Hausarztpraxen für die Zukunft wappnen
Sie helfen bei akuten Erkrankungen, behandeln chronisch kranke Menschen, sie unterstützen bei der Gesundheitsvorsorge und vermitteln bei ernsten Problemen zu spezialisierten Fachärzten: Hausärzte sind für Patientinnen und Patienten der Ankerpunkt im Gesundheitssystem. In Thüringen erbringen sie jährlich mehr als 6,3 Millionen Behandlungsfälle pro Jahr. Heute erreichen 99 Prozent der Thüringer die nächste Hausarztpraxis in weniger als 20 Minuten. Doch der Trend zeigt: Die Herausforderungen nehmen zu. Die Zahl der offenen Sitze steigt. Waren es zu Beginn 2024 noch 97 offene hausärztliche Vertragsarztsitze, registrieren wir aktuell schon 117 in Thüringen. Anlässlich des Tages der Hausarztmedizin möchte die KVT drei Ideen in die Debatte einbringen, wie hausärztliche Versorgung für die Zukunft gewappnet wird.
Teampraxen stärken
„Die Zukunft der allgemeinmedizinischen Praxen liegt im Team, und zwar im Team mit anderen Fachrichtungen und neuen Gesundheitsberufen wie Physician Assistants“, sagt Dr. Annette Rommel, erste Vorsitzende der KVT. Physician Assistants (PA) sind in der Regel ausgebildete Medizinische Fachangestellte (MFA), die ihre Kompetenzen mit einem PA-Studium erweitern. Bereits heute arbeiten in vielen Praxen Nichtärztliche Praxisassistentinnen bzw. Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis (VERAH), speziell weitergebildete MFA. Sie alle können bestimmte Behandlungs-Aufgaben übernehmen. So können sich Ärzte auf komplexe Fälle konzentrieren, während die Grundversorgung der Patienten erhalten bleibt. Um das Konzept der Teampraxen zu stärken, benötigt es den gesetzgeberischen Rückhalt auf Bundesebene. Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD wird dies zugesagt.
Hausärztesicherstellungsgesetz umsetzen und ausweiten
Das vom Landtag beschlossene Thüringer Zahn- und Hausärztesicherstellungsgesetz muss zügig umgesetzt werden, um endlich junge Menschen ins Studium zu bringen, die sich von Beginn an zu Thüringen als ihrem späteren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt entscheiden, und zwar explizit als Hausärzte. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Bis ein Studienanfänger zum fertig ausgebildeten Allgemeinarzt wird, vergehen mindestens zehn bis zwölf Jahre. Wir brauchen jede Ärztin und jeden Arzt in der ambulanten Versorgung, und zwar so bald es eben geht. Im Angesicht zunehmender offener Sitze sollte die Landarztquote von sechs auf zehn Prozent erhöht werden. Damit würden statt 17 künftig 29 Studierende per Landarztquote ein Studium in Jena aufnehmen können. Denkbar wäre zudem, die Quote neben der hausärztlichen auf fachärztliche Fachgruppen auszuweiten. Außerdem verspricht ein Fokus auf Landeskinder, also Studierenden aus Thüringen, die größten Erfolgschancen, diese Menschen langfristig als Ärzte für den Freistaat zu gewinnen“, sagt Dr. Rommel.