Landesbischof Christoph Kähler zum Weihnachtsfest:
«Licht für andere werden. Das ist möglich und bleibt doch ein Wunder.»

«Wir feiern Weihnachten in der dunkelsten Jahreszeit. Oft sind Kälte und Dunkelheit auch ein sprechendes Bild für die Welt, in der wir leben, für die schwierigen Verhältnisse, in denen viele ihre Wege suchen müssen. Niemand weiß, was das kommende Jahr bringen wird. Angekündigt sind Einbrüche, die von der Finanzkrise ausgehen.

Dunkel wird es für die Frauen und Männer, die nicht mehr wissen, ob sie morgen noch ihre Arbeitsstelle haben, ob sie übermorgen ihre Kinder noch anständig versorgen können und ob sie in Zukunft noch mit ihrem Arbeitswillen und ihrer Arbeitskraft gebraucht werden. Und die Kälte entsteht zwischen denen, die noch Arbeit haben und behalten wollen und denen, die auf Arbeitssuche sind und Hilfe brauchen, aber kaum Unterstützung spüren. Nicht zu vergessen, die inzwischen eine Milliarde Menschen, die Hunger leiden.

Auch die Weihnachtsgeschichte, die von der Geburt Jesus erzählt, ist in Dunkelheit und Kälte getaucht: Die Geburt in einem unwirtlichen Stall. Draußen auf dem Feld die Hirten. Maria, die sich vor einer mörderischen Welt fürchtet, in der ihr Sohn umkommen wird – früher oder später. Kein leichtes Leben unter der Besatzungsmacht der Römer. Über all dem aber, so berichtet die Bibel, ist ein Stern aufgegangen: ’Das Volk, das im Finstern wandelt, hat ein großes Licht gesehen.’ Die Hirten sehen den Stern. Den weisen Königen aus dem Morgenland zeigt er den Weg.

Wer wünscht sich nicht, dass ihm, wenn er nicht weiter weiß, ein Licht aufgeht, Licht am Ende des Tunnels aufscheint. Die Strahlen des Sterns über dem Stall in Bethlehem weisen auf das Kind in der Krippe, auf Jesus. Dieser Mensch wird später die Liebe predigen. Er wird sagen und wird es vorleben, dass vor Gott alle Menschen gleich sind. Diesen Stachel wird die Welt nicht ertragen und wird Jesus Christus ans Kreuz nageln. Aber von diesem Licht, das über dem Stall von Bethlehem aufging und das von dem Stall in Bethlehem ausging, lassen sich bis heute Menschen bewegen, zu teilen und zu helfen. So werden sie erleuchtet und selbst zu einem Licht für andere. – Das ist möglich und bleibt doch ein Wunder.

In diesem Weihnachtslicht können wir getrost in das neue Jahr gehen.

Ich wünsche allen Thüringerinnen und Thüringern ein gesegnetes Weihnachtsfest.»

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