Besonderheiten aus dem Eisenacher Stadtarchiv (5)
Ehrenurkunde für Eduard Stöhr – schönste Stück

Eine sehr unscheinbare Urkunde von 1493 ist die älteste Archivalie im Eisenacher Stadtarchiv. Dagegen kann die Ehrenbürgerurkunde, die in dieser Folge vorgestellt wird, als das optisch schönste Stück des Archivs gelten.
Es handelt sich um den Ehrenbürgerbrief für den Textilfabrikanten Paul Rudolf Eduard Stöhr. Der war 1846 in Eisenach geboren worden und hatte es als Industrieller im Lauf seiner Karriere zu wirtschaftlichem Wohlstand gebracht. Darüber hinaus hat er jedoch seine soziale Verantwortung nie vernachlässigt. Zahlreiche Stiftungen, Sach- und Geldspenden zugunsten der Armen Eisenachs gingen auf sein Konto.
Deshalb beschloss der Rat 1921, Eduard Stöhr aus Anlass seines 75. Geburtstages die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Alles ging sehr schnell. Am 17. März hatte der Gemeinderat seinen Beschluss gefasst, am 18. März beauftragte man den Lehrer Trebing mit der Anfertigung eines Diploms, das man dann am 22. März 1921 dem Geehrten überreichte. Nach Stöhr wurde im Übrigen zur gleichen Zeit eine Straße in Eisenach benannt.
Der Ehrenbrief, von dem der Entwurf im Archiv erhalten geblieben ist, zeigt vor dem Hintergrund der Wartburg und der Nikolaikirche auf der linken Seite offenbar den Geehrten selbst. In der Mitte erscheint eine junge Frau am Spinnrad, ein Verweis auf den Haupterwerb Eduard Stöhrs. Links schließlich greift der Brief ein Motiv der Elisabeth-Legende auf, die hier Brot an Arme und Kinder verteilt, die, Engeln gleich, nackt sind. Elisabeths Wohltätigkeit Jahrhunderte zuvor sah man im Wirken Stöhrs offenbar vorbildhaft erfüllt.

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