Eisenach gedenkt Pogrom an jüdischen Einwohnern 1938: Kulturelles Begleitprogramm im Landestheater

75 Jahre ist es her, dass am 9. November 1938 auch in Eisenach ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung stattgefunden hat. Daran erinnern seit Jahren zahlreiche Vertreter von Vereinen, Verbänden und Institutionen am 9. November. In diesem Jahr wird neben Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf auch Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht an der Gedenkveranstaltung teilnehmen. Erstmals beteiligen sich auch das Landestheater Eisenach und Akteure des Projektes »80vontausend».

Beginn ist um 14 Uhr an der Synagogen-Gedenkstätte (Karl-Marx-Straße). Dort findet ein ökumenischer Gottesdienst statt. Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht wird Gedenkworte sprechen, Schülerinnen und Schüler der Goetheschule werden ein künstlerisches Programm gestalten. Die Eisenacher Synagoge wurde in der Pogromnacht am 9. November 1938 völlig zerstört. Nachdem Mitglieder der Hitlerjugend und der SA (Sturmabteilung) die Einrichtung zerschlagen hatten, zündeten die Nationalsozialisten gegen 22.30 Uhr das Gotteshaus an.

Gegen 14.30 Uhr beginnt der Gedenkmarsch entlang der Strecke, die hunderte jüdische Einwohner Eisenachs im Mai 1942 auf dem Weg zu ihrer Deportation gehen mussten. Der Weg führt von der Synagogen-Gedenkstätte in die Goethestraße, dann in die Schillerstraße und die Gabelsbergerstraße bis zum Bahnhof. Kurze Worte des Gedenkens wird Oberbürgermeisterin Katja Wolf am Haus Goethestraße 48 sprechen. Dort erinnert eine Gedenktafel daran, dass sich hier die Eisenacher Juden im Mai 1942 vor ihrer Deportation zu versammeln hatten. Der Gedenkmarsch endet gegen 15 Uhr mit einem stillen Gedenken im Eisenacher Hauptbahnhof. Andreas Kellner hat dazu eine musikalische Begleitung vorbereitet. Vor dem Bahnhof wird eine audiovisuelle Präsentation des Projektes «80vontausend» gezeigt.

Gegen 15.15 Uhr beginnt der gemeinsame Rückweg zum Landestheater. Dort – in einem Container auf dem Theaterplatz – finden in der Zeit zwischen 15.30 und 17.30 Uhr viertelstündige Lesungen statt. Sie reflektieren in verschiedener Weise das Thema des Gedenkens. Auch im Landestheater selbst wird gelesen: im Foyer des 2. Obergeschosses von 16.30 bis 17.30 Uhr aus dem Stück «Empfänger unbekannt». Das Wartburg-Radio veranstaltet im Foyer des 1. Obergeschosses eine Live-Sendung. Außerdem gibt es weitere Aktivitäten des Projektes «80vontausend» und ein Live-Hörspiel von Lehrern und Schülern des Diakonischen Bildungsinstitutes. Das Theatercafé ist während dieser Zeit geöffnet. Die Veranstaltung endet gegen 17.30 Uhr.

Die Veranstaltung wird von der Stadt Eisenach, dem Evangelischen Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen, der Katholischen Kirchgemeinde St. Elisabeth, dem Landestheater Eisenach, dem DGB-Kreisverband Eisenach-Wartburgkreis, der 4. Staatlichen Regelschule Eisenach Goetheschule, dem Eisenacher Bündnis gegen Rechtsextremismus, dem Projekt 80vontausend, Andreas Kellner, dem Wartburg-Radio und dem Diakonischen Bildungsinstitut gemeinsam ausgerichtet.

Projekt «80vontausend – Mehr Demokratie tragen»:
Schülerinnen und Schüler, Familien, Vereine, Künstlerinnen und Künstler sowie weitere Beteiligte tragen in der Zeit vom 9. bis 17. November zirka 40 Rucksäcke durch die Stadt. Aus diesen Rucksäcken werden Tonaufnahmen zu hören sein. Dabei handelt es sich um Antworten, Erlebnisse, Geschichten, Lieder oder Gedichte von Bürgerinnen und Bürgern zum Thema Machtergreifung der Nationalsozialisten vor 80 Jahren. Welche Erlebnisse liegen zwischen der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 und der heutigen demokratischen Stadt Eisenach?
Was haben wir bis heute ertragen, mitgemacht, erkämpft oder vorgelebt auf dem Weg in unsere Demokratie? Mit welcher Musik und mit welchen Liedern verbinden wir diese Ereignisse? Was bedeuten uns Freiheit, Vielfalt und Toleranz? Die aufgezeichneten Beiträge zu diesen Fragen sollen zum Nachdenken und zum Gespräch über die Demokratie anregen, die auch heute nicht selbstverständlich ist. Initiator und künstlerischer Leiter des stadtweiten Audioprojektes zum Mitmachen ist Hans Ferenz. Weitere Informationen zum Projekt und das Eisenacher Programm vom 9. Bis 17. November gibt es im Internet unter www.80vontausend.de.

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