Demokratie im Alltag leben
Sie haben vier Tage lang am schönen Starnberger See gelernt, was es heißt, Demokratie praktisch zu leben: Josefine Steingräber (15) und Katharina Büchner (15) aus Eisenach präsentierten vom 4. bis 7. Juni 2013 auf der 23. Lernstatt Demokratie in Tutzing ihre Arbeit «Zeitensprünge: Jugendclubs und Jugendkulturen in Eisenach». Das Förderprogramm «Gesagt. Getan. Demokratisch Handeln» hatte die Eisenacher Schülerinnen eingeladen, ihr Projekt vor einem bundesweiten Publikum vorzustellen. Fast ein Jahr lang hatten sie sich gemeinsam mit fünf weiteren Nachwuchsbürgerfunkern mit den Jugendclubs im Eisenach der DDR beschäftigt.
Sie haben Zeitzeugen dazu interviewt und wollten wissen, was es mit der kirchlichen und staatlichen Jugendarbeit auf sich hat. Auch war spannend, wie es in der Punk- und Blues-Szene damals ablief. «Zwischen früher und heute gab es viele Unterschiede», berichtet Josefine, «Wer heute zu Disko geht, erscheint erst um Mitternacht auf der Veranstaltung und feiert bis früh um sechs. So was wäre damals nicht vorgekommen. Die meisten Feiern begannen um 19 Uhr und Mitternacht war Schluss». Außerdem unterstanden viele Clubs der Freien Deutschen Jugend: «Man konnte sich nie sicher sein, ob nicht die Staatsicherheit ihre Finger mit im Spiel hatte und die Clubs ausspionierte», hat Katharina bei ihren Interviews herausgefunden. Spaß gemacht hat das Projekt allemal und davon konnten sich jetzt auch die anderen Teilnehmer der «Lernstatt» in Tutzing überzeugen: gemeinsam anderen «Best-Practice-Projekten» aus ganz Deutschland wurden die Bürgerfunkerinnen ausgezeichnet.
Laut Jury weckt das Projekt nicht nur Interesse an lokaler Geschichte, sondern auch an Demokratie: Besonders in der Recherche zur kirchlichen Jugendarbeit entsteht ein Bewusstsein für die damals schwierige Situation in der Jugendarbeit und die politischen Verhältnisse in der DDR sowie für die gezielte Einflussnahme des Staates auf die Jugendarbeit. Das Zeitzeugenprojekt wurde gefördert von der Stiftung Demokratische Jugend.
Auch Projektleiterin Franziska Klemm vom Radio ist stolz auf ihre «Zeitenspringer»: «Die jungen Leute haben sich ehrenamtlich in Freizeit mit dem Thema beschäftigt viele kleine Einblicke in die große «Geschichte» bekommen, aber auch kennen gelernt, wie ihre Eltern damals ihre Freizeit verbrachten». In Tutzing präsentieren die jungen Eisenacherinnen ihre Erfahrungen bundesweit – ein gutes Aushängeschild für Eisenach. Ihr Wissen haben die Schüler übrigens schon weitergegeben – auf der Website www.zeitzeugen.wartburgradio.com sind alle Interviews, Fotos und Quellen abrufbar. In einem Radioworkshop produzierten die Teilnehmer der Lernstatt Demokratie weiterhin den Radiobeitrag «Lost in Tutzing», der den Zusammenhang zwischen Fußball, Bier und Demokratie erörtert – zu hören am Donnerstag, 13. Juni um 16 Uhr auf der Frequenz UKW 96,5 oder via Stream im Internet auf www.wartburgradio.com.