Einmaliger Museumsschatz wird restauriert

Das im Thüringer Museum Eisenach wiederentdeckte Kunstwerk „Karton zum Sgrafitto an der Villa Wahnfried“ kann restauriert werden. Der Karton aus den Jahren 1873/1874 ist eine formatgleiche Vorzeichnung zum Sgrafitto am Haus Wahnfried in Bayreuth. Um den Karton zu erhalten, ihn angemessen aufzubewahren und ihn künftig dem Publikum präsentieren zu können, sind rund 14.000 Euro notwendig. Mit diesem Geld kann das Kunstwerk restauriert werden. Dafür gab der Haupt- und Finanzausschussam 29. November grünes Licht.

Der Karton wurde dem Reuter-Wagner-Museum offenbar zur Museumsgründung vom Künstler selbst geschenkt und war hier trotz seiner Größe von 4,30 mal 2,80 Metern wohl über einige Jahre in der damaligen Wagner-Ausstellung in den heute wieder Fritz Reuter gewidmeten Räumen der Beletage ausgestellt. Danach geriet er in Vergessenheit und wurde erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt. Diese großformatigen Vorzeichnungen sind nur selten erhalten geblieben und haben in den letzten Jahren vermehrt das Interesse der kunsthistorischen Forschung gefunden. Erst mit Hilfe solcher Vorzeichnungen kann Motiventwicklungen nachgeforscht werden. Gleichzeitig steht der Karton in der Tradition der großen Wandbilder, wie denen von Julius Schnorr von Carolsfeld und anderen, die im 19. Jahrhundert vielfach in Auftrag gegeben worden sind, erklärt Museumsleiterin Dr. Annika Johannsen.

Der Eisenacher Karton ist darüber hinaus für das Reuter-Wagner-Museum und dessen Geschichte von Bedeutung, weil er im Zuge der Museumsgründung und des Ankaufs der Oesterlein-Sammlung nach Eisenach kam und lange auf ungewöhnliche Weise ausgestellt war.

Zum Sgrafitto
Ein Sgrafitto ist eine Dekorationstechnik zum Bearbeiten von Wandflächen. Nach der Auflage verschiedenfarbiger Putzschichten werden Teile der oberen Putzschicht abgekratzt und Teile der darunterliegenden Putzschicht freigelegt, sodass durch den Farbkontrast ein Bild erzeugt wird.

Bekannt ist, dass Karton und das Bayreuther Sgraffito von dem Weimarer Künstler Robert Isidor Krauße geschaffen wurden. Krauße lebte später in München und Dresden. Krauße erhielt den Auftrag zum Sgraffito von Richard Wagner selbst und fertigte den Karton zwischen 1873 und 1874, das Sgraffito wurde 1874 gefertigt. Dargestellt sind – wie Wagner selbst schreibt – der „germanische Mythos“ zwischen den Personifikationen der antiken Tragödie und der Musik, die in Gestalt des früh verstorbenen und von Wagner verehrten Opernsängers Ludwig Schnorr von Carolsfeld sowie der Opernsängerin Wilhelmine Schröder-Devrient und Cosima Wagner gezeigt werden. Wagners Sohn Siegfried steht als Knabe neben seiner Mutter.

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