Letzte Synode der Thüringer Landeskirche in Eisenach eröffnet

Mit dem Bericht von Landesbischof Christoph Kähler ist am Donnerstag (13.11.) die letzte Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen eröffnet worden. Die 66 Kirchenparlamentarier tagen bis Freitag im Hotel Haus Hainstein in Eisenach. Am 31. Dezember wird die Legislaturperiode der X. Landessynode ebenso enden wie die Geschichte der Thüringer Landeskirche. Am 1. Januar 2009 vereint sie sich mit der Kirchenprovinz Sachsen zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).

Kähler unternahm in seiner Rede einen kritischen Rückblick und eine optimistische Vorausschau. Einbringen werden die Thüringer in die neue Kirche laut Kähler „ihre Geschichte mit ihren hellen und den dunklen Tagen“ sowie „Erfahrungen, die schlimme Irrtümer und ihre selbstständige Überwindung einschließen“. Zudem resümierte der Bischof: „Wir führen in der neuen Kirche die meisten Lutherstätten, Orte der berühmtesten evangelischen Liederdichter und Komponisten, eine hohe Zahl von kostbaren alten Kirchen und vieles mehr zusammen.“

„Dank und Klage, Bedauern und Zuversicht“ verband der Bischof mit dem Rückblick auf die vergangenen 90 Jahre seit Gründung der Thüringer evangelischen Kirche. Er erinnerte an die Menschen, „die ihr immer wieder den Spiegel vorgehalten und auf den rechten Weg geholfen haben“.
Wer über Geschichte berichtet, wird aber immer auch menschliches Versagen einbeziehen müssen, stellte Kähler klar.

So findet er es „erschreckend und beschämend“, wie sehr die seit 1933 deutsch-christlich dominierte Landeskirche „im Gleichschritt mit der NS-Rassenpolitik gegangen ist“. Die Reaktionen der Repräsentanten der Landeskirche auf die „Reichspogromnacht“ zeigen für ihn, „wie tief eine Kirche fallen kann, wenn das Wort Gottes an die herrschende Ideologie verraten wird. … Die Verantwortung für diese dunklen Kapitel der Geschichte unseres Volkes und unserer Landeskirche bleibt uns. Sie lässt sich nicht einfach abstreifen. Sie verpflichtet uns zugleich, nach den überzeugenden Glaubenshaltungen zu fragen, die die Widerständigkeit gegen widergöttliche und unmenschliche Ideologien fördern und stärken.“

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Im Blick auf die DDR-Zeit nannte Kähler die kirchliche Friedensbewegung, die Ökumenische Versammlung sowie das Thematisieren brisanter Fragen
beispielgebend: „Der Freiraum und Freimut, den die Kirche bewahren konnte, bildeten wesentliche Voraussetzungen für den Wandel im Jahr 1989. Die in evangelischen Synoden und Gemeindekirchenräten Trainierten übertrugen dann ihre Erfahrungen in die neuen Strukturen.“

Den Blick zurück nutzte Kähler zu Schlussfolgerungen für künftige Aufgaben. So wünscht er sich unter anderem, dass „Christen, Gemeinden und Landeskirche wie zu DDR-Zeiten die Fähigkeit behalten, auch in schwierigen Verhältnissen zum Dialog bereit zu sein“.

Kähler verwies auf den Anspruch aus dem Anfangsjahrzehnt der Thüringer Landeskirche, eine Volkskirche zu sein: „Und das hieß: keine Staatskirche mehr, aber auch keine Freikirche, keine Obrigkeitskirche und keine Pfarrerkirche, keine Klassen- und keine Parteikirche. … Die das ganze Volk umfassende Kirche zu sein, können wir so seit längerem nicht mehr beanspruchen. Wohl aber bleibt der Selbstanspruch einer Kirche, die sich mit ihrer Botschaft an alle Menschen richtet.“

Zeitgleich zur Synode der Thüringer Landeskirche tagt die Synode der Kirchenprovinz Sachsen. Im Anschluss an die Teilkirchensynoden treffen sich die Parlamentarier beider Kirchen zur dreitägigen Föderationssynode in Bad Sulza. Auf der Tagesordnung stehen dort unter anderem der Haushaltsplan für das Jahr 2009, die Bauplanung für das gemeinsame Kirchenamt in Erfurt sowie die Präsentation des Signets für die neue Landeskirche.

Stichwort: Geschichte der Thüringer Landeskirche Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen ist 1921 aus dem Zusammenschluss der Kirchen der acht Thüringer Fürstentümer Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Gotha, Reuß j.L., Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen und Reuß ä.L. entstanden. Der Bereich der Thüringer Landeskirche befindet sich fast ausschließlich in den Landesgrenzen des Freistaates Thüringen, ist aber nicht mit diesen identisch. So gehören Erfurt und die Region um Suhl zur Kirchenprovinz Sachsen. Auch das Gebiet um Schmalkalden gehört nicht zur Thüringer Landeskirche. Bis 1918 war es eine zum Territorium Kurhessen-Waldeck gehörende Enklave. Da die kirchlichen Verhältnisse so blieben wie die einstigen territorialen Grenzen, gehört die Schmalkalder Region bis heute zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
Die Thüringer Landeskirche hat heute 431000 Gemeindeglieder in 1313 Kirchgemeinden und 18 Kirchenkreisen.

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