Landesbischöfin Ilse Junkermann zum Jahreswechsel

Zum Jahreswechsel wirbt Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), dafür, die gesellschaftlichen Probleme der Gegenwart nicht weiter mit der Aufnahme von Schulden zu lösen. Durch den Schuldenberg würde die Zukunft der Kinder und Jugendlichen enorm belastet.

Junkermann verweist auf das „Vater unser“, das zentrale Gebet der Christen. Mit der Bitte um das tägliche Brot sei auch ein Hinweis gegeben, die Probleme mit dem zu lösen, was die Gegenwart an Möglichkeiten bietet. „Unser tägliches Brot darf nicht auf Kosten des Brotes von morgen gehen“, so die Bischöfin. „Schulden sind kein Allheilmittel in Krisenzeiten, sie können und dürfen nur eine Zwischenlösung sein, ein notwendiges Übel.“

Für die Zukunft einer Gesellschaft sei es wichtig, wie Schulden betrachtet würden. Sie dürften auf keinen Fall bagatellisiert werden, sondern müssten als wachsendes Problem auf der Tagesordnung der Politik bleiben. „In der Finanzkrise des zu Ende gehenden Jahres sind massenhaft Wertpapiere entwertet worden. Wer Schuldscheine als Lappalien ansieht, programmiert zukünftige Krisen im Zusammenleben der Generationen. Die Last der Schuldenberge wird nicht dadurch leichter, dass wir sie nicht sehen oder uns ihre Höhe nicht mehr vorstellen können.“

Aufgabe der Bürgerinnen und Bürger sei es, die Politiker nicht zu noch schnelleren Lösungen anzutreiben. Sie sollten sie vielmehr dazu ermutigen, tragfähige Lösungen zu finden, die die Probleme nicht in die Zukunft verschieben. So könnten Politiker und Bürger gemeinsam für eine „Kultur der Langfristigkeit“ sorgen. Die Bürger seien bereit, ist sich Junkermann sicher, Einschnitte mitzutragen, wenn zugleich die große und weiter wachsende Kluft zwischen Arm und Reich geringer wird.

Das Thema „Unser tägliches Brot gib uns heute“ steht auch im Zentrum der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) vom 20. bis 27. Juli 2010 in Stuttgart. An dem weltweit größten Treffen von Lutheranern werden 418 Delegierte der 138 Mitgliedskirchen des Weltbundes teilnehmen. Es sollen Antworten gefunden werden auf Ungerechtigkeiten, die ein Leben im Überfluss nach sich zieht.

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