Frauen fordern Emanzipation im Gesundheitswesen

Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März fordern die BARMER, der Landesfrauenrat Thüringen und die Thüringer Landesbeauftragte für die Gleichstellung von Frau und Mann die Emanzipation im Gesundheitswesen.

Die Medizin tickt noch immer männlich. In der Forschung, in den medizinischen Leitlinien oder auch in der Medikation müssen Frauen besser berücksichtigt werden. Sonst werden Frauen einfach nicht richtig behandelt, sagen Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der BARMER, Gleichstellungsbeauftragte Katrin Christ-Eisenwinder und Andrea Wagner vom Landesfrauenrat.

Besonders eklatant ist die Situation bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Herzinfarkt wird noch immer als reine „Männersache“ betrachtet. Dabei sind Erkrankungen des Herzens die häufigste Todesursache bei Frauen in Thüringen. Laut Landesamt für Statistik aus dem Jahr 2016 starben 4.155 Frauen und 3.308 Männer an einer Erkrankung des Herzens (siehe Tabelle). Nicht selten werden Herzinfarkte bei Frauen zu spät erkannt, weil typisch „männliche“ Symptome wie Vernichtungsschmerz fehlen und stattdessen beispielsweise Druckgefühle in Brust- und Bauchraum oder Übelkeit auftreten.

Die medizinische Versorgung muss im Sinne der Frauengesundheit optimiert werden, lautet die zentrale Botschaft, die BARMER, Landesfrauenrat und die Landesbeauftragte für die Gleichstellung von Frau und Mann anlässlich des Internationalen Frauentags senden.

Katrin Christ-Eisenwinder,
Landesbeauftragte für die Gleichstellung von Frau und Mann

Forschung in der Medizin und Behandlung von Krankheiten sind an männlichen Mustern ausgerichtet. Deshalb werden Frauen und deren Bedürfnisse ausgeschlossen und können oft nicht adäquat behandelt werden. Wir brauchen ein Umdenken, um für alle eine koordinierte und geschlechtersensible Versorgung leisten zu können. Risiken von Erkrankungen sind für Frauen und Männer eben oft unterschiedlich.

Andrea Wagner,
Vorstandsvorsitzende des Landesfrauenrates Thüringen

Wenn die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen nicht so konsequent behandelt werden wie bei Männern und ein Herzinfarkt bei Frauen oft unentdeckt bleibt, müssen wir uns fragen, woran das liegt und die Ursachen angehen. Herzinfarkt ist auch ein Frauenthema und genau deshalb reden wir darüber im Dunstkreis des Internationalen Frauentages.

Birgit Dziuk,
Landesgeschäftsführerin der BARMER in Thüringen

Herzkranke Frauen haben eine schlechtere Prognose als Männer. Diese Botschaft aus dem aktuellen Deutschen Herzbericht beunruhigt mich. Denn auch Frauen haben einen Anspruch auf eine für sie optimale Versorgung. Die BARMER setzt sich deshalb für eine bessere ambulante und stationäre Vernetzung ein. Nur so gelingt gerade bei chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden eine koordinierte, interdisziplinäre Behandlung.

Hintergrund: Schlagen Frauenherzen anders?
Herzerkrankungen betreffen Frauen und Männer auf unterschiedliche Weise. Zwar führen koronare Herzkrankheit, akuter Herzinfarkt und Herzschwäche die Todesfallstatistik insgesamt an. Laut Herzbericht der Deutschen Herzstiftung führen Herzschwäche, Herzklappenerkrankungen und Herzrhythmusstörungen bei Frauen jedoch häufiger zum Tode als bei betroffenen Männern. Auch sterben mehr Frauen als Männer im ersten Jahr nach einem „Herzschlag“.

Warum die Herzen der Frauen stärker gefährdet sind, ist noch unklar. Ein Blick in die Statistiken zeigt jedoch: Nach den Wechseljahren steigt das Risiko für eine Herzerkrankung deutlich an. In dieser Zeit lässt die Schutzwirkung der weiblichen Geschlechtshormone, die bis dahin die Herzkranzgefäße erweitert haben, nach. Das IPF rät: Frauen müssen nicht bis zur Lebensmitte warten, um ihre Herzgesundheit aktiv in die Hand zu nehmen. Bei regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen wie dem Check-up 35 lassen sich Risiken für das Herz mit einfachen Labortests frühzeitig entdecken. So können Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Störungen des Fettstoffwechsels (Stichwort Cholesterin) die Gefäße langfristig verhärten und zu Ablagerungen an den Gefäßwänden führen. Auch Nierenerkrankungen können das Herz in Mitleidenschaft ziehen.

Blut- und Urintest bezahlen die Krankenkassen alle zwei Jahre im Rahmen des Check-up 35. Ergeben sich Verdachtsmomente auf ein krankes Herz, stehen spezielle Labortests zur Abklärung der Herzgesundheit zur Verfügung. Erhöhte Werte bestimmter Peptide im Blut weisen etwa ganz direkt auf eine Herzschwäche hin. Denn: Ein geschwächtes Herz muss sich stärker als normal dehnen, um den Organismus mit Sauerstoff zu versorgen. Dabei setzt der Herzmuskel sog. natriuretische Peptide frei. Hohe Werte im Blut liefern bereits früh Hinweise auf Funktionsstörungen des Herzens. Liegt ein konkreter Krankheitsverdacht vor, übernehmen die Kassen die Kosten für den Test.

Quelle (Infozentrum für Prävention und Früherkennung): https://magazin.barmer.de/tipps-termine/frauenherzen-in-gefahr/

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