Verletzungen im körperbetonten Handball – ein vorzubeugendes Schicksal?

Eine spezifische Seminarfacharbeit von Schülern des Perthes-Gymnasium Friedrichroda in Thüringen (Landkreis Gotha)
„Verletzungen im körperbetonten Handball – ein vorzubeugendes Schicksal?“ Dieses spezielle Thema für ihre Seminarfacharbeit wählten Felix Hellmann, Leander Kreusel, Pascal Preußel und Konstantin Zimmermann aus dem Abiturjahrgang 2020 des Perthes-Gymnasium Friedrichroda (Landkreis Gotha). „Wir wollten ein Thema nehmen, was uns interessiert und nicht als Lästig empfunden wird, bei dem wir durch den Außenblick neue Menschen kennenlernen“, erläuterte Konstantin Zimmermann die Herangehensweise „seiner“ Seminararbeitsgruppe.

Dank an ThSV-Athletiktrainer Alexander Nöthe
„Wir wollten Sportliches, Biologisches und Medizinisches in einem Thema vereinen. Nach Kräftigungstraining im Schulsport war das Thema für uns klar“, berichten die vier Schüler, die in der Handball-AG ihrer Schule mitwirken, aber auch Fans des ThSV Eisenach sind. Beim Handball-Zweitbundesligisten fanden sie in Alexander Nöthe, DOSB Athletiktrainer und Physiotherapeut, einen fachkompetenten Partner, der sie intensiv unterstützte. „Alex Nöthe hat vieles möglich gemacht, trotz eigenem eng gestricktem Terminplan. Er hat uns praktisch gecoacht, hat den wissenschaftlichen Part unserer Seminarfacharbeit analysiert, korrigiert und uns über Unklarheiten aufgeklärt. Weiterhin hat er uns aber auch bei Trainingsplänen für unsere Schul-AG geholfen“, erklärt Konstantin Zimmermann. „Wir danken auch unseren Lehrern Andre Ksionek, Andy Finke und Jörg Frankenfeld für ihre vielfältige Unterstützung“, fügte Pascal Preußel hinzu.

Aufschlussreiche Interviews mit ehemals verletzten Spielern
Ziel der Arbeit war es, den Focus auf die Analyse der Verletzungsentstehung im Profi-Handball zu richten, welche leider oftmals vernachlässigt wird. Darüber hinaus sollte die einfache Gestaltung von Präventionsprogrammen in die Handball-AG der Schule einfließen. Vorab gab es eine Aufgabenteilung hinsichtlich möglicher Verletzungen. Konstantin Zimmermann beschäftigte sich mit der vorderen Kreuzbandruptur (Kniegelenk), Pascal Preußel mit dem Außenbandriss (Sprunggelenk), Leander Kreusel mit der Ruptur der Rotatorenmanschette (Schultergelenk) und Felix Hellmann mit der Ellenbogenluxation.
Die vier Schüler führten Interviews mit den ThSV-Spielern Willy Weyhrauch, Justin Mürköster, Jonas Richardt und dem inzwischen zum TV Emsdetten gewechselten Marcel Schliedermann, die von früheren Verletzungen in betroffenen Körperregionen berichteten. „Durch diese Gespräche bekamen wir neue Denkansätze, konnten zudem Zitate von ihnen in unsere schriftliche Arbeit und in die Präsentation einfließen lassen“, berichtet Felix Hellmann. „Die Spieler waren sehr offen zu uns“, ergänzt Leander Kreußel. Bei relevanten Trainingseinheiten, im Kraft- und Stabilisationsbereich, schauten sie zu, holten sich zudem Ideen für die Übungen in der eigenen Handball-AG mit 20 Schülern der 5. bis 8. Klasse. Hier starteten sie weitere Umfragen unter dem thematischen Gesichtspunkt „Vorbeugung von Handballverletzungen, Fluch oder Segen?“

Kooperation mit Handball-AG des Perthes-Gymnasiums Friedrichroda
Mit der Handball-AG ihrer Schule gestalteten die Schüler fünf Trainingseinheiten über jeweils 1,5 Stunden mit vier parallellaufenden Präventionsprogrammen, wobei der jeweilige Fokus auf einer der vier vorgestellten Verletzungsregionen lag. Ziel war eine Aufklärung junger Sportler über bestimmte Verletzungen und die Minimierung des Verletzungsrisikos in den vier Körperregionen voranzutreiben. Die effektive Wirkung wurde durch Studien der Seminarfachgruppe untersucht und festgehalten.

