Ein besonderes, musikalisches Erbe: Das Stadtarchiv Eisenach erhält den Nachlass von Wilhelm Lutter

Bildquelle: Elke von der Gabelentz, Tochter von Wilhelm Lutter, unterschreibt mit Dr. Reinhold Brunner (rechts), Leiter Fachdienst Museum und Archiv, die Schenkungsurkunde für den Nachlass ihres Vaters. Mit dabei ist Ingo Lutter, Sohn des Eisenacher Musikpädagogen. © Stadt Eisenach/Birgit Schellbach
Das Stadtarchiv Eisenach hat am Dienstag (4. Februar) den Nachlass des Musikpädagogen Wilhelm Lutter (1914 bis 1999) erhalten. Elke von der Gabelentz, Tochter Wilhelm Lutters und Vertreterin der Erbengemeinschaft, unterzeichnete die Schenkungsurkunde im Salon des Stadtschlosses gemeinsam mit Dr. Reinhold Brunner, Leiter Fachdienst Museum und Archiv. Anwesend war auch einer der beiden Söhne, Ingo Lutter.
Der Musikpädagoge Wilhelm Lutter war von 1951 bis zu seinem Tod im Jahr 1999 in Eisenach aktiv und prägte durch sein außergewöhnliches Engagement gut ein halbes Jahrhundert lang die Kulturlandschaft in der Region.
„Es ist uns eine große Freude, dass es gelungen ist, den Schatz an Eisenacher Kulturgeschichte, den unser Vater zusammengetragen hat, an das Stadtarchiv zu übergeben“, betonte Elke von Gabelentz und dankte allen, die in der Stadtverwaltung an der Vertragsvorbereitung beteiligt gewesen sind. „Der Nachlass dokumentiert nicht nur ein Lebenswerk und eine Biografie, sondern lokale Verwurzelung und Stadtgeschichte. Er ist etwas ganz Besonderes“, hob Dr. Reinhold Brunner hervor.

Musiklehrer und Kulturkritiker
Wilhelm Lutter ist am 6. April 1914 in Kamen (Westfalen) geboren worden und erhielt bereits als Kind Klavier, Orgel- und Cellounterricht. Sein Studium absolvierte er von 1935 bis 1939 an der Staatlichen Hochschule für Musikerziehung und Kirchenmusik in Berlin-Charlottenburg.
Nach dem Kriegsdienst und anschließender Gefangenschaft begann er seine Laufbahn als Musiklehrer an der damaligen Landesinternatsschule „Hermann Lietz“ 1947 in Gebesee. 1951 erfolgte die Berufung nach Eisenach an das Ernst-Abbe-Gymnasium. Kurz darauf wurde er zum Fachberater für Musik ernannt, übernahm die Chor- und Orchesterleitung an der Schule und begann nebenberuflich Konzertkritiken für die Lokalzeitung zu schreiben.
Des Weiteren entwickelte er in enger Zusammenarbeit mit dem damaligen Generaldirektor der Eisenacher Landeskapelle ein für die damalige DDR beispielhaftes System von Kinder- und Jugendkonzerten. „Vom Kindergarten bis zur 12. Klasse hatten alle Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, mehrmals im Jahr ein Konzert zu besuchen“, erinnerte sich die Tochter. Dabei sind unter anderem eigene Kompositionen von Wilhelm Lutter und seine Bearbeitungen von Werken anderer Musiker aufgeführt worden.
1960 gründete Wilhelm Lutter außerdem das „Collegium musicum“, eine Kammermusikvereinigung mit wechselnder Besetzung, welche er mehr als 30 Jahre selbst leitete. Aus dem aktiven Schuldienst trat er erst im Alter von 68 Jahren aus. Am 22. Oktober 1999 verstarb Wilhelm Lutter in Eisenach.
Kompositionen, Dokumente und Fotos
Der Nachlass enthält nicht nur persönliche Dokumente, sondern auch Unterlagen aus seiner Tätigkeit als Musiklehrer und Leiter verschiedener Chöre und Orchester. Dazu kommen rund 80 Kompositionen und bearbeitetes Notenmaterial, die der Sohn, Ingo Lutter, erfasst und auf der Internetplattform IMSLP digitalisiert hat, um sie für jedermann zugänglich zu machen.
Weiter gehören zum Nachlass selbst angelegte Chroniken, Tonbänder und Kassetten, Fotoalben, fachbezogene Korrespondenzen sowie Unterlagen zur Mitgliedschaft in verschiedenen Gremien, Verbänden und Gesellschaften. Rund 2.000 Zeitungs-Rezensionen zu Kulturereignissen aus Eisenach und der Umgebung füllen allein 15 Ordner.
Mit der Schenkung des Nachlasses erhält das Stadtarchiv Eisenach ein besonderes musikalisches Erbe, welches einen nahezu vollständigen Überblick über die musikalischen Entwicklungen in Eisenach zur DDR-Zeit bietet. Das Stadtarchiv freut sich, diesen bedeutenden Fundus in seine Bestände aufnehmen zu dürfen und der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können.