theater aus sieben je vierköpfigen und aus zwei je zweiköpfigen Gruppen, die vor allem an Schulen, Gemeindezentren, Theatern und anderen öffentlichen Einrichtungen auftreten. In ihren Schauspielsaisons reisen die Ensembles nicht nur durch Deutschland, sondern auch durch andere Länder wie Frankreich, England, Japan und China. Der Alltag der Schauspieler ist ungeregelt. Sie versorgen sich selbst und verbringen nur ein paar Tage in einer Stadt und ziehen dann wieder los. Laut den Schauspielern selbst, gehört aber genau das, das Reisen und das Kennenlernen neuer Menschen und Kulturen, zu einem der besten Aspekte ihres Berufs.

Am 14. Dezember traf die Gruppe bereits um 7 Uhr morgens in dem Gymnasium ein, um sich auf die bevorstehenden Auftritte vorzubereiten, und auch ein paar Lehrer sowie Schüler packten noch völlig verschlafen mit an: „Sind alle Kostüme da?“, „Funktioniert die Technik?“, „Jetzt setzt sich bitte jeder auf seinen Platz!“. Drei unterschiedliche Stücke hatte die Gruppe für die Schüler vorbereitet. Sie starteten mit „The Empty Chair“ für die 5.-7. Klasse, ein humorvolles und spielerisches Stück. Es handelt von einem Jungen namens Robbie, dessen Vater ihn und seine Mutter verlässt. Eines Tages landet ein Alienraumschiff in seinem Garten und während das Alien in die Familie aufgenommen wird, versucht der junge Robbie mit der neuen familiären Situation klarzukommen. Für die 8.-9. Klassen spielten sie „Two Gentlemen“, eine modernere Version von Shakespeares Komödie „Two Gentlemen of Verona“, welches die emotionale Achterbahnfahrt von junger Liebe und Freundschaft auf eine unterhaltsame Art darstellt. Zum Abschluss traten sie mit dem Stück „The Picture of Dorian Gray“ vor den Schülern der Oberstufe auf. Das Stück basiert auf dem Literaturklassiker von Oskar Wilde. Dorian Gray ist ein gutaussehender junger Mann, dessen Malerfreund Basil ein Portrait von ihm anfertigt. In einem Moment von Stolz wünscht sich Dorian das Portrait würde an seiner Stelle altern, damit er für immer jung und schön bleiben würde. Sein Wunsch geht in Erfüllung und während Dorian ein ausgelassenes Leben voller Sünden führt, zeigt sich die wahre Verderbtheit seiner Seele auf dem Portrait. Die schauspielerische Leistung war beeindruckend und das sprachliche Niveau wurde auf die jeweiligen Klassenstufen angepasst, um das Verständnis in jedem Fall zu garantieren. Nach den Aufführungen waren die Schauspieler für Fragen offen, und waren auch nach der offiziellen Fragerunde noch lange mit Schülern und Lehrern in Einzelgespräche verwickelt, und vielleicht entscheidet sich der ein oder andere nach dieser Begegnung auch dazu, einen kreativen Weg einzuschlagen.

In jedem Fall heißen wir das White Horse Theater jederzeit wieder am Elisabeth-Gymnasium willkommen, und wünschen ihnen Hals- und Beinbruch bei ihren kommenden Aufführungen.

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