Hinter die Kulissen schnuppern und selbst mit anpacken

Mit Bastian Freitag und Florian Müller absolvieren zwei Handballtalente ein „Freiwilliges soziales Jahr“ beim ThSV Eisenach

Bastian Freitag und Florian Müller gehören zu den hoffnungsvollsten Handballtalenten beim ThSV Eisenach. Bastian Freitag, in wenigen Tagen das 17. Lebensjahr vollendend, in Eisenach geboren, ist der Stammtorhüter der B-Jugend, steht aber auch schon für die A-Jugend erfolgreich im Kasten. Linkshänder Florian Müller, im September 2004 in Göttingen geboren, seit Sommer 2019 im Nachwuchsprojekt des ThSV Eisenach, brilliert als torgefährlicher Rechtsaußen in der von Ex-Nationalspieler Uwe Seidel betreuten A-Jugend. Nach dem Realschulabschluss war die Frage bei beiden nach der beruflichen Ausbildung noch offen.

Der ThSV Eisenach eröffnete uns die Möglichkeit durch ein Freiwilliges soziales Jahr hinter die Kulissen des Vereins zu schnuppern, zugleich unser Berufsfeld einzugrenzen, erklärt Bastian Freitag. Gleichzeitig können wir das komplette Trainingsprogramm mit Einheiten an den Vormittagen absolvieren, verweist Florian Müller auf einen positiven Nebeneffekt.

Durch die Kontakte mit Sponsoren und Partnern hat er sich inzwischen für eine Bankkaufmann-Ausbildung und in der Versicherungsbranche beworben. Bastian Freitag möchte später als Physiotherapeut oder Kindergärtner arbeiten, hat entsprechende Bewerbungen versandt.

Das Aufgabenfeld als FSJler beim ThSV Eisenach ist bunt gefächert. Lehrgänge in Finsterbergen und in der Landessportschule Bad Blankenburg zur Erlangung einer ersten Übungsleiterlizenz gehören dazu. Unter Anleitung von Jugendkoordinator und A-Lizenz-Inhaber Matthias Bäurer betreuen sie die Schul-Arbeitsgemeinschaften und Mini-Teams des ThSV Eisenach mit. Sie unterstützen die Bürotätigkeiten in der Vereinsgeschäftsstelle, organisieren den Spielbetrieb aller Mannschaften mit und helfen direkt am Spieltag, auch als Zeitnehmer und Sekretär. Dazu gehören ebenso die Bedienung der Hallentechnik, helfen im Versorgungsbereich, Unterstützung des Hallen- und Pressesprechers bei der Erfassung statistischer Angaben und Zuarbeiten für das Hallenjournal des Vereins. Kürzlich waren beide dabei, als Nachwuchsspieler des Vereins das Hörselufer im Bereich der Werner-Aßmann-Halle von Unrat säuberten.

„Beim Handball bin ich, anders als beim Fußball, in Abwehr und Angriff gefordert.“
Florian Müller begann im Alter von 9 Jahren beim Tuspo Weende (in Göttingen) mit dem Handball im Verein. Aledin Özer war sein erster Übungsleiter. Zuvor probierte er sich im Fußball, Langstreckenlauf und auch Triathlon. Durch eine Werbeaktion in der Schule fand er gemeinsam mit Klassenkameraden zum Sport mit dem kleinen runden Leder.

Mannschaftssport liegt mir mehr als Einzelsport. Gut geplantes Training hat mir gefallen. Beim Handball bin ich, anders als beim Fußball, in Abwehr und Angriff gefordert. Es dauerte nicht lange, bis ich als Linkshänder auf die Rechtsaußenposition kam. Diese ist inzwischen zu meiner Stammposition geworden, berichtet Florian Müller.

Mit der D- und E-Jugend wurde er im Raum Göttingen mehrfach Regionsmeister. Mit der C-Jugend von Tuspo Weende bejubelte er den Aufstieg in die Oberliga. Bei einem Handballcamp in Gummersbach wurde Eisenachs damaliger Jugendkoordinator Markus Krauthoff-Murfuni auf den Linkshänder aufmerksam, lud ihn zum Probetraining nach Eisenach ein. Während der Sommerferien 2019 wechselte er in die Wartburgstadt, bezog Quartier im Wohnheim, lernte an der Wartburgschule und spielte zunächst in der B-Jugend (Mitteldeutsche Oberliga). Inzwischen hat er eine eigene kleine Wohnung bezogen. Seine Eltern kommen oft als Zuschauer, wenn der Sohn auf Torejagd geht. Sportliche Ziele hat der 1,75-Meter große Florian Müller, der Nationalmannschafts-Rechtsaußen Timo Kastening (bei MT Melsungen unter Vertrag) als Vorbild hat, natürlich auch: zunächst die Qualifikation für die Jugendbundesliga und den Sprung in die 1. Mannschaft des ThSV Eisenach. Dafür schwitzt er intensiv in den täglichen Trainingseinheiten und in den Punktspielen am Wochenende.

Vom Fußball-Innenverteidiger ins Handballtor
Bastian Freitag jagte zunächst beim FC Eisenach dem großen runden Leder nach, war als Innenverteidiger gesetzt. Gemeinsam mit Elias Wöhler, Sohn des einstigen Eisenacher Bundesligaspielers Karsten Wöhler, lernte er gemeinsam in der Schule. Zusammen besuchten sie als 11-Jährige dann Handball-Trainingseinheiten beim ThSV Eisenach.

Das machte mir Spaß, erinnert sich Bastian Freitag.

Ein Jahr spielte er dann Hand- und Fußball, bis er sich vollends für den Handball entschied.

Ich war schon recht groß. Übungsleiter Ralf Messer hat mich im linken Rückraum, als Kreisläufer und als Torwart eingesetzt. Ab dem zweiten Jahr C-Jugend rückte ich dann vollends ins Tor. Torhüter ist nun meine Wunschposition, erklärt der inzwischen 1,93 Meter große Bastian Freitag.

In der Qualifikation für die Jugendbundesliga und den Sprung in die 1. Mannschaft des ThSV Eisenach sieht auch er seine kurz- und mittelfristigen Ziele. Niklas Landin, einer der weltbesten Torhüter, beim THW Kiel vertraglich gebunden, ist sein sportliches Vorbild. Mit 9 Trainingseinheiten in der Woche will er auf dem Weg zu seinen ehrgeizigen Zielen vorankommen. Aktuell ist Bastian Freitag mit der von Matthias Bäurer betreuten B-Jugend im Punktspielbetrieb der Regionalliga Nordost. Der ThSV Eisenach belegt derzeit mit 6:4 Punkten den 6. Tabellenplatz. Durch die unterschiedliche Zahl absolvierter Spiele gibt die Tabelle derzeit ein schiefes Bild. Am Sonntag, 09.01.2022 steht für die ThSV-B-Jugend das Punktspiel bei den auf Platz 7 rangierenden Altersgefährten des VfL Potsdam an.

Th. Levknecht

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