Ausbildung: Freiwilliger Feuerwehren trainierten einen ganzen Tag in einem leerem Wohnblock

In einem leerstehenden Wohnblock in der Ernst-Thälmann-Straße fand im Juni für die Freiwilligen Feuerwehren Eisenach-Mitte, Stedtfeld und Stockhausen-Hötzelsroda ein Ausbildungstag mit der Berufsfeuerwehr Eisenach statt. Die Feuerwehrleute konnten dabei unter realistischen Bedingungen Standard-Handgriffe und Einsatzabläufe üben. Das Gebäude hatte die AWG Eisenach eG freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Die Ausbildung umfasste mehrere Schwerpunkte. Am Vormittag trainierten die Wehrleute an drei Stationen feuerwehrtechnische Grundtätigkeiten.

Dabei ging es vor allem darum, standardisierte Abläufe und Handgriffe möglichst schnell auszuführen. Denn der größte Vorteil der Feuerwehr ist Geschwindigkeit, betont Ausbilder Michael Bollmann-Schelle.

In den Einsatzübungen am Nachmittag galt es, das vorher Erlernte zu verknüpfen und als Team möglichst schnell das Einsatzziel zu erreichen. Bei der Stationsausbildung hieß die erste Aufgabe, eine vierteilige Steckleiter möglichst schnell und sicher zur Personenrettung „in Stellung zu bringen“. Außerdem übten die Feuerwehrkameraden und -kameradinnen mit der relativ neuen Multifunktionsleiter, die im Einsatz für zahlreiche Zwecke nutzbar ist.

Die Leitern sind eines der wichtigsten Rettungsgeräte der Feuerwehr, werden aber bei der Ausbildung zu selten benutzt. Deshalb wurden vor allem das sichere Handhaben und das Einsteigen von einer Leiter in ein Fenster geübt, erklärte Ausbilder Reik Schottmann.

Wie in einem brennenden Raum vorzugehen und ein Schlauch zu legen ist, übten die Wehrleute an der zweiten Station. Von einem Fahrzeug bis zum angenommenen Wohnungsbrand in der ersten Etage mussten 60 Meter Schlauch verlegt werde. Dabei waren die Schläuche – wie im Einsatz – am Treppengeländer zu sichern, damit sie sich nicht verknoten oder den Weg versperren. Zudem musste die Wohnungstür durch einen Rauchschutzvorhang verschlossen werden, damit kein Rauch in den Flur zieht. Anschließend hatten die Einsatzkräfte die komplette Wohnung zu durchsuchen. Ausbilder Michel Bollmann-Schelle lobte:

Wir haben hochmotivierte Kameraden, die sich bei jedem Durchgang steigerten. Sie wurden bei den Aufgaben immer sicherer, haben weniger Fehler gemacht und wurden deutlich schneller. Zum Schluss benötigten sie weniger als zwei Minuten vom Fahrzeug bis zur Wohnungstür.

Bei der dritten Station ging es um den sicheren Umgang mit Arbeitsgeräten der Feuerwehr. So mussten die Kameraden Wohnungstüren mit einem „Halligan Tool“ (Brechwerkzeug aus geschmiedetem Stahl) öffnen. Dabei wird das Werkzeug mit einer Axt in die Türzarge eingeschlagen und dann als Hebel genutzt.

Diese Variante ist in der Regel das letzte Mittel oder die Lösung, wenn es schnell gehen muss, da die Tür so völlig zerstört wird, betonte Ausbilder Marc Andres.

Zum anderen wurde mit der sogenannten „Lebensversicherung“ des Feuerwehrmanns, dem Hohlstrahlrohr, geübt. Über die Armaturen können die Wassermenge und auch der Wasserstrahl eingestellt werden – als Strahl, Sprühnebel oder als Wasserschild. Ausbilder Markus Weigelt unterstreicht:

Die Kameraden müssen wissen, wie sie das Strahlrohr bei einem Flächenbrand oder in brennenden Gebäuden einzusetzen haben. Außerdem wurde gelernt, wie sie sich durch das Wasserschild vor Flammenüberschlägen oder Durchzündungen schützen können.

Bei den nachmittäglichen Einsatzübungen mussten die Wehren zunächst ein Wohnungsbrand im ersten Obergeschoss, dann ein Kellerbrand und zum Schluss ein Wohnungsbrand im dritten Obergeschoss löschen. Bei jeder Übung waren mehrere Personen (Übungspuppen oder Ausbilder) zu retten. Der Schwierigkeitsgrad wurde dabei mit jeder Übung deutlich gesteigert.

Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren gingen zur Lösung der Aufgaben bis an ihre Grenzen und steigerten sich im Verlauf deutlich. Die Ausbilder der Berufsfeuerwehr waren sich am Ende einig, dass die Feuerwehrleute sehr gut und äußerst motiviert gearbeitet haben. Am wichtigsten war aber, dass sich ein deutlicher Lernerfolg eingestellt hat und dass die ehrenamtlichen Helfer sichtlich Spaß hatten. Ausbilder Michael Bollmann-Schelle fasste zusammen:

In der Auswertung fielen zwar deutlich Worte, was uns zum Glück aber niemand übel genommen hat. Die Kameraden haben die Kritik angenommen und Fehler immer nur einmal gemacht. Zudem steigerten sie Tempo und Qualität im Laufe des Übungstages deutlich. Da macht die Tätigkeit als Ausbilder Spaß.

Auch die Organisatoren der Ausbildung, Tobias Margraf und Andy Zimmermann, von der Freiwilligen Feuerwehr Eisenach-Mitte zogen ein positives Fazit und konnten gemeinsam mit den Kameraden aus Stedtfeld und Stockhausen-Hötzelsroda vieles mitnehmen. Allen Beteiligten sowie der AWG Eisenach eG gilt ein herzlicher Dank.

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