Dürrnhofer Park in Hötzelsroda: Landschaftsgarten soll aus Dornröschenschlaf erwachen
Walter Hagelgans erinnert sich noch gut daran, wie der Dürrnhofer Park am einstigen Landsitz Dürrerhof bei Hötzelsroda früher aussah. Der 85-Jährige war sechs Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg endete. „1944 wurde der letzte Gärtner als Soldat eingezogen“, berichtete der gebürtige Hötzelsrodaer Oberbürgermeister Christoph Ihling bei einer Führung Anfang Oktober. Der Ausflug war zustande gekommen, weil der rüstige Rentner bei einem Besuch des Oberbürgermeisters anlässlich der eisernen Hochzeit ganz begeistert vom Park geschwärmt hatte. Zwei Mitarbeiter vom Fachgebiet Grünflächen begleiteten den Rathaus-Chef. Sie sollten hören, was der Zeitzeuge erzählte, denn mittelfristig soll die Parkanlage wieder in Anlehnung an ihr historisches Vorbild gestaltet und gepflegt werden. Aktuell wird das Areal im Rahmen des städtischen Pflegemanagements für Grünflächen von einem externen Dienstleister betreut.
Der Park, den der bekannte Gartengestalter Eduard Petzold zwischen 1839 und 1843 im Auftrag der Familie Eichel geschaffen hatte, zählt zu den bedeutenden, wenn auch etwas aus der Aufmerksamkeit geratenen historischen Landschaftsparks in Eisenach. Auch den Stadtpark rings um die Villa auf dem Pflugensberg hatte Eduard Petzold entworfen – genauso wie den Park Neuenhof, der als sein Erstlingswerk in Thüringen gilt. „Mit seiner künstlich angelegten Grotte, dem Gedenkstein für Sophie von Eichel und dem etwas versteckt liegendem Teich ist der Dürrnhofer Park ein Geheimtipp für einen Sonntagsausflug ins Grüne. Ich bin Walter Hagelganz von Herzen dankbar, dass er sein Wissen um die Parkgestaltung mit uns teilt. Auf lange Sicht möchte ich erreichen, dass wir wieder an die historische Gestaltung anknüpfen“, so Oberbürgermeister Christoph Ihling.
Mit Schülern und als ABM dem Wildwuchs zu Leibe gerückt
Walter Hagelgans war Lehrer unter anderem in der Schule Hötzelsroda und später Sicherheitsinspektor für die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) in der DDR. Jahrelang pflegte er mit Schülern im Rahmen einer AG Naturschutz den Dürrnhofer Park. Die Gruppe entfernte den Wildwuchs und stellte exponierte Bäume wie eine Platane und mehrere Blutbuchen frei. Dass dabei auch ungewöhnliche Wege gegangen wurden, verdeutlicht diese Anekdote: „Einer von zwei nordamerikanischen Tulpenbäumen war nicht mehr zu retten gewesen. Aus Weimar bekamen wir einen kleinen Baum geschenkt – solche Pflanzen waren damals ja nicht zu bekommen. Erst pflanzten wir ihn in den Schulgarten, später zog mein Kollege Siegfried Jäger den Baum in seinem Garten groß und dann haben wir ihn in den Park gesetzt“, erinnert sich Walter Hagelgans. Er blüht noch heute.
Anfang der 1990er Jahre war er dann wieder im Park zugange, diesmal als Leiter einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) für Arbeiter aus dem Automobilwerk. Die Gruppe legte Wege neu an, baggerten den größeren der beiden Teiche aus und schnitt zahlreiche Büsche zurück. Doch das reichte bei Weitem nicht aus, um den ursprünglichen Charakter des Parks wiederherzustellen. Besonders wichtig ist Walter Hagelgans deshalb, dem Oberbürgermeister die verloren gegangenen Sichtachsen zu beschreiben. Sie reichten zur Wartburg und zu den Höhenzügen des Thüringer Waldes, zum Hörselberg und in den Hainich. Diese Sichtachsen sind für Gartenanlangen mit Eduard Petzolds Handschrift typisch. Sie betteten den Park in die umgebende Landschaft ein und vermittelten zusätzlich Struktur und Weite gleichermaßen. Heute sind die meisten zugewachsen.
Industriellenfamilie Eichel kaufte Areal im 19. Jahrhundert
Alten Zeitungsberichten zufolge, die sich im Eisenacher Stadtarchiv finden, wurde im Jahr 1403 erstmals die Dorfstelle „Merczrit“ erwähnt. Um 1420 soll diese aber bereits verlassen worden sein, die Menschen hatten sich vermutlich in der aufblühenden Stadt Eisenach angesiedelt. In den folgenden Jahrhunderten wurde hier ein Meierhof betrieben, von den Einheimischen „Metschrieden“ genannt. In der Goethezeit entstanden ein Herrenhaus und ein kleinerer Park. Der Name „Dürrenhof“ hatte sich eingebürgert. Anfang des 19. Jahrhunderts kauften die Brüder Eichel – Begründer der ersten Industriebetriebe in Eisenach – Landbesitz in der Region: Friedrich Eichel erwarb das Rittergut Madelungen, Carl Eichel das Rittergut Mittelhof mit dem Vorwerk Landstreit und eben dem Landsitz Dürrerhof.
Auf Carl Eichel geht schließlich die großzügige Anlage des Dürrnhofer Parks zurück. Er ließ das Gelände vom Pückler-Schüler Eduard Petzold (1815-1891) in einen weitläufigen Landschaftsgarten umgestalten. Der Dürrerhof diente der Familie Eichel dabei lediglich als Sommersitz. Wie den Zeitungsberichten zu entnehmen ist, wurde die Anlage bis 1940 von einem Förster und bis 1944 vom letzten Gärtner, Reinhold Reiße, gepflegt. Ab den 1975er Jahren gab es eine Sanierung des Parks. Am 20. Februar 1984 wurde der Park Dürrerhof laut eines Beschlusses des Rates des Kreises Eisenach vom 23. März 1979 zum Denkmal der Landschafts- und Gartengestaltung erklärt. Die Urkunde liegt dem Stadtarchiv Eisenach vor. Im Jahr 1996 erstellte der Dipl. Ing. Brucksch im Auftrag der Stadt Eisenach ein Pflege- und Entwicklungskonzept für den Park.
Das Fachgebiet Grünflächen möchte im Dürrnhofer Park die Sitzgelegenheiten erneuern und wirbt um Bankspenden. Weitere Informationen hierzu finden Sie online unter folgendem Link: https://www.eisenach.de/rathaus/rathaus-verwaltung/fachbereiche/infrastruktur/bankspenden/