Leserbrief: Quo vadis? Wohin rollt der Busverkehr in unserer Region?

Bildquelle: Werbeagentur Frank Bode | www.werbe-bo.de

Die Sorge wächst in allen Bevölkerungsschichten. Das Elisabeth-Gymnasium schlägt Alarm.

Der Öffentliche Personennahverkehr, genauer die Umgestaltung in Form des nun erneut geänderten Fahrplanes, sorgt für heftige Kritik und Unverständnis in allen Bevölkerungsgruppen. Mit Wehmut erinnern sich  die Menschen an eine einst funktionierende KVG Eisenach.  Diese wurde geschliffen. Erst von der PNG, dann als Bestandteil der PNG in der  Anstalt öffentlichen Rechts, existiert nunmehr weder als Namen oder Betriebsteil. Eigenkapital und Rücklagen der KVG landeten im großen Topf. (Das hat auch zur Folge, der  Stadtverkehr Eisenach, der immer eigene Konzessionen hatte und wirtschaftlich war, wurde erst von der PNG und dann von der Anstalt öffentlichen Rechts gefressen, wird nun in Bad Salzungen gemacht. Private Busunternehmen werden gegängelt.

Lehrlinge von Bosch kommen nicht zum Betrieb. Senioren wurde die Teilhabe am öffentlichen Leben zusätzlich erschwert, fährt der bewährte Bus nicht mehr oder es muss mehrfach umgestiegen werden. Im Norden wurde das Liniennetz ausgedünnt, im Süden verdichtet, zusätzliche Linien nach Bad Hersfeld, Tann und Fladungen geschaffen. Sehr löblich! Doch es scheint, das wurde zu Lasten des Nordkreises vollzogen. Die Fahrer haben lange Anreisewege und lange Dienste. Krankenstand und Kündigungen gehen damit einher. Leerkilometer erhöhen die Kostenspiralen. Auch wenn sich noch um eine klare Antwort (öffentlich) gedrückt wird, die Tage der KVG in Wutha sind gezählt. Die bewährten Wartburgtaxis wurden abgeschafft. Was droht? Ein kräftiges Defizit, was sowohl von der Stadt Eisenach und dem Wartburgkreis voll ausgeglichen werden muss.

Das Elisabeth-Gymnasium schlägt mit dem Verweis auf die ÖPNV-Situation speziell im Werratal Alarm:

Es ist ein Skandal, wie der ÖPNV im 21. Jahrhundert in einer Industrienation im ganzen und in einer Industrieregion wie der unserigen mit dem Anspruch auf Mobilität JEDERZEIT als Teil der Infrastrukturangebote geplant und betrieben wird, betont Tino Nazareth, der Schulleiter des Elisabeth-Gymnasiums.

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In einem Schreiben an die Verantwortungsträger formuliert er: Bereits die Veränderungen im Fahrplan im vergangenen Jahr führten zu gravierenden Einschnitten bzgl. einer ordnungsgemäßen Beförderung unserer Schülerinnen und Schüler aus dem Wartburgkreis. Volle Busse und verlängerte Fahrzeiten sind dabei nur zwei benannte Übel. Schülerinnen und Schüler berichten mir zudem u.a. davon, dass sich während der Fahrt die Busnummern geändert haben und man plötzlich an einer anderen Endhaltestelle gelandet ist, als man beim Besteigen des Busses hoffte.

Gerade hatte ich am Elisabeth-Gymnasium Besuch eines Künstlers aus Berlin. Dieser berichtete von einer „phantastisch kurzen Reisezeit“ zwischen Berlin und Eisenach: zwei Stunden von Bahnhof bis Bahnhof. Vielleicht  sollten wir den Kindern im Wartburgkreis anbieten, in Berlin auf die Schule zu gehen. Das scheint schneller und unkomplizierter zu sein. Wie mir die Eltern berichteten, haben Kinder ab der 5. Klasse mitunter einen zehn Stundentag zu bewältigen: In dieser Zeit „reisen“ sie zur Schule, lernen und „reisen“ zurück. Bei der Belastung braucht sich niemand zu wundern, wenn das Engagement der Schüler aus Zeitgründen in Vereinen sinkt. Ich denke, es lassen sich einfache Mittel und Wege finden, wie die Bussituation verbessert werden kann: Wie wäre es z.B. mit einer direkten Linie zwischen Nazza, Mihla und Eisenach und jeweils einem Shuttle aus den umliegenden Orten? Warum fährt am Morgen nur ein Bus und nicht zwei hintereinander auf der gleichen Linie? Die Schülerinnen und Schüler sind die, die befördert werden müssen und niemand anders. Davon kann sich jeder überzeugen, der am Morgen den Bus nimmt. Bei einigen „Selbstversuchen“ auf der Strecke konnte ich mir ein entsprechendes Bild machen: Es sind Schüler (w/m), die den Bus benutzen.

Warum müssen die Busfahrzeiten ständig verändert werden? Muss sich der ÖPNV wirklich immer an der direkten Fernzugverbindung u.a. nach Berlin orientieren. Sollte es nicht eher das Ziel sein, Schülerinnen und Schüler aus dem Umland zu vernünftigen Zeiten an die Schule zu bekommen? Letztlich, warum werden Busfahrpläne für den ÖPNV ohne die Beteiligung der Betroffenen oder sagen wir freundlicher der regelmäßigen Nutzergruppen erstellt? Mir ist eine Beteiligung an einem Arbeitsgespräch im vergangenen Herbst angeboten wurden, man wolle sich melden. Leider habe ich nichts mehr gehört.

Für mich, als ehemals langjähriges Stadtratsmitglied, das den ÖPNV der Region stets begleitet hat, stellt sich die Frage Quo vadis, wohin rollen die Busse in unserer Region? Was unternehmen die gewählten Mandatsträger? Wie ich hörte, will der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Eisenach diese Problematik thematisieren. Endlich!

Th. Levknecht

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