Niedrige Impfquoten bei Thüringer Kindern

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Trotz Impfpflicht Gefahren durch unzureichenden Schutz
Viele Sechsjährige in Thüringen sind unzureichend gegen Masern geimpft, obwohl seit dem Jahr 2020 eine Impfpflicht gegen die Krankheit für Kita- und Schulkinder besteht. Das zeigt der BARMER Arzneimittelreport. Demnach ist die Masernimpfquote bei Sechsjährigen im Freistaat sogar die zweitschlechteste bundesweit. Im Jahr 2022 hatten 12,2 Prozent der Kinder keinen vollständigen Impfschutz. Nur in Sachsen ist der Anteil mit 15,2 Prozent noch höher. „Um Masern auszurotten ist eine Impfquote von mindestens 95 Prozent nötig. Und möglich! Allerdings sind wir davon weit entfernt. Nötig sind gezielte Impfkampagnen und intensive Aufklärung, um Vorbehalte gegen die Impfung auszuräumen“, sagt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der BARMER Thüringen. Die sogenannte Herdenimmunität sei entscheidend, um auch jene zu schützen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.
Impflücken werden allmählich kleiner
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut empfiehlt die Masernimpfung in den ersten zwei Lebensjahren. Laut Arzneimittelreport ist der Anteil der Kinder aus Thüringen, der in den ersten zwei Lebensjahren überhaupt nicht gegen Masern geimpft wurde, von 6,9 Prozent im Jahr 2018 auf 4,9 Prozent im Jahr 2022 gesunken. „Dank der Masernimpfpflicht zeigt der Trend in die richtige Richtung, allerdings sind die Impflücken noch zu groß. Je größer die Impflücken in einzelnen Regionen ausfallen, desto mehr steigt dort das Risiko für Masernausbrüche“, so BARMER-Landeschefin Dziuk. Nach wie vor seien zu viele Kinder nicht ausreichend gegen die hochinfektiösen Masern geschützt.
Hälfte der Kinder hat alle empfohlenen Impfungen – knapp 3 Prozent der Kinder völlig ungeimpft
Der Arzneimittelreport liefert auch Daten zu den anderen Impfungen, deren Verabreichung die STIKO vor dem zweiten Geburtstag empfiehlt. So lagen im Jahr 2022 bei zweijährigen Kindern aus Thüringen die Quoten bei den Impfungen ohne Impfpflicht wie Keuchhusten, Kinderlähmung und Wundstarrkrampf zwischen 76,8 und 82,3 Prozent. Alle 13 von der STIKO in den ersten zwei Lebensjahren empfohlenen Impfungen hatte nur rund jedes zweite thüringische Kind (56,2 Prozent) erhalten. Nicht eine einzige dieser Impfungen hatten im gleichen Jahr 2,8 Prozent der zweijährigen Thüringer Kinder verabreicht bekommen. „Der größte Feind der Impfungen ist ihr eigener Erfolg. Bei hohen Durchimpfungsraten sind Erkrankungen wie Masern kaum noch sichtbar, sodass Impfungen nicht als wichtige Schutzmaßnahme erkannt werden“, sagt Birgit Dziuk. Das Bewusstsein für den Schweregrad der Erkrankungen gehe verloren.