Die Eisenacher Wandelhalle

In Eisenach steht an der Wartburgallee (B19) ein markantes Gebäude, das auf den ersten Blick nicht so recht hierher passt: Die Wandelhalle. Solch prunkvolle Bauwerke stehen normalerweise nur in großen Kurstädten. Eisenach aber ist keine Kurstadt. Oder doch? Um 1900 herum jedenfalls keimten in der Wartburgstadt entsprechende Pläne. Am 8. Juli 1906 wurde die Trink- und Wandelhalle eingeweiht.
Das historische Bauwerk wird seit 2004 Stück für Stück saniert. Eine „Wandelhalle Eisenach-Stiftung“ wurde gegründet. Viele Menschen haben Geld gespendet und sich engagiert, um diese historische Stätte zu retten.
Das markante, denkmalgeschützte Gebäude steht nun also seit 100 Jahren – ein Grund zum Feiern. Den ganzen Sommer über gibt es in der Wandelhalle ein umfangreiches Programm von Rock ’n‘ Roll bis zum Weinfest. Am 8. Juli ist ein Festakt vorgesehen.

Geschichte der Wandelhalle
Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Großherzogin Karolinen-Quelle bei Creuzburg, eine salzhaltige Heilquelle, staatlich geschützt. Für einen dauerhaften Kurbetrieb verlegte man eine kilometerlange Wasserleitung nach Eisenach, wo die notwendige Infrastruktur wie Bahnanschluss, Übernachtungsmöglichkeiten und Personal vorhanden war.
Um dem Kurbetrieb einen angemessenen Rahmen verleihen zu können, plante man alle Kureinrichtungen südlich der Innenstadt in der Nähe der aufstrebenden Villenviertel im Karthausgarten, einer Parkanlage nach englischem Vorbild. Vorgesehen wurde auch die Nutzung des Hotels „Fürstenhof“ als Kurhaus sowie eine offene Halle für Trinkkuren.
Unterhalb des Hotels wurde die Wandelhalle projektiert. Den Architektenwettbewerb gewann Johannes Bollert aus Dresden. Sein barockisierender Bau folgte mit kräftig modelliertem Schmuck aus Elbsandstein bis zum stilisierten Putz-Ornament zeitgemäßen Gestaltungsintentionen. Bemerkenswert ist das von Pöppelmanns Terrassenentwurf im Dresdner Zwinger übernommene „Gefrorene Wasser“-Motiv an Säulen, Pfeilern und Gesimsen. Im Zentrum der langgestreckten Straßenfront steht der große Pavillon, dessen Vorbau als Brunnenstube genutzt wurde. Flachere Hallen mit vorgelagerten Läden führen zu Eckpavillons. Zwei kurze, den Hauptflügel zur U-Form vollendende Seitenflügel schaffen einen Innenraum, in dem der eingebaute Musikpavillon wiederum das Zentrum bildet.

Die „Trink- und Wandelhalle“ wurde am 8. Juli 1906 eröffnet. Sie war von Anfang an der Mittelpunkt des Kurbetriebs in Eisenach. Doch unter dem Ersten Weltkrieg und der anschließenden wirtschaftlichen Stagnation litt auch der Kurbetrieb – Ende der 30er Jahre wurde er dann endgültig eingestellt.
Nach 1945 wurde die Wandelhalle weiterhin sporadisch für Konzerte genutzt, im Sommer gab es Filmvorführungen. Zum 900-jährigen Bestehen der Wartburg 1967 wurde die Wandelhalle untersucht. Ihr Zustand war so schlecht, dass man damals sogar einen Abriss erwog. Doch weil für einen Ersatzneubau kein Geld da war, entschloss man sich letztlich zur Sicherung des Gebäudes, das bis 1990 dennoch weiter verfiel. Erst nach der Wende standen Mittel zur Verfügung, um die Dächer neu zu decken, die Fassaden auszubessern und neue Fenster einzubauen. Dennoch mangelte es an einer geeigneten Nutzung. Mit Graffiti wurde die Halle stark verschmutzt, Fenster wurden wiederholt zerstört.
Im Sommer 1998 stellte dann der Verkehrsverein der Wartburgstadt ein Nutzungskonzept für die Wandelhalle vor. Die Gründung einer Stiftung und die Sanierung des Gebäudes wurden in Angriff genommen.

Sanierung der Wandelhalle
Die Wandelhalle ist Eigentum der Stadt Eisenach, die damit auch für die Sanierung verantwortlich ist. Im Frühjahr 2004 wurde mit den Arbeiten begonnen. Der erste Bauabschnitt im Südflügel ist abgeschlossen. Unter anderem wurden die Toiletten neu gebaut sowie Naturstein- und Putzarbeiten vorgenommen. Der zweite Bauabschnitt, der seit dem Frühjahr 2006 läuft, umfasst die Sanierung der historischen Wandelhallen-Fassade in Richtung Wartburgallee und Waisenstraße. Außerdem werden die Bühne, der Bühnenbelag, die Säulen und das Dach der Bühne wieder hergerichtet.
Die Gesamtkosten für die Sanierung der Wandelhalle belaufen sich auf rund 1,3 Millionen Euro. Eine Million Euro davon kommt aus Städtebaufördermitteln (Bund-Länder-Programm Städtebaulicher Denkmalschutz). Bei der Wiederherstellung dieses Kleinods der Thüringer Baukultur handelt es sich um ein Leitprojekt der Innenstadtinitiative des Freistaats.

„Wandelhalle Eisenach-Stiftung“
Die Wandelhalle Eisenach-Stiftung wurde im September 2001 als treuhänderische Stiftung in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gegründet. Sie wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, insbesondere die Pflege und Erhaltung des anerkannten Kulturdenkmals „Wandelhalle“ zu fördern und nach Abschluss der Sanierung die Nutzung des Gebäudes zu organisieren. Zudem strebt die Stiftung eine weitere Erhöhung des Stiftungskapitals an. Die Erträge dieses Kapitals dienen der dauerhaften Unterhaltung der Wandelhalle. Die Stifter sind Firmen und Privatpersonen.

Umfangreicher Veranstaltungskalender 2006
Auch im Veranstaltungsplan 2006 für die Wandelhalle finden sich viele interessante Veranstaltungen. Den Auftakt machte im März die Premierenparty für die zweite Staffel der ARD-Serie „Familie Dr. Kleist“. Ebenso erfolgreich waren der „Tag des Tanzens“ sowie die Einbeziehung der Wandelhalle in das große Chortreffen im Mai.
Am 8. Juli wird das 100-jährige Bestehen des Gebäudes mit einem Festkonzert der Landeskapelle begangen. Auf dem Programm stehen auch wieder die Rock’n’Roll-Nacht, Konzerte des Richard-Wagner-Verbandes und des Jazzclubs sowie die Reggae-Night, das Weinfest und zum Tag des offenen Denkmals der Abschluss des „Festsommers 100 Jahre Wandelhalle“.

Ausführliche Informationen zu den Veranstaltungen gibt es unter http://www.wandelhalle-eisenach.de(www.wandelhalle-eisenach.de)sowie unter http://www.soklingtdersommer.de(www.soklingtdersommer.de).
Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung Eisenach ist Ralf Päsler, Markt 2, Telefon 03691/670-526.

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