Wir hatten eine schöne Schulzeit. Trotz Corona

Schüler und Schülerinnen des Elisabeth-Gymnasiums und der Waldorfschule erhielten im festlichen Rahmen auf der Wartburg ihre Abiturzeugnisse

Das Reifezeugnis im geschichtsträchtigen und faszinierenden Ambiente des Festsaales auf der Wartburg zu erhalten, in diesen Genuss kommen seit einigen Jahren die Abiturienten des Elisabeth-Gymnasiums und der Waldorfschule Eisenach. Corona bedingt geschah dies im vergangenen Jahr ohne Eltern, Großeltern und Geschwister. Die aktuelle Situation ermöglichte kurzfristig die Übergabe der Reifezeugnisse des Abschlussjahrganges 2021 im Beisein der Familien und Gäste, wenn auch in begrenzter Zahl. „Warte nicht auf außerordentliche Umstände, um Gutes zu tun. Nütze gewöhnliche Situationen“, unter diesen Worten von Charles Richter stand der Abend, den Oberstufenleiterin Anett Arnold charmant moderierte.

Die jungen Damen waren überwiegend in festlichen Kleidern erschienen, bei den jungen Männern kamen einige legerer gekleidet, aber dennoch dem Abend entsprechend. Vom Elisabeth-Gymnasium erhielten 50 Schüler und Schülerinnen aus den Klassen A 21 M (Mathematik) und A 21 m (Mathematik als Grundkurs, Deutsch als Leistungskurs) ihre Abiturzeugnisse. Es gratulierten neben Schulleiter Tino Nazareth und Heike Apel-Spengler vom Schulförderverein auch der ehemalige Schulleiter Gerhard Sippel. Für besondere Leistungen gab es verschiedene Auszeichnungen. Eine schöne Tradition fortsetzend, erhielten 6 Schüler und Schülerinnen der Waldorfschule auch an diesem Abend ihre Abiturzeugnisse, überreicht von Herrn Johannes Vereijken, Mitglied der Schulleitung, Vorstandsmitglied und Klassenbetreuer, sowie Frau Heike Feßke, Mitglied der Schulleitung und prüfungsverantwortliche Lehrerin. Frau Heike Feßke sorgte mit dem Vortrag eines Gedichtes in russischer Sprache für einen besonderen Farbtupfer.

Wir hatten eine schöne Schulzeit. Trotz Corona, stellten die Schülerinnen Paula Schenk und Charlotte Schuldes am Ende der Veranstaltung im Rückblick auf ihre 8 oder 9 Jahre am Elisabeth-Gymnasium fest.

Sie ließen ihre Zeit noch einmal humorvoll Revue passieren, dankten den sie begleitenden Lehrern mit kleinen Geschenken. Musikalisch eröffneten Matthias Stelzner und Susan Unger (Klavier) sowie Sarah Löbel und Luise Unger (Violoncello) mit „The Flower of the Quern“ von James Scott Skinner den Abend. Der Chor der Lehrer bereicherte die Eröffnung mit „Wer möchte nicht im Leben bleiben“. Für die kurzfristige Möglichkeit, die Reifezeugnisse in diesem festlichen Rahmen übergeben zu können, wurde der Wartburgstiftung gedankt. Die anwesende neue Frau Burghauptmann Franziska Nentwig nutze die Gelegenheit, Werbung für das Wahrzeichen der Stadt Eisenach zu betreiben. Eindrucksvoll die Interpretation von „You Raise Me Up“ (Rolf Lovland/Brendan Graham) durch Jasmin Stöber und Nele Puchta (Elisabeth-Gymnasium) in Erinnerung einer verstorbenen Mitschülerin und eines verstorbenen Lehrers.

„Lassen Sie sich den Erfolg nicht schmälern!“
Dass das Schuljahr 2020/2021 ganz besondere Herausforderungen stellte, daran ließ Tino Nazareth, Schulleiter des Elisabeth-Gymnasiums, keinen Zweifel:

