Aktionstag „Gib niemals auf – 30 Jahre Selbsthilfe in der Wartburgregion“ mit großer Resonanz

Ministerpräsident Bodo Ramelow würdigte das ehrenamtliche Engagement der Selbsthilfegruppen

Die Herausforderung unserer Gesellschaft ist, Menschen mit Beeinträchtigung eine gute Teilhabe zu ermöglichen. Inklusion heißt, dass wir uns alle als Menschen wahrnehmen und uns so schätzen, wie jeder seine Fähigkeiten und Fertigkeiten einsetzen kann, sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow in seinem Grußwort anlässlich des Aktionstages „Gib niemals auf – 30 Jahre Selbsthilfe in der Wartburgregion“ in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle, organisiert von „Aktiv im Leben mit Behinderung Wartburgkreis e.V.“ und dem „Landesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte Thüringen e.V.“.

Dabei dankte der Ministerpräsident, der auch die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen hatte, den vielen engagierten Menschen, die sich in die Unterstützung für Menschen mit Beeinträchtigungen einbringen. Etwa 15 Vereine und Selbsthilfegruppen, 4 Unternehmen sowie eine Förderschule stellten im Foyer der Halle ihre Angebote vor. Groß war das Interesse der vielen Besucher an diesen verschiedenartigen Angeboten einschließlich persönlicher Gespräche. Für beste Unterhaltung während des gesamten Tages sorgte mit ihren musikalischen Einlagen die 18 Gugge-Musiker aus Apolda. Dennis Petschner hatte als Organisator der Veranstaltung mit seinen Mitstreitern, zu denen auch der ThSV Eisenach zählte, alles bestens vorbereitet.

Gemeinsam stärker Gehör verschaffen
Ziel war es, die Vielzahl der Selbsthilfe-Angebote in der Region vorzustellen und gleichzeitig auf eine über 30-jährige Geschichte zurückzublicken. Viele Selbsthilfegruppen und Vereine gründeten sich nach der Wiedervereinigung Deutschlands und prägen seither das Bild der Selbsthilfe in der Region. Im Jahr 2009 gründete sich dann in Eisenach die Initiative „Gib niemals auf“, die seitdem einen Zusammenschluss vieler Akteure der Selbsthilfe in Eisenach bildet.  So gab es seit der Gründung der Initiative immer wieder Aktionstage und ähnliche Veranstaltungen. Der damalige Initiator der Initiative, Dr. Joachim Schümmelfeder, legte in seinem Rückblick noch mal die Beweggründe zur Gründung der Initiative dar. Der Ausschluss vieler Menschen nach schweren Erkrankungen aus dem gesellschaftlichen Leben veranlasste ihn mit Gleichgesinnten die Gründung der Initiative „Gib niemals auf“. Ein weiterer Beweggrund war laut Dr. Joachim Schümmelfeder, dass ein Zusammenschluss vieler Organisationen zu wesentlich mehr Gehör und Stärke führen würde. So vereint die Initiative viele Organisationen der Selbsthilfe unter einem Dach. Gemeinsame Synergieeffekte können optimal genutzt und Unterstützung auf kurzem Wege ermöglicht werden. Kleinere Organisationen können sich nachhaltiger zu Wort melden.

Um die Vereine und Selbsthilfegruppen zukünftig noch stärker unterstützen zu können und Ratsuchende gezielt zu vermitteln, steht nun ein Kontaktbüro beim Verein „Aktiv im Leben mit Behinderung Wartburgkreis“ in Eisenach, in der Rudolf- Breitscheid-Straße 7a zur Verfügung, welches im Rahmen des Aktionstages symbolisch eröffnet wurde. Die Anlaufstelle steht Selbsthilfegruppen jeglicher Art offen.

Wir wollen in Austausch über Gruppen und Themen kommen, betont die Studentin für Sozialpädagogik, Laura Friedemann, die das Kontaktbüro aufbaut.

