Landessynode der Thüringer Landeskirche in Eisenach eröffnet

Mit dem Bericht von Landesbischof Christoph Kähler ist am Mittwoch die Herbsttagung der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen eröffnet worden. Bis zum Samstag (24.11.) werden die 66 Kirchenparlamentarier in Eisenach vorrangig den Projektplan für die Vereinigte Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) beraten.

In seinem Bericht würdigte Kähler zunächst die am vergangenen Freitag (16.11.) von der Synode der Kirchenprovinz Sachsen getroffene Entscheidung für eine Vereinigung mit der Thüringer Landeskirche: «Das ist rundum erfreulich, weil es eine konstruktive Perspektive eröffnet und ein Scheitern unabsehbare Folgen gehabt hätte. Das Ziel der Vereinigung besteht genau darin, mit vereinten Kräften die Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte zu meistern und als eine Kirche aus eigenen Kräften fortzusetzen, was jede Teilkirche für sich kaum mehr hätte leisten können.» Die Entscheidung für die Fusion der beiden Kirchen bedeute Abschied von vertrauten und bewährten kirchlichen Lebensformen, aber auch Aufbruch. Der Weg bis zur Fusion sei beispielhaft: «Nach meinem Eindruck gibt es keinen Fusionsprozess in Kirche, Staat, Wirtschaft und Wissenschaft, der durch eine solche Fülle von Informationen begleitet war, zur Debatte gestellt und auf Grund der Diskussionen korrigiert oder auch grundlegend verändert wurde wie die Vereinigung zur EKM.» Als vordringlichste Aufgabe bis zum Sommer 2008 nannte Kähler die Arbeit an einer Verfassung für die vereinigte Kirche.

Unter der Überschrift «Verantwortung und Verbindlichkeit» reflektierte Kähler in seinem grundsätzlichen Bericht die innerkirchliche Demokratie und Entscheidungsfindung. Angesichts des weiteren Mitgliederrückgangs seien Landeskirche wie Kirchgemeinde vor Ort darauf angewiesen, dass Einzelne und ganze Gruppen ihre Verantwortung als mündige Christen wahrnehmen. «Wir wollen eine Kirche gestalten, in der sich möglichst viele beteiligen können», sagte der Bischof. Vor dem Hintergrund der am vergangenen Sonntag (18.11.) zu Ende gegangenen Gemeindekirchenratswahl formulierte er zwei Fragen, die in den kommenden Jahren gemeinsam zu beantworten seien: Wie kann die Gemeinschaft von Haupt- und Ehrenamtlichen gefördert und wie können die Lasten auf das hauptamtliche Personal angemessen verteilt werden?

Kähler plädierte zudem für eine engere und konkrete Zusammenarbeit der evangelischen Landeskirchen. So sei denkbar, die Wahlen der Gemeindeleitungen zukünftig in allen Landeskirchen auf einen Zeitpunkt zu legen und deutschlandweit für eine Beteiligung zu werben.

In einem Jahresrückblick hob Kähler insbesondere das Elisabethjahr hervor: «Barmherzigkeit wird als eine heilige Herausforderung an unseren Glauben angenommen und ist darum Thema in den Gemeinden. … Die Menschlichkeit im Blick behalten und dazu Heimat in einem fröhlichen Glauben zu finden, das wäre ein wunderbarer Erfolg dieses Elisabethjahres.»

Für das kommende Jahr kündigte der Bischof Material und Aktionen unter dem Titel «Nächstenliebe verlangt Klarheit – Evangelische Kirche gegen Rechtsextremismus» an: «Mehr denn je ist es in unserer pluralistischen Gesellschaft wichtig, allen menschenverachtenden Bewegungen mit aller gebotenen Deutlichkeit zu begegnen. … Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Intoleranz gegenüber Andersdenkenden und Gewalt stehen im krassen Gegensatz zu Evangelium und Bekenntnis.»

Für den Donnerstag (22.11.) steht die Einbringung der Bausteine eines Projektplanes für die vereinigte Kirche auf der Tagesordnung. Vorgestellt und diskutiert werden ein gemeinsames Finanzgesetz, ein Gesetz über die Verwaltungsämter in den Kirchenkreisen, ein Gesetz über Anzahl und Sitz der Regionalbischöfe sowie ein Gesamtstandortkonzept für die Einrichtungen der EKM. Beschlossen werden die Bausteine im kommenden Frühjahr von der Föderationssynode, das Standortkonzept von der Föderationskirchenleitung.

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