Mit Corona brach eine Krankheit über die Menschheit herein, so dass man hätte meinen können, die apokalyptischen Reiter satteln ihre Pferde. Die letzten Wochen im Schuljahr 2019/2020 waren – so aus heutiger Sicht – ein Probelauf für alles was uns im Schuljahr 2020/2021 als Schreckgespenst einer – ich zitiere – ‚pandemischen Lage von nationaler Bedeutung‘ in den Knochen steckt. Lockdown, Hamsterkäufe, steigende Inzidenzen, exponentielles Wachstum, Mund-Nasen-Schutz, Selbsttests, Mindestabstand und vieles andere mehr bestimmte nun das gesellschaftliche Leben, schränkte unser aller Freiheiten ein und wirkte schließlich auch tief in das Schulleben und euer letztes Schuljahr hinein. Da eine Katastrophe selten allein kommt, sorgten Lehrermangel und die dadurch bedingten Wechsel der Fachlehrkräfte in euren Unterrichten für wenig Kontinuität und weitere Unruhe. Wir als Schule haben es nie erfragt, aber es ist zu vermuten, dass ihr das oft nur mit viel Humor habt ertragen können. Es ist bewundernswert, wie ihr es dennoch geschafft habt, euch immer wieder zu motivieren und letztlich heute hier auf der Wartburg euer Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife erwarten könnt. Und nun, kurz vor dem schulischen Finale, kommen tatsächlich Menschen um die Ecke, die meinen euren Erfolg schmälern zu müssen: ‚Abitur unter Corona‘ das kann doch nicht mit denen der vergangenen Jahre und Generationen vergleichbar sein. Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, lassen Sie sich bitte niemals so etwas einreden, glauben Sie nie an diese Behauptung. Sie sind ein Abitur-Jahrgang, der nicht besonders ist, weil er es lernte im Schulhaus eine Maske zu tragen oder sich vor dem Prüfungstermin selbst auf Corona zu testen. Sie sind jeder für sich besonders, einfach weil Sie es sind. Sie sind aber auch ein völlig normaler Abiturjahrgang.

Tino Nazareth ergänzte:

Sie haben sicher wie schon Generationen vor Ihnen über ihre Schulzeit auch die Zeit gefunden sich zu auszuprobieren: in ihren Hobbys, im Sportverein, in der Liebe oder in einer Karaoke-Bar während ihrer Studienfahrt. Sie zeigten sich kreativ: Beispiele hierfür konnten wir während mancher Musizierstunde im Kunstpavillon oder auf Schulfesten erleben. Sie haben Herz gezeigt, u.a. über das in ihrer Stufe ins Leben gerufene Eligment (Wortschöpfung aus ELIsabeth und EngaGeMENT, Anm. d. Red.) und der von der Schulgemeinschaft daraufhin übernommenen Patenschaft für zwei Kinder in Bangladesch. Sie haben mit Verstandesleistung geglänzt, u.a. mit über Jahren erfolgreichen Teilnahmen an Mathematikolympiaden. Sie haben aber auch klare Kante gezeigt gegen Tendenzen des Hasses, der Intoleranz und der Geschichtsvergessenheit, dies u.a. jährlich zum Holocaust-Gedenktag. Mit den von Ihnen errungenen schulischen Leistungen, die Sie bestätigt Schwarz auf Weiß mit ihrem Abiturzeugnis in den Händen halten, haben Sie auch bewiesen, Sie sind reif für das Leben und es wird Zeit einen Lebensabschnitt, den der Schulbildung, hinter sich zu lassen und einen Neuen zu beginnen. Sie haben die allgemeine Hochschulreife verdient, ohne Zweifel und lassen Sie die Gedanken derer, die meinen ihr Abitur müsse anders bewertet werden, gleich weit hinter sich und bestenfalls gar nicht erst an Sie heran. Katastrophen gehören irgendwie zum Leben, kleine, aber auch große.

Vielfache Auszeichnungen
Mehrere Abiturienten des Elisabeth-Gymnasiums durften sich über verschiedene Auszeichnungen freuen. Rebecca Lüth und Jason Bätzel haben das Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,0 abgeschlossen, wurden dafür von der Hirschvogel-Stiftung, vertreten durch Holger Beyersdorfer, mit Geldprämien ausgezeichnet. Gerhard Lorenz zeichnete für die Goethe-Gesellschaft Gabriel Youhanen für seine Leistungen in der deutschen Sprache aus. Für gesellschaftliches Engagement geehrt wurden Valeria Kusnetsov von der Stadt Eisenach, vertreten durch die ehrenamtliche Beigeordnete Heike Apel-Spengler, sowie Elisabetta Landrock (u.a. Landesschülersprecherin) von der Mädler-Stiftung. Auszeichnungen vom Förderverein des Elisabeth-Gymnasiums erhielten Philipp Reise und Emily Böx. Für das beste Abitur in Mathematik wurde Yannick Höffner von der „Deutschen Mathematiker Vereinigung“ geehrt. Michelle Knabe erhielt für das beste Abitur im Fach Wirtschaft/Recht vom „Verein für Sozialpolitik e.V.“ einen Preis.

Der Schüler- und der Lehrerchor schloss mit „Music in the Air“ (Fredi Jirovec) einen lange im Gedächtnis haftenbleibenden Abend.

Th. Levknecht

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