Bandenwerbung am Fahrbahnrand

Am heutigen Vormittag startete im Bereich der Autobahnbaustelle der A 4 bei Herleshausen ein richtungsweisender Großversuch. Die neu installierten, hüfthohen Fahrbahnbegrenzungen wurden testweise mit bunten Werbebotschaften versehen. Mit dieser aus Amerika übernommenen Maßnahme des sog. «Highway-Sponsoring» sollen die Baukosten des neuen Autobahnabschnittes zum Teil refinanziert werden. Eine ebenso einfache wie geniale Idee: Überregionale und regionale Firmen können die tristen, grauen Betonbanden für 12 Monate anmieten und dadurch ihre Werbebotschaften einem breiten Publikum präsentieren.

So entsteht eine vielfältige Werbelandschaft mit hohem Informationsgehalt. Dabei kann es schon mal vorkommen, dass sich der kleine Öko-Hofschlachter aus der nahen Umgebung direkt neben dem Riesen-Wurschtkonzern wiederfindet. Oder gastronomische Einrichtungen am Rande der Piste locken mit ihren Angeboten, z. B. «Verkehr auf der Stelle? – Gute Quelle!” etc. … Überhaupt erhöht natürlich die Vermutung, dass diese Strecke trotz sechsspurigem Ausbau auch künftig ein Schwerpunkt für Verkehrsbehinderungen bleiben wird, deutlich die Aufmerksamkeit für die beworbenen Produkte. So´n lockerer Dreistundenstau kann durch die «Randnotizen» viel abwechslungsreicher werden. Deshalb gehen vorsichtige Prognosen davon aus, dass die Bandenwerbung, die ja unserem fußballverrückten Volk ohnehin mit in die Wiege gelegt wurde, durchaus auf Akzeptanz stoßen wird. Für mitfahrende Kinder würde sich bei einer Endlostour ein lustiges Ratespiel anbieten – wer notiert die meisten Firmennamen? – vielleicht in Form eines Preisausschreibens.

Auch Verkehrspsychologin Vreni Schizo begrüßt die Initiative: «Gerade für die vielen Langstreckenpendler, die Woche für Woche auf der A 4 unterwegs sind, bedeuten die Werbetafeln eine willkommene Abwechslung, eine echte Maßnahme gegen Eintönigkeit und Ermüdung im Straßenverkehr.» Und wenn die Lettern der ohnehin oft gängigen Firmennamen groß genug sind, lassen sie sich auch noch bei Tempo 180 aus dem Augenwinkel erhaschen.

Herleshausens Bürgermeister Helmut Schmidt übrigens reibt sich schon die Hände: «Prima, wir bekommen 50 laufende Bandenmeter kostenfrei und erhalten von den anderen Einnahmen in der Gemarkung Herleshausen einen 20-prozentigen Anteil.» Das ist nicht nur eine unerwartete Spritze für die marode Herleshäuser Gemeindekasse, sondern sicherlich auch eine mehr als verdiente Entschädigung für die erhöhten Belastungen, die der Autobahnausbau für die Bevölkerung mit sich bringen wird. Außerdem hat man nun eine gute Möglichkeit, die passierenden Kurzzeitgäste auf die touristischen Highlights der Region hinzuweisen oder wichtige Veranstaltungstermine bekannt zu geben.

Ein weiterer Vorteil: Der Verkehrsfunk kann künftig die Behinderungen noch exakter lokalisieren – «A 4 zwischen Wommen und Herleshausen, Auffahrunfall in Höhe der Jägermeister-Bande.»

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