Junge Medizinstudenten auf Praxistour im Wartburgkreis

Gerade für den ländlichen Bereich wird es zunehmend schwieriger, junge Ärzte zu finden. Was liegt da näher, als Medizinstudenten für die Region zu interessieren, ihnen das praktische Umfeld direkt vor Ort zu zeigen? Im Rahmen des Projektes „ärztescout Thüringen“ organisierten das Landratsamt Wartburgkreis gemeinsam mit dem Klinikum Bad Salzungen eine Tour für Medizinstudenten des Universitätsklinikums Jena.

Zehn Medizinstudenten, die sich dafür angemeldet hatten, wurden am Dienstag, den 27.06.2017 mit einem Kleinbus in Jena abgeholt. Die im MVZ Bad Salzungen praktizierende Gynäkologin Evelyn Matthäus hatte gemeinsam mit der Geschäftsleitung des Klinikums Bad Salzungen den Tag vorbereitet und begleitete die Medizinstudenten auf der Praxistour.

Die erste Station im Wartburgkreis war das Landratsamt. Landrat Reinhard Krebs stellte den jungen Medizinstudenten in einer lockeren Gesprächsrunde den Wartburgkreis mit seiner Infrastruktur und attraktiven Sehenswürdigkeiten vor. Krebs verabschiedete seine Gäste mit den Worten:

Ich würde mich freuen, Sie bald als Einwohner und Ärzte im Wartburgkreis begrüßen zu können!

Weitere Anlaufpunkte waren eine Landarztpraxis in Kieselbach, eine Facharztpraxis in Schweina, die MVZ-Betriebsstätte in Bad Liebenstein und das Klinikum Bad Salzungen. Die Ärzte in den Praxen informierten die Studenten über die Möglichkeiten der ambulanten Tätigkeit, ob in eigener Niederlassung oder als angestellter Arzt in einer Praxis. Die Allgemeinmedizinerin Dipl.-Med. Sabine Günther aus Kieselbach vermittelte sehr anschaulich, wie umfangreich und vielschichtig die Aufgaben eines Landarztes sind, wie man durch die Betreuung von Patienten durch alle Altersklassen hinweg auch mit sehr unterschiedlichen medizinischen Fragestellungen konfrontiert wird und genau das die Arbeit auf dem Land so spannend macht. Mit großem Interesse wurden alle Informationen aufgenommen und weitere Fragen gestellt und diskutiert, wie beispielsweise wirtschaftliche Aspekte, Zulassungsmöglichkeiten und Vorgehensweise bei einer Praxisgründung, Praxisausstattung oder Organisation und Verwaltung der unterschiedlichen Praxisformen.

Auf dem Zwischenstopp im Klinikum begrüßten Geschäftsführer Harald Muhs und der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Peter Jecker die angehenden Mediziner. Hier bekamen sie Informationen über die umfassenden Strukturen der Klinikums und seiner Tochtergesellschaften, wie MVZ, Seniorenpflege und auch die dazugehörige Fachschule für Gesundheitsfachberufe. Als Akademisches Lehrkrankenhaus verfügt das Klinikum über umfangreiche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Medizinstudenten und Ärzte. Ebenso wurden die Möglichkeiten erläutert, in einigen MVZ-Praxen einen Teil der Facharztweiterbildung zu absolvieren, um auch hier die ambulante Tätigkeit kennenzulernen. Der Ärztliche Direktor stellte insbesondere die Vorzüge heraus, die man bei einer Ausbildung in einem „kleinerem Krankenhaus“ genießt. Da er viele Jahre an Unikliniken tätig war, konnte er aus seinen Erfahrungen heraus einige Vergleiche ziehen und betonte, dass er nicht umsonst den Schritt nach Bad Salzungen gegangen sei und dies nach 12 Jahren noch immer nicht bereut habe.

Ihnen stehen hier viele Möglichkeiten offen, und Sie genießen eine sehr gute Ausbildung!

Auf die Frage, ob sich der eine oder andere eine Zukunft in einer Praxis oder einem Klinikum dieser Größenordnung in der ländlichen Region vorstellen kann, meldete sich knapp die Hälfte und bestätigte, dass dies interessant wäre. Die Studenten wollten außerdem erfahren, ob es Unterkunftsmöglichkeiten während der Ausbildung gibt und die Möglichkeit der Kombination von stationärer Tätigkeit im Klinikum und parallel ambulanter Tätigkeit in der Praxis gegeben ist. „Alles ist möglich!“ antwortete Prof. Dr. Jecker und bestätigte, dass beispielsweise im MVZ tätige HNO-Ärzte, Gynäkologen oder auch Orthopäden „ihre Patienten“ aus der Praxis im Klinikum selbst operieren können. Auch das war für die jungen Studenten ein interessanter Aspekt. Mit offenbar positiven Eindrücken verabschiedete sich die „kleine Reisegruppe“ und begab sich am späten Nachmittag wieder zurück  nach Jena.