Prävention ist besser als Reha-Training
Überrascht waren die Abiturienten teilweise von der Schwere der möglichen Verletzungen im Handballsport. Beim ThSV Eisenach konnten sie sich effektive Stabilisations- und Mobilisationsübungen anschauen und deren korrekte Ausübungen begutachten. „Auch ein systematisches und gut gesteuertes Ausdauer- und Krafttraining mit verschiedenen Schwerpunkten dient der Verletzungsprävention vor und während der Saison“ lies Athletiktrainer Alexander Nöthe wissen. Erstaunlich für die vier 12-Klässler aus Friedrichroda, über 80 Prozent der Verletzungen im Handball kommen ohne gegnerische Einwirkung zustande, resultieren vielmehr aus Überlastungen der Spieler. „Für unsere Arbeit spricht, das der ThSV Eisenach seit 2 Jahren im jährlich erscheinenden bundesdeutschen VBG Verletzungsreport pro Kopf deutlich unter der durchschnittlichen Ausfallzeit eines Spielers pro Saison steht“ streicht Alexander Nöthe heraus, dennoch könne man leider nicht alle Verletzungen verhindern. Die Schüler der Studiengruppe erfuhren weiterhin, dass ein gutes Regenerationsmanagement und eine effektive Belastungssteuerung ein enorm wichtiges Werkzeug zur Verletzungsprävention darstellen.

Höchstpunktzahl für die Seminararbeit
Das Endergebnis der schriftlichen 61-seitigen Arbeit und des Kolloquiums kann sich sehen lassen: Alle vier Schüler wurden mit 15 Punkten belohnt, was der Note 1+ entspricht. „Wir sind stolz darauf, dass unsere umfangreiche Arbeit eine solche Würdigung erfuhr, die zusätzliche Mühe der Betreuer und Interviewten belohnt wurde. Dank auch an die Vereine und Praxen (Arzt, Physiotherapie), die uns Utensilien für das Kolloquium zur Verfügung stellten“, erklärten Felix Hellmann, Leander Kreusel, Pascal Preußel und Konstantin Zimmermann. Es erfüllt mich mit Freude und Stolz das die Jungs eine derartige Arbeit abgeliefert und sich mit einer solchen Punktzahl dafür belohnt haben, lies ihr Mentor Nöthe verlauten.
Welche Pläne haben die vier Abiturienten?
„Wenn man für ein Thema brennt und sich engagiert, kann man gemeinsam viel erreichen“, lautet die Erkenntnis von Konstantin Zimmermann aus der Zusammenarbeit mit den Mitschülern für die Seminararbeit. Er hat schon ein Praktikum in einer Physiotherapie absolviert. Eigentlich wollte er auch Athletiktrainer werden, hat sich nun für den Beruf eines Grundschullehrers entschieden, um mit jüngeren Schülern zu arbeiten, auch mit denen dann eine Handball-Schul-AG zu gründen. Für Pascal Preußel war diese Seminararbeit im Hinblick auf seiner eigenen persönlichen Zukunft sehr wichtig. „Überaus interessant die verschiedenen Trainingsinhalte, die wöchentlichen Athletik-Übungen mit den Schülern in der Handball-AG“, bilanziert er und möchte nach dem Abitur in die „Gesundheitsbranche“, Sportwissenschaften oder Sportökonomie. Alexander Nöthe habe ihm hierzu stark inspiriert. „Was kann ich mit dem eigenen Körper erreichen“, die Antworten auf diese Frage eröffneten Leander Kreusel ganz neue Welten. Eigentlich hatte er vor, ins Sportmanagement einzusteigen, wendet sich aber nun einem dualen Studium im Optik-Sektor bei Zeiss zu. Die Wertigkeit der eigenen Prävention hat bei Felix Hellmann, der schon eine Sprunggelenkverletzung erlitt, durch diese Seminararbeit deutlich an Wertigkeit gewonnen. Er wird ein Maschinenbaustudium an der TU Ilmenau aufnehmen.
Die gemeinsame Seminarfacharbeit wird allen vier Schülern nachhaltig in Erinnerung bleiben. Und, sie werden den ThSV Eisenach weiter mit Sympathie verfolgen, live in der Werner-Aßmann-Halle oder über die vielfältige Medienlandschaft.

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