In seinem Grußwort hob der Sozialdezernent der Stadt Eisenach, Ingo Wachtmeister (SPD) die nicht mehr wegzudenkende Arbeit der Selbsthilfe hervor. Dieser Aussage schlossen sich auch der Bürger- und Behindertenbeauftragte des Landkreises, Herr Karl-Heinz Böhme sowie der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung an. Beide Beauftragten machten deutlich, dass sie auf die Unterstützung der vielen Organisationen in ihrer täglichen Arbeit angewiesen sind und die Region hier eine starke und bunte Landschaft der Selbsthilfe vorweisen kann.

Ministerpräsident Bodo Ramelow besuchte alle Informationsstände
Mit großer Freude begrüßten alle Beteiligte und Gäste Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke).

Die Herausforderung unserer Gesellschaft ist, Menschen mit Beeinträchtigung eine gute Teilhabe zu ermöglichen. Inklusion heißt, dass wir uns alle als Menschen wahrnehmen und uns so schätzen, wie jeder seine Fähigkeiten und Fertigkeiten einsetzen kann, unterstrich Bodo Ramelow.

Dabei dankte der Ministerpräsident, der auch die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen hat, den vielen engagierten Menschen, die sich in die Unterstützung für Menschen mit Beeinträchtigungen einbringen. Bodo Ramelow informierte sich bei einem Rundgang an allen Ständen, kam mit den Vertretern der Vereine in angeregte und informative Gespräche.

Erste Thüringer Rollstuhl-Handballmannschaft gegründet
In diesem Zusammenhang war es eine große Freude, eine inklusive Handballmannschaft zu gründen. Bernd Fichtner, einstiger Bundesliga-Handballer, ist Initiator der ersten Thüringer Rollstuhl- Handballmannschaft und freut sich Selbsthilfeverein und Sport zusammen zu bringen. So wird die Rollstuhlmannschaft zukünftig unter dem Dach des ThSV Eisenach angegliedert werden und es besteht eine Kooperation mit dem Verein „Aktiv im Leben mit Behinderung WAK e.V.“, welcher die Mannschaft im Rahmen der Selbsthilfe und Fachlichkeit zum Thema Behinderung fördert. Die Rollstuhlhandballer dankten der Fa. Hasselmann, vertreten durch Geschäftsführer Peter Krauß, die die Anschaffungskosten für die Sportrollstühle übernahmen.  Ein besonderer Moment zeichnete sich im Thüringer Handballtempel ab, als der Ministerpräsident ein eigens für ihn hergestelltes Trikot mit dem Aufdruck Bodo Ramelow und der Spielernummer Nr. 56 von Bernd Fichtner übergeben bekam und gleichzeitig als Ehrenspieler der Mannschaft ernannt wurde. Der Ministerpräsident ließ es sich dann auch nicht nehmen, das Trikot anzuziehen und einige Spielzüge im Sportrollstuhl zu begleiten. Anschließend zollte er dem Rollstuhlsport großen Respekt.

Selbsthilfe finanziell stärken
Am Nachmittag fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunft der Selbsthilfe“ statt. Über die Möglichkeiten die Selbsthilfe zukünftig personell, aber auch finanziell zu stärken, diskutierten drei Vertreter/Innen der Selbsthilfe mit der frisch gewählten jungen Bundestagsabgeordneten Tina Rudolph (SPD). Leider waren keine Kommunalpolitiker gekommen. Als Fazit der Diskussion wurde vereinbart, dass die Finanzierung von Selbsthilfe und Aktionen nicht an Projekten für eine gewisse Dauer gekoppelt sein darf und somit nur wenige Jahre Bestand haben. Auch dürfe es nicht sein, dass Förderungen der Kommunen an die Selbsthilfe zu den freiwilligen Leistungen zählen, die immer vorrangig der Streichung zum Opfer fallen. Zudem waren sich alle einig, dass die Selbsthilfe mit regelmäßigen Aktionen ihre Wichtigkeit zeigen muss.

Wünsche per Luftballon gen Himmel
Die Veranstaltung endete mit einer Luftballon-Aktion, bei der alle Beteiligten einen Wunsch auf einen Zettel schrieben. Zeitgleich wurden dann alle Luftballons mit den Wünschen bei Musik der Gugge-Musiker in den Himmel vor der Werner-Aßmann-Halle gelassen.

Th. Levknecht

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