Landesbischof an die Gemeinden der Ev.-Luth. Kirche in Thüringen

Den Vorschlag der Kirchenleitungen für eine Vereinigte Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hatte die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen, nicht aber die Synode der Kirchenprovinz Sachsen. Die geschah am 21. April.

Vor den in Wittenberg gefassten Beschlüsse der Synoden der Thüringer Landeskirche und der Kirchenprovinz Sachsen hat Christoph Kähler, Landesbischof der Thüringer Landeskirche, einen Brief an die Gemeinden geschrieben:

Brief von Landesbischof Christoph Kähler an die Gemeinden der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen – Samstag, 21. April 2007

«Liebe Gemeinden in der Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen,
liebe Schwestern und Brüder,

diesen Brief schreibe ich Ihnen aus Wittenberg. Hier haben die Synoden unserer Landeskirche und der Kirchenprovinz Sachsen parallel getagt und Beschlüsse über die Zukunft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland gefasst.

«Der Herr ist mein Hirte!» – Mit diesem Psalm bekennen wir uns am Sonntag «Misericordias domini» zu Jesus Christus als unserem guten Hirten. Er wird uns begleiten und schützen – gerade auch in schwierigen Zeiten.

Martin Luther schrieb daher: «Das weiß gottlob ein Kind von 7 Jahren», was die Kirche ist, «nämlich die heiligen Gläubigen und ‚die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören’.»

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Damit ist gesagt: Dort, wo Menschen im Namen Jesu zusammenkommen, wo Gottesdienst, Taufe und Abendmahl gefeiert werden, da ist der Mittelpunkt der Kirche. Die christliche Gemeinde lebt, wenn Menschen auf das Wort Gottes hören und sie daraus Trost und Zuversicht schöpfen können.

Die Arbeit in den Gemeinden braucht Austausch und Hilfe. Das muss organisiert und geleitet werden. In den zurückliegenden Monaten haben wir überlegt und geplant, wie die kleiner und ärmer werdende Landeskirche dennoch für die Gemeinden und die ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiterschaft da sein kann. Wir brauchen auch eine starke Landeskirche, um klar und vernehmlich in die Gesellschaft hinein sprechen zu können.

Um in Mitteldeutschland unsere evangelischen Kräfte zu bündeln, sind wir als Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen auf die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen zugegangen und sie auf uns. Wir haben bisher gut zusammen gearbeitet und seit einem Jahr über eine Vereinigung der beiden Landeskirchen verhandelt.

Die angestrebte Vereinigung zu einer Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ist dennoch nicht zustande gekommen. Der Vertragstext für die Vereinigung hat in der Synode der Kirchenprovinz Sachsen nicht die erforderliche Mehrheit gefunden. Dies ist für alle, die daran gearbeitet haben, eine herbe Enttäuschung.

Unser Landeskirchenrat wird bedenken, was in dieser Situation für unsere Kirche in Thüringen das Beste ist. Wir nehmen uns dazu eine Denkpause und machen Inventur: Was haben wir in der Föderation bisher erreicht? Wo sind Gestaltungsspielräume für die weitere Zusammenarbeit mit der Nachbarkirche? Wie kann es mit dem gemeinsamen Kirchenamt weitergehen? Wie lassen sich die beschlossenen Einsparziele erreichen? Über die Ergebnisse werden wir Ihnen so bald als möglich berichten.

Auch in dieser schwierigen Lage vertrauen wir darauf, dass unser Herr Jesus Christus seine Kirche leitet und auf einen guten Weg bringt. Wir wollen in dieser Osterzeit und darüber hinaus unverzagt und fröhlich in unserem Land bezeugen, dass Gott diese unfriedliche Welt in seiner Hand hält.

Wir freuen uns auf den Elisabeth-Kirchentag am 12./13. Mai in Eisenach, der auch mit Ihnen zu einem schönen großen Thüringer Fest werden kann.

Ihr Christoph Kähler
Landesbischof»

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