Föderationssynode hat sich konstituiert

Am Wochenende fand im Erfurter Augustinerkloster die konstituierende Sitzung der Synode der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland statt. Mit dem Beschluss über die Geschäftsordnung zu Beginn der Tagung hat die Synode auch einen jährlich zwischen den Präsides der Teilkirchensynoden wechselnden Vorsitz des Präsidiums festgelegt. Zuächst wird die Präses der Synode der Kirchenprovinz Sachsen, Petra Gunst, den Vorsitz führen, ein Jahr später Steffen Herbst, Präsident der Synode der Thüringer Landeskirche.

Als erster inhaltlicher Beitrag stand der Bischofsbericht von Landesbischof Christoph Kähler auf dem Programm der Synode. Kähler ist der derzeit amtierende Vorsitzende der Föderationskirchenleitung. In seiner Rede unter dem Titel «Dem Glauben ein Haus bauen – Evangelische Kirche in den Regionen» hat er sich zu den Aufgaben der Evangelischen Kirche in einer offenen Gesellschaft geäußert. Dabei sei der Bevölkerungsschwund das größte gesellschaftliche Problem der östlichen Bundesländer und damit auch der Föderationskirche. Die Entwicklung sei durch die Abwanderung in die westlichen Bundesländer, den extremen Geburtenrückgang sowie die überalterte Wohnbevölkerung gekennzeichnet. «Die alleinige Fixierung auf die finanzielle Lage» nannte Kähler eine Fehleinschätzung der Kirchen in den vergangenen Jahren.

Das mit dem demografischen Problem verbundene Kleinerwerden der Gemeinden könne zwar krank machen, dennoch dürfe sich Kirche nicht hinter die Kirchenmauern zurückziehen. Sie sei ansonsten in der Gefahr, sich als Sekte zu verschließen. «Wir leben in einer Abschieds- und zugleich Aufbruchssituation.» Kirche müsse wahrnehmen, was sie nicht mehr habe, aber auch neue Chancen sehen. «Es kommt darauf an, nach den Punkten zu suchen, wo sich die Sache des Evangeliums mit den wirklichen Lebenspunkten der Menschen berührt, wo sich der Glaube als eine wirkliche Hilfe zu ihren konkreten Lebensumständen erweist.» Die Kirche umfasse zwar nicht mehr das Volk als Ganzes, müsse aber für das Ganze denken. Sie zeichne sich dadurch aus, dass sie Ansprüche an die Gesellschaft formuliere und Fragen aufnehme, die sonst kaum jemand artikuliere. Kirche, so die Vision Kählers, solle «eine Ahnung von dem haben, was unser Leben heil macht». Sie solle ihre Türen weit aufmachen und den Dialog suchen. Menschen die von außen hinzu kämen, könnten auch die Kirche und die Gemeinden verändern.

Der 80-köpfigen Föderationssynode gehören jeweils 34 von jeder Kirche entsandte Kirchenparlamentarier, die beiden Bischöfe, die Präsides der beiden Teilkirchensynoden, je drei Superintendenten und je ein Mitglied der theologischen Fakultäten der Universitäten in Halle und Jena an.

16 Millionen Euro-Haushalt beschlossen
«Die Parlamentarier haben die Verantwortung für die Föderation angenommen und sind nicht bei den Interessen der jeweils eigenen Landeskirche stehen geblieben. Der Start der Föderationssynode ist gelungen», resümierte Petra Gunst, Präses der EKM-Synode.

Der erste Haushalt der Föderation für das Jahr 2005 hat ein Volumen von 16 Millionen Euro und wird aus Zuweisungen der beiden Teilkirchen finanziert. Die Zuweisungen werden entsprechend der Gemeindegliederzahlen festgelegt. Damit geben die beiden Partnerkirchen erstmalig Finanzverantwortung an die Föderation ab. «Dieser Haushalt zeigt den Grad der gegenwärtigen Zusammenarbeit in der Föderation», erläuterte Finanzchef Oberkirchenrat Stefan Große. Mit dem Föderationshaushalt werden das Gemeinsame Kirchenamt mit seinen 214 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Kirchenmusik und das Posaunenwerk, die Gleichstellungsarbeit sowie die Zuschüsse für das fusionierte Diakonische Werk finanziert. Perspektivisch soll der Föderationshaushalt von Jahr zu Jahr ausgebaut werden, bevor bis zum Jahr 2008 die Finanzhoheit der beiden Landeskirchen gänzlich auf die Föderation übergeht. So wird der Haushalt für das Jahr 2006 voraussichtlich weitere Arbeitsbereiche aufnehmen, darunter das Pädagogisch-Theologische Institut und die Evangelische Jugend. Große verwies auch auf die angespannte Haushaltslage und kündigte an, die laut Föderationsvertrag festgelegten Sparmaßnahmen zu realisieren. Als Sofortmaßnahme habe die Leitung des Kirchenamtes für frei werdende Stellen bereits eine Wiederbesetzungssperre von sechs Monaten beschlossen.

Beschlossen hat die Synode eine Empfehlung an die Kirchenleitung, die nächste Tagung im Herbst 2005 dem Schwerpunktthema «Bildung» zu widmen. «Ich erhoffe mir von der Bildungssynode eine Charta für die Entwicklung der evangelischen Bildungslandschaft in Mitteldeutschland», so Bildungsdezernent Christhard Wagner.

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