Deich hielt nur 3,5 Stunden

Freitag früh machten sich 280 Feuerwehrfrauen und- männer aus dem Werra-Meißner-Kreis auf den Weg ins Hochwassergebiet, aus Hessen waren es über 1000 ehrenamtliche Helfer. Das Land Sachsen bat Hessen um Unterstützung. Mit 47 Fahrzeugen machten sich die Hessen auf den Weg, darunter auch zahlreiche Feuerwehrleute aus Herleshausen. Ziel der 47 Fahrzeuge war ursprünglich Dresden. Doch noch auf der Fahrt wurden die Helfer nach Dessau umgeleitet. Dort war Hilfe notwendig, ein Deich musste mit tausenden Sandsäcken gesichert werden. Bis zur Erschöpfung arbeiteten sie gemeinsam mit den Einheimischen und versuchten den Waldersee zu halten. Leider schafften sie es nicht, bei der Abreise am Sonntag lief der Deich über. «Das Wasser war dort an der Krone mannshoch, wir konnten nur die Fluten etwas länger aufhalten», so Einsatzleiter Willi Sußebach, Kreisbrandinspektor aus Eschwege. 3,5 Stunden habe der Sandsackwall gehalten.
Udo Schulz aus Herleshausen: «Wo unsere Fahrzeuge am Sonntag noch standen, steht das Wasser jetzt mindestens einen halben Meter, hab ich noch gestern Abend im TV gesehen.»
Da die Helfer nicht wussten wie die Lage vor Ort ist, wurde alle Logistik mitgenommen. Feldküche, Sanitätsfahrzeuge und gar ein Tankwagen waren dabei. Auch für drei Tage und 300 Mann war Verpflegung mit im Konvoi. Unterstützung gab es hier vom DRK der Region.
Die Menschen im Krisengebiet haben sich gefreut, dass endlich Fachleute kamen. Für die leidgeprüften Menschen ist schon ein einfacher Helfer in Uniform ein Fachmann – eine moralische Wirkung – «Prinzip Hoffnung». Manche Stellen in Dessau waren mit den Ereignissen überfordert, an vielen Punkten musste gleichzeitig gehandelt werden.
Erstaunt waren die hessischen Helfer über die Einsatzbereitschaft der Menschen. Viele Schüler standen an der Seite der Feuerwehrleute aus Hessen und packten mit an. «Ich fragte die Schüler warum sie helfen wollen: Unsere Schule ist vom Wasser bedroht. Die Turnhalle ist neu und soll in zwei Wochen eingeweiht werden. Eine Antwort, die mich bewegte», erzählt Wilhelm Ernst Kühn, Wehrleiter aus Herleshausen.
Gegen 19.30 Uhr waren die Kräfte gestern wieder zurück und wurden am Hallenbad von Herleshausen begrüßt. Von da ging es in die Heimatgemeinden. Alle wissen: es war nicht der letzte Einsatz in diesem Hochwassergebiet.

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