Eisenach gedenkt Pogrom an jüdischen Einwohnern 1938

Bildquelle: Werbeagentur Frank Bode | www.werbe-bo.de

Am Abend des 9. November 1938 gab es auch in Eisenach ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung. Daran erinnern seit Jahren zahlreiche Vertreter von Vereinen, Verbänden und Institutionen am 9. November.

In diesem Jahr lädt die Stadt Eisenach gemeinsam mit dem Freistaat Thüringen, dem Evangelischen Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen, der katholischen Kirchgemeinde St. Elisabeth, der Staatlichen Regelschule „Johann Wolfgang von Goethe“, dem Eisenacher Bündnis gegen Rechtsextremismus (BgR) und der IG Metall an diesem Tag erneut alle Eisenacher Einwohner zu einer Gedenkveranstaltung ein.

An der Synagogen-Gedenkstätte wird 16.30 Uhr der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow in seiner Rede an die Ereignisse vor 79 Jahren erinnern. Anschließend wird mit einem Gebet der Evangelischen Kirchgemeinde, stillem Gedenken und einer gemeinsamen Kranzniederlegung der Opfer des Pogroms gedacht. Der Chor „Cantiamo“ der städtischen Musikschule „Johann Sebastian Bach“ wird das Gedenken musikalisch begleiten.

Anschließend gegen 17.15 Uhr beginnt der Gedenkmarsch zum Bahnhof – entlang der Strecke, die hunderte jüdische Einwohner Eisenachs im Mai 1942 auf dem Weg zu ihrer Deportation gehen mussten. Der Weg führt von der Synagogen-Gedenkstätte über die Goethestraße, die Schillerstraße und die Gabelsbergerstraße bis zum Bahnhof. Schülerinnen und Schüler der Regelschule „Johann Wolfgang von Goethe“ erinnern mit Gedichten und Gitarrenmusik auf dem Marsch an das Schicksal der Eisenacher Juden. An der Gedenktafel in der Goethestraße / Ecke Schillerstraße spricht Katrin Huber von der IG Metall mahnende Worte.

Gegen 17.45 Uhr sprechen dann Oberbürgermeisterin Katja Wolf und Thekla Bernecker (BgR) in der Halle des Hauptbahnhofes Worte des Gedenkens und der Mahnung, erneut begleitet vom Chor Cantiamo. Mit einem abschließenden Gebet von Pfarrer Bernhard Wehner vom Katholischen Pfarramt St. Elisabeth wird der Opfer des Pogroms und der Deportation gedacht. Zum stillen Gedenken können im Eisenacher Hauptbahnhof Kerzen aufgestellt werden.

Pogrom in Eisenach:
In der Pogromnacht waren damals viele Eisenacher Juden in der Gothe-Sporthalle neben der heutigen Synagogen-Gedenkstätte zusammengetrieben worden, bevor viele von ihnen nach Buchenwald abtransportiert wurden. Die Eisenacher Synagoge wurde in der Pogromnacht am 9. November 1938 völlig zerstört. Nachdem Mitglieder der Hitlerjugend und der SA (Sturmabteilung) die Einrichtung mit Äxten zerschlagen hatten, zündeten diese gegen 22.30 Uhr das Gotteshaus an, das bis auf die Grundmauern abbrannte. Alle jüdischen Geschäfte, viele Wohnhäuser und der Friedhof wurden demoliert. Im September 1941 wurde die 145 noch in der Stadt lebenden Juden im Haus Goethestraße 48 eingepfercht und 1942 von dort nach Belzec und Theresienstadt deportiert. Nur wenige der Deportierten überlebten